Bredelar. Es geht um einen angesägten Vogelmasten und eine gestohlene Königskette. Zum 100-Jährigen geben die Bürgerschützen Bredelar eine Chronik heraus.

Glaube, Sitte, Heimat - die Schützen aus den Vereinen und Bruderschaften leben ihre Traditionen, fühlen sich der Zukunft verpflichtet und nehmen die Menschen mit. Nicht umsonst hat die Unesco das Schützenwesen zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Der Bürgerschützenverein Bredelar sieht sich den Grundsätzen des Schützenwesens im 100. Jahr seines Bestehens besonders verpflichtet und feiert über Pfingsten sein großes Jubiläumsschützenfest.

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres hatten die Bürgerschützen jetzt zum Neujahrsempfang in ihre gute Stube eingeladen und stellte in dem Rahmen ihre neue, druckfrische Vereinschronik zum 100-Jährigen vor.

Neue Vereinschronik vorgestellt

Rekord: 12 Minuten Vogelschießen

Zwei Stadtschützenkönigspaare kommen aus den Reihen der Bredelarer Bürgerschützen:1988 in Beringhausen: Hugo und Gertrud Oligmüller, 1995 in Obermarsberg: Tiberiu Tibenschi und Stefanie Köhne.

369 Mitglieder gehören den Bürgerschützen an, davon 42 Ehrenmitglieder.

12 Minuten dauerte das schnellste Vogelschießen. Burkhard Köhne machte 1984 kurzen Prozess.

Die erste Königskette verschwand aus der Wohnung des Schützenhauptmanns Johann Selzer. 1950 wurde eine neue Kette angeschafft.

Die Chronik ist für 15 Euro frei verkäuflich.

Viel Arbeit und Zeit habe der Schriftführer der Bürgerschützen, Marcel Borghoff, in die Chronik gesteckt, „das ist nicht selbstverständlich“, dankte ihm der 1. Vorsitzender „im Namen des ganzen Dorfes“, in seiner Begrüßungsrede „anlässlich dieses ganz besonderen Anlasses“. Gekommen waren Abordnungen aller Vereine im Dorf, die Unterabteilungen der Bürgerschützen, wie Karnevalsverein und Klosterschützen. Auch sie zog der Vorsitzende in seine Dankesworte ein: „Ihr habt immer ein offenes Ohr, wenn Hilfe gefragt ist.“ Gekommen waren auch Pastor Dieter Moors, Pfarrer Markus Pape, das aktuelle Königspaar Annika und Manuel Freitag, das Kaiserpaar Jürgen und Renate Freitag und der Jungschützenkönig Marlin Hebecker, alle ehemaligen Majestäten und Ortsbürgermeister Heinz Emmerich.

Bürgermeister gratuliert

Auch Bürgermeister Klaus Hülsenbeck gratulierte im Namen von Stadtrat und Verwaltung und lobte das Schützenwesen im Allgemeinen und den Jubiläumsverein im Besonderen „als einen unverzichtbaren Eckpfeiler zum Gelingen des Gemeinwohls in der Stadt.“ Damit es einen festen Stellenwert in der Dorfgemeinschaft behält, wünscht sich Vorsitzender Köhne, „dass sich immer wieder Personen finden, die ihre Freizeit und ihre Kraft diesem Verein widmen und Verantwortung übernehmen.“

Chronist Marcel Borghoff

Einer von ihnen ist der Autor der neuen 200 Seiten starken Vereinschronik. Mit leichter Sprache geschrieben ist es eine gelungene Zeitreise durch die bewegte Geschichte des Vereins. Die vielen Fotos von Königspaaren, Jubelpaaren, Vereinsgründern, früheren Vorständen, Bau der Schützenhalle, feiernden Schützenfestgästen in der Halle und den Festumzügen spiegeln Emotionen, Freude aber auch Trauer wider.

Unterteilt in verschiedene Blöcke erfahren die Leser, wie der Verein gegründet wurde und dass er sich aus einem Volksverein heraus entwickelt hat. Das erste Schützenfest wurde vom 22. bis 23. August 1920 gefeiert, bei strömendem Regen auf „Strewicks“ Wiese“. Erster König war Johann Meier, seine Königin Erna Wiedenroth. Erster Geckkönig wurde Franz Happe.

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Den Vorsitzenden durch die 100 Jahre widmet Marcel Borghoff eigene Porträts und beschreibt den Weg zur eigenen Schützenhalle. 1928 wurde die 780 Quadratmeter große Halle feierlich eingeweiht. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zu einem Lagerraum umfunktioniert. Der Verein wurde mittellos. So ging die Schützenhalle an die Gemeinde Bredelar über. 1948 wurde endlich wieder Schützenfest gefeiert. Das Schießen mit Karabinern war zunächst verboten, so wurden Armbrüste angefertigt nach mittelalterlichem Vorbild.

Besuchermagnet Schützenfest

In den 1950er Jahren entwickelte sich das Schützenfest zum Besuchermagnet. 1952 durfte dann wieder „scharf“ geschossen werden. 1957 hätte das Schützenfest fast in einer Tragödie geendet. In der Nacht zum 9. Juni haben Unbekannte die Vogelstange angesägt, so dass sie beim Vogelaufsetzen in die Menschenmenge gekracht wäre. Wegen eines heftigen Gewitters fiel der Mast aber bereits vorher und verhinderte eine Katastrophe. Die Täter konnten nie ermittelt werden.

Das 50-jährige Jubiläumsschützenfest über Pfingsten 1970 wurde dann in der frisch um- und erweiterten Schützenhalle gefeiert. 295.000 DM ließ sich der Verein die Bauarbeiten kosten. 1978 ging die Halle wieder an den Verein zurück.