Korbach/Winterberg. Ein ehemaliger Chefarzt aus Winterberg arbeitet jetzt in Korbach. Dr. Christoph Konermann hatte das insolvente St. Franziskus-Hospital verlassen.

Es war ein harter Schlag in einer schwierigen Zeit mitten im Insolvenzverfahren: Das Krankenhaus Winterberg, das derzeit um seine Zukunft kämpft, verlor Ende Dezember 2019 seinen Ärztlichen Direktor und den Chefarzt der Chirurgie, Dr. Christoph Konermann. Der renommierte Mediziner, der als Koryphäe auf dem Gebiet der Endoprothetik gilt, hatte das insolvente Krankenhaus in Winterberg verlassen und seinen Wechsel nach Korbach bestätigt.

Krankenhaus Winterberg seit November 2019 insolvent

Anfang November hatte die Geschäftsführung des Winterberger Hospitals den Insolvenzantrag gestellt. Die Geschäftsführerin des Krankenhauses, Agnes Hartmann, hatte im Dezember bereits auf WP-Nachfrage Konermanns Abschied bestätigt.

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Dieser verlasse das St.-Franziskus-Hospital auf eigenen Wunsch. Konermann hatte gegenüber der Westfalenpost betont, dass seine „Kündigung nichts mit der Insolvenz des Hauses zu tun“ habe. In Korbach werde er, so Konermann, nur noch ausgewählte Operationen durchführen, aber beispielsweise keine Nacht- und Notdienste mehr übernehmen müssen. Auch das sei für einen Arzt seines Alters – Konermann ist 65 Jahre alt – attraktiv. „Meine Entscheidung zum Wechsel nach Korbach stand fest, bevor die Insolvenz in Winterberg bekannt wurde. Und ich hätte sie auch getroffen, wenn ich vorab davon gewusst hätte“, betont der Mediziner damals.

Korbach baut sein Endoprothetikzentrum aus

Für das Stadtkrankenhaus Korbach ist der Mediziner ein Gewinn. Es baut jetzt sein Endoprothetikzentrum aus. Dr. Christoph Konermann biete zusätzlich spezielle Endoprothetik für Knie- und Hüftgelenke an, so das Krankenhaus in einer Mitteilung.

Unter der Leitung von Dr. Arne Fittje, Chefarzt Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, werde in Korbach bereits das gesamte Spektrum der Hüft-, Knie- und Schultergelenk-Endoprothetik inklusive Wechseloperationen durchgeführt. Mit Dr. Christoph Konermann erhält das Team im Korbacher ab Februar 2020 zusätzliche Unterstützung.

Dr. Christoph Konermann war seit 2012 als Chefarzt der Chirurgie und Leiter des Endoprothetikzentrums für das Winterberger St. Franziskus-Hospital tätig. In dieser Funktion hat er ein zertifiziertes Endoprothetikzentrum etabliert und ca. 2.000 Endoprothesen eingebaut. Dafür waren die Patienten weit über das eigentliche Einzugsgebiet hinaus und sogar aus dem Ausland angereist. „Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Dr. Konermann einen weiteren erfahrenen Chirurgen für unser Haus gewinnen konnten“, freut sich Sassan Pur, Geschäftsführer des Stadtkrankenhaus Korbach. „Herr Dr. Konermann wird am Stadtkrankenhaus Korbach als leitender Arzt des neuen Bereiches „Orthopädie 2“ somit weiterhin seine Patienten betreuen.“

Verschiedene Verfahren bei Operationen

Neben den bewährten Standardverfahren kommt nunmehr auch die AMIS Methode im Endoprothetikzentrum Korbach zur Anwendung. Ein Verfahren, dass bereits seit vielen Jahren in der international renommierten Universitätsklinik in Zürich durchgeführt wird und deren Vorteile zunehmend durch Hüftchirurgen in Deutschland und Österreich erkannt werden. AMIS steht für „Anterior Minimally Invasive Surgery“ und beschreibt den optimal muskelschonenden Zugangsweg zum Hüftgelenk von vorne bei der Operation des künstlichen Hüftgelenkes. Statt einer üblicherweise ca. 15-20 cm langen Schnittstelle werden bei der neuen OP-Technik nur 6-10 cm benötigt.

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Dadurch werden weniger Muskeln und Nerven beschädigt. Die Patienten verlieren weniger Blut, haben nach der OP weniger Schmerzen und sind schneller wieder beweglich.

Auch im Kniebereich wenden die Operateure des Endoprothetikzentrum mit dem so genannten MyKnee-Verfahren eine moderne Operationsmethode an, schreibt das Krankenhaus. Dabei werde nicht mehr das gesamte Kniegelenk ausgetauscht, sondern mittels einer Computerschablone nur die zerstörten Gelenkflächen von Schienbeinkopf und Oberschenkelknochen ersetzt. So wird beim Implantieren weniger Knochenmaterial abgetragen und das Knie verheilt schneller.„Welcher Gelenkersatz für den jeweiligen Patienten der geeignete ist stimmen wir individuell und gemeinsam mit dem Patienten anhand seiner Bedürfnisse ab“, erläutert Dr. Arne Fittje.

Minimaler Knochenverlust und ein Maximum an Stabilität

Neben AMIS und MyKnee wende das Korbacher EPZ weitere renommierte Operationsverfahren und Endoprothesen an. Faktoren wie die Schwere des Gelenkverschleißes, die vorhandene Knochensubstanz und die Bandstabilität spielen bei der Auswahl des richtigen Gelenkersatzes eine zentrale Rolle. „Unser gemeinsames Ziel ist es, bei minimalem Knochenverlust ein Maximum an Stabilität bei einer guten Funktion des Gelenkes zu erreichen“, ergänzt Dr. Christoph Konermann. Außer der prothetischen Versorgung von Knie und Hüfte werden bei entsprechender Notwendigkeit auch künstliche Gelenke im Bereich der Schulte, Ellenbogen und Sprunggelenk implantiert.