Winterberg. Allein im Jahr 2018 lieferte der RTW 2100 Notfälle ins Winterberger Krankenhaus. Das St.-Franziskus-Hospital ist für die Region unverzichtbar.

Bei allen Überlegungen, wie es mit dem Krankenhaus Winterberg weitergehen soll, wird die geographische Lage eine Rolle spielen und dem Standort hoffentlich in die Karten spielen. Das macht der Blick auf eine Krankenhaus-Karte des HSK deutlich.

Der Hochsauerlandkreis mit seinen rund 260.000 Einwohnern und einer Flächengröße von fast 2000 Quadratkilometern kommt auf neun sogenannte Plankrankenhäuser - also Häuser, deren Bedarf das Land durchaus sieht. Hinzu kommen noch zwei Fachkrankenhäuser sowie zwei psychiatrische Einrichtungen in Marsberg.

Nicht nur bei Notfällen unverzichtbar

Ein Krankenhaus-Standort in Winterberg ist allein schon bei Notfällen unverzichtbar. Bei einem Notfall in Winterberg (ohne das St.-Franziskus-Hospital) wäre das nächstliegende Krankenhaus Bigge (22 Kilometer entfernt) und in 24 Minuten erreichbar; danach kommt Korbach, das in 38 Minuten erreichbar wäre (32 Kilometer entfernt). Bis nach Frankenberg dauerte es 40 Minuten (33 km entfernt) und bis nach Meschede sind es 36 Minuten (34 Kilometer). Das sind Streckenlängen und Fahrtzeiten die google maps anbietet und die im Winter sicherlich nicht einzuhalten sind.

Rettungsdienstbedarfsplan

„Es kommt aber auch immer noch darauf an, welches Krankenhaus gerade Kapazitäten frei hat und einen Patienten aufnehmen kann“, sagt HSK-Sprecher Martin Reuther, der auf Nachfrage unserer Zeitung eine interessante Zahl aus dem Rettungsdienst recherchiert hat: „Allein im Jahr 2018 gab es aus dem Raum Winterberg, Hallenberg, Medebach 2100 Rettungswagen-Fahrten zum Krankenhaus Winterberg. Fahrten mit dem Krankentransportwagen sind da noch nicht inbegriffen.“

Auch für den derzeit in Planung befindlichen Rettungsdienstbedarfsplan im Hochsauerlandkreis dürfte der Krankenhaus-Standort Winterberg von enormer Bedeutung sein. Nicht immer trifft der Rettungswagen im HSK binnen der gesetzlich vorgeschriebenen zwölf Minuten ein. In 90 Prozent sollte das der Fall sein, der HSK kommt aber nur auf 85. Daher wird zurzeit z.B. überlegt, die Rettungswache in Medelon aufzulösen und stattdessen eine neue Wache in Medebach und eine in Hallenberg zu bauen. Von beiden Orten aus wäre das Krankenhaus in Winterberg die nächste Anlaufstelle. Korbach bzw. Frankenberg mit Krankenhaus-Standorten wären dann nach Winterberg die nächstgelegenen Ziele. Dadurch würden die Rettungswagen und das Personal aber viel länger außerhalb ihres Einsatzgebietes sein. Das hieße für den Fall eines weiteren Einsatzes müssten entsprechend Personal und Fahrzeuge vorgehalten werden.

Der Rettungsdienstbedarfsplan sollte ursprünglich im Dezember beraten werden. Es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass die Beratungen bis in den Februar dauern werden.

Stadt bzw. Tourismus-Verantwortliche in Winterberg haben bislang zumindest offiziell noch nicht Stellung bezogen, um auf die enorme Bedeutung des Krankenhauses hinzuweisen. Fakt ist aber: Winterberg ist längst keine primäre Winterdestination, sondern ein Ganzjahres-Ziel für Urlauber. Das heißt nicht nur beim Skifahren, sondern z.B auch beim Mountainbiken kann es zu schweren Verletzungen kommen.

Großes Potenzial

Dass das Krankenhaus über seine Funktion der Erstversorgung Potenzial hat, zeigen u.a. nicht zuletzt auch die 600 Endoprothesen die dort pro Jahr operiert werden. Das minimalinvasive Verfahren wird nur an wenigen Häusern in Deutschland angeboten und beschert Winterberg Patienten aus aller Welt.

Die Geschäftsführung der St.- Franziskus-Hospital Winterberg gGmbH hatte vergangene Woche beim Amtsgericht Arnsberg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dem Antrag hat das zuständige Amtsgericht Arnsberg stattgegeben und Rechtsanwalt Andreas Schoß zum vorläufigen Sachwalter bestellt.

„Die Ausgangsbedingungen für eine Neuausrichtung sind günstig, da die Geschäftsführung den Schritt zum Eigenverwaltungsverfahren frühzeitig und aus eigener Entscheidung heraus gegangen ist. Die fälligen Lieferantenverbindlichkeiten und die Gehälter der Mitarbeiter sind gezahlt. Damit ist der Krankenhausbetrieb in den nächsten Monaten gesichert“, so der Generalbevollmächtigte Sanierungsexperte Dr. Christoph Niering.