Züschen/Winterberg. Zwei Gutachter haben die verschiedenen Vorschläge zum Um- oder Neubau des Gerätehauses bewertet – und favorisieren unterschiedliche Lösungen.
Werden im Ratssaal zusätzliche Stühle in den Zuschauerraum gekarrt, steht nicht selten ein Feuerwehrthema auf der Agenda. Auch am Donnerstag (23.1.) tagte das Gremium unter dem Blick vieler zusätzlicher Augenpaare, denn es ging um das Feuerwehrhaus in Züschen: politische Diskussionsrunde 1 nach Veröffentlichung wichtiger Gutachten.
Zum Hintergrund: Mehrere Feuerwehrhäuser im Stadtgebiet Winterberg müssen modernen Anforderungen angepasst werden, auch in Züschen steht ein Neu- oder Umbau an.
Die Diskussion wurde in dem Ort besonders intensiv geführt, nicht zuletzt aufgrund des Musikvereins: Der hat in dem historischen Gebäude seinen Proberaum und wehrte sich vehement gegen einen möglichen Abriss.
Vor knapp einem Jahr kam es zu einem runden Tisch, dabei wurden neben dem bisherigen drei alternative Standorte für ein neues Feuerwehrgerätehaus ins Spiel gebracht: in der Dechant-Dobbener-Straße auf der Wiese gegenüber dem Kindergarten, Im Bentheim auf der Freifläche zwischen den Einmündungen Felsenstraße und Am Hackelberg sowie in der Nuhnetalstraße im Bereich „Alter Bahnhof“.
Alle vier Standorte, so wurde es damals vereinbart, sollten aus baulicher und brandschutztechnischer Sicht bewertet und verglichen werden. Diese Ergebnisse liegen nun vor.
„Im Bentheim“ ungeeignet
Einhellig als ungeeignet bewerten beide beauftragten Experten nur einen Standortvorschlag: den Im Bentheim. Zu klein, ohne Erweiterungsmöglichkeiten, enge und kurvige Zufahrtswege, dazu vermutlich hochwassergefährdet – für diese Option spricht offenbar nichts.
Das Ingenieurbüro Veldhuis favorisiert aus seiner baufachlichen Sicht das Gelände am Alten Bahnhof. Dort müsste zwar erst der Erwerb des Grundstücks geklärt werden. Dieses ist aber so groß, dass nicht nur auf lange Sicht Entwicklungspotenzial bliebe, sondern ein Teil sogar weiterverkauft oder verpachtet werden könnte. Für gut 1,4 Mio. Euro, so der Fachmann, könnte sich die Züscher Feuerwehr hier zukunftsfähig aufstellen.
Deutlich weniger positiv sieht der Brandschutzsachverständige Christian Eichhorn diesen Standort. Denn er liegt in der Nähe des Ortsausgangs Richtung Hallenberg und würde die Anfahrtswege verlängern – sowohl für die Mehrzahl der Freiwilligen auf dem Weg zum Gerätehaus als auch zu Einsätzen in Züschen und Winterberg.
Der Favorit des Brandschutzexperten ist das Gelände an der Dechant-Dobbener-Straße. Es biete eine gute Lage, Erweiterungsmöglichkeiten und sei anders als der bisherige Standort allein der Feuerwehr vorbehalten. Eine Erweiterung oder ein Neubau am bisherigen Standort sei die zweitbeste Lösung.
Dort sind prinzipiell zwei Varianten möglich. Entweder wird das bisherige Feuerwehrhaus erhalten und umfangreich angebaut, oder abgerissen und ein Neubau an dieselbe Stelle gesetzt.
Umbau wäre teuerste Variante
Bei der Umbauvariante entstünden eine neue Fahrzeughalle und Parkplätze auf einem Nachbargrundstück. Zwischen diese Halle und den Altbau käme ein zweigeschossiger Anbau für Umkleiden, Duschen, WCs und Büros. Die Raumnutzung im Altbau würde angepasst; der Proberaum des Musikvereins bliebe bestehen.
Bei der Neubauvariante müsste das alte Feuerwehrhaus aus Platzgründen weichen. Um die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten, würde es in zwei Abschnitten abgerissen, an seine Stelle träte ein dreigeschossiger Neubau, von dem der Musikverein das Untergeschoss bekäme.
Die in der baufachlichen Bewertung genannten Kosten für die einzelnen Varianten sind noch grobe Schätzungen mit vielen Unwägbarkeiten. Sicher ist sich der Bausachverständige aber, dass ein Umbau am bisherigen Standort deutlich teurer werden würde als ein Neubau an selber Stelle.
Veldhuis kommt auf Kosten von 1,6 Mio. Euro für die Neubau-, aber über 2 Mio. Euro für die Umbauvariante. Sie wäre damit die bei Weitem Teuerste aller vier Optionen, wobei die Kosten für eine eventuell nötige energetische Ertüchtigung des Altbaus noch nicht eingerechnet sind.
Ortsbildprägendes Gebäude
Ungeklärt ist auch noch die Frage, was im Fall eines Umzugs der Feuerwehr mit dem alten Feuerwehrhaus passieren soll – immerhin ein historisch interessantes, zentrales und ortsbildprägendes Gebäude.
Das sei auch eine Frage an die Dorfgemeinschaft, bemerkte im Rat Martin Schnorbus (CDU). Die beiden Züscher Ratsmitglieder Joachim Reuter (CDU) und Richard Gamm (SPD) betonten, es werde dazu noch in dieser Woche Gespräche mit Ortsheimatpfleger, Musikverein und weiteren Beteiligten geben.
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Zufrieden dürften die anwesenden Wehrleute Bürgermeister Eicklers erneute Versicherung zur Kenntnis genommen haben, dass eine Entscheidung nur im Konsens mit Ort und Feuerwehr falle. Auf Nachfrage der WP, welche Lösung von den Freiwilligen selbst bevorzugt wird, hatte Löschgruppenführer Markus Lange gestern noch keine Antwort. Man wolle erst intern sprechen, die erste Runde sei für Samstag (25.1.) anberaumt.