Brilon. Das Projekt Bahnhof Brilon Wald ist auf der Zielgeraden. Mitte 2020 soll der Betrieb starten. Seit ein paar Tagen kostet das Parken dort Geld
Der Bahnhof Brilon-Wald erwacht zwar langsam, aber doch mehr und mehr zum Leben. Zu den Hansetagen im kommenden Sommer sollen das Hotel und die Gastronomie eröffnet werden. Doch schon vorher wird das von Grund auf sanierte Gebäude genutzt, und zwar über den am vergangenen Wochenende wieder einmal dort vom Verein Brilon-Wald aktiv ausgerichteten und bestens besuchten Weihnachtsmarkt hinaus.
Anfang des Jahres starten dort die „Kamin-Gespräche“. Im Erkerzimmer des historischen Gebäudes wollen die Waldbahnhof-Betreiber ein offenes Diskussionsforum rund Themen aus Tourismus und Wirtschaft etablieren. Eckhard Lohmann, einer der Initiatoren und Investoren des Waldbahnhof Sauerland-Projektes, sieht das Forum als „Ideen-Schmiede“ für Interessenten aller Generationen und gesellschaftlichen Bereiche an. Schwerpunktmäßig soll es dabei um die weitere Entwicklung des sogenannten Briloner Südens gehen. „Was hier passiert“, sagt Lohmann, „wirkt auch in die anderen Bereiche der Stadt hinein und dient somit der Vitalisierung der ganzen Stadt.“
Günstiger Anschluss nach Frankfurt
Um Interesse für das Projekt zu wecken, hatten die Waldbahnhof-Betreiber Vertreter aus öffentlichem Leben und Politik, aus der Kernstadt wie aus den Dörfern, zu einer Bahnfahrt von Brilon-Stadt nach Brilon-Wald eingeladen. Rund 40 Teilnehmer machten sich auf die achtminütige Reise. Dass mittlerweile mit dieser Strecke und dem Anschluss an Obere Ruhrtalbahn und an die Kurhessenbahn wieder ein attraktives Schienenverkehrsangebot zur Verfügung stehe, sagte Bernhard Penno, Seniorchef der Fa. Rembe und ebenfalls einer der Waldbahnhof-Initiatoren. Er selbst ziehe zum Beispiel für Fahrten nach Frankfurt mittlerweile die Tour mit der Kurhessenbahn über Marburg dem Auto vor.
Modernisierungsoffensive der Deutschen Bahn
Bei einer kurzen Ansprache auf dem Bahnsteig verwies Eckhard Lohmann auf die anstehende Modernisierung des Bahnsteigs. Rund 7,2 Millionen Euro steckt die Deutsche Bahn in die Herrichtung ihrer Betriebseinrichtungen. Dazu gehört neben der Erneuerung der beiden für den Personenverkehr benötigten Mittelbahnsteige auch der Ersatz des versifften Tunnels durch eine Brücke wie sie zum Beispiel in den vergangenen Jahren auf den Bahnhöfen Olsberg und Bestwig angelegt worden ist. Die Brücke soll nach bisherigen Planungen - und Notwendigkeiten - bis zum zweiten Bahnsteig reichen.
Bahnhofs-Chronologie
1913 wurde der heutige Bahnhof Brilon-Wald gebaut, nachdem das erste, 1872 errichtete Empfangsgebäude abgerissen wurde.
2004 erwarb die Stadt Brilon das Bahnhofsgebäude von der Deutschen Bahn.
2008 startete das „Waldbahnhof Sauerland“-Projekt.
2013 erwarb die Gesellschaft das Gebäude von der Stadt.
Lohmann sagte, dass es sinnvoll sei, diesen bisher rund 40 Meter langen Brückenschlag ein Stück weiter über die Hoppecke bis an die Flanke des Hammerkopfs, ein - so Lohmann - „Waldmeer“, zu verlängern. Denn dort verläuft ein Wander- und Mountainbikeweg von Brilon nach Willingen. Auch das trage zur Aufwertung der sanften, auf Entschleunigung ausgerichteten touristischen Infrastruktur bei und fördere den grenzüberschreitenden Ausbau nutzerorientierter Freizeit- und Urlaubsangebote.
Betreiber für Hotel und Restaurant eingestellt
In die eingebaut werden sollen auch die bereits seit einigen Jahren auf dem Bahngelände abgestellten ehemaligen Schlafwagen. Sie werden aufbereitet und in das Waldbahnhof-Konzept eingebunden. Wie, das wollte Lohmann noch nicht sagen.
Was er aber herausließ: den Namen des künftigen Betreibers von Hotel (Stand heute: elf Zimmer, 56 Betten) und Restaurant (Stand heute: 165 Plätze). Dabei handelt es sich um Dennis Pfister aus Brilon, einen Kenner der Szene und der Gegend, der, so Lohmann, viele Jahre in führenden Häusern der Region tätig war. Mit ihm werden derzeit das Konzept und der weitere Ausbau sowie die Ausstattung des Objektes abgestimmt.
Parkplatz am Bahnhof Brilon-Wald jetzt kostenpflichtig
Zum Wirtschaftsbetrieb Waldbahnhof gehört auch der Parkplatz mit seinen 88 Stellflächen. Seit Menschengedenken konnten dort die Autos kostenlos abgestellt werden. Seit gut zwei Wochen steht dort ein Parkscheinautomat.
Die ersten 15 Minuten ist das Parken mit der Grünen Taste kostenfrei, danach kostet jede weitere viertel Stunde zehn Cent. Ein 3-Stunden-Ticket ist für einen Euro zu haben, das 12-Stunden-Ticket kosten zwei Euro und das Wochenticket acht Euro.
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Die Einnahmen, Eckhard Lohmann, werden zweckgebunden zur Unterhaltung der Anlage aufgewandt. Ähnlich wie bei der Benutzung der neu gebauten Sanitär-Einrichtung, die gegen Entgelt auch den Reisenden zur Verfügung steht. Was aber offenbar nicht alle respektieren wollen. Vor ein paar Tagen, sagt Eckhard Lohmann, seien sowohl auf dem Damen- wie auch auf dem Herren-WC die Türen mit roher Gewalt eingetreten worden.
Weitere Infos: www.waldbahnhof-sauerland.de