Korbach/Berndorf. Was passiert eigentlich mit den 320 Tonnen Fleisch und Wurst, die noch in den Lagerräumen der Firma Wilke in Twistetal-Berndorf liegen?

Was passiert eigentlich mit den gelagerten Produkten der Wurstfabrik Wilke, die wegen Listerienkeimen geschlossen wurde? 320 Tonnen Fleisch und Wurst befinden sich noch in den Lagerräumen des Betriebs in Berndorf. Mit der kompletten Entsorgung hat der Landkreis Waldeck-Frankenberg am Mittwoch begonnen.

Die Kreisverwaltung wird zunächst in Vorleistung treten müssen und rund 100 000 Euro dafür bereitstellen. Um zu verhindern, dass die Waren in den Kühlräumen verderben, hatte sich der Landkreis zunächst dafür eingesetzt, dass die Energie Waldeck-Frankenberg (EWF) GmbH auch weiterhin Strom liefert, schreibt die Verwaltung in einer Pressemitteilung. Gleichzeitig sei nach einem Weg gesucht worden, die verderblichen Produkte „schnell und ordnungsgemäß“ zu entsorgen.

Entsorgung hat begonnen

Dafür seien bei Wilke selbst keine finanziellen Mittel vorhanden gewesen, habe der Insolvenzverwalter mitgeteilt, sagt Landrat Dr. Reinhard Kubat. Daher sei der Kreis nun im Rahmen einer sogenannten Ersatzvornahme eingesprungen. Am Mittwoch hat die Entsorgung begonnen, die unter Aufsicht des Veterinäramts ablaufe. 20 bisherige Mitarbeiter von Wilke hätten sich dazu bereit erklärt, dabei zu helfen, so Kubat. Ist die Entsorgung abgeschlossen, könnten die Kühlanlagen abgeschaltet werden. Die Kreisverwaltung rechnet damit in den nächsten zwei Wochen.

Der Finanzausschuss des Landkreises hat sich am Donnerstag mit der außerplanmäßigen Ausgabe von 100.000 Euro für Energie- und Entsorgungskosten beschäftigt; am Montag muss zudem der Kreistag, letztlich entscheiden, ob das Geld zur Verfügung gestellt wird. „Wir werden versuchen, diese Ansprüche geltend zu machen“, sagte Kubat. „Wir wissen aber nicht, ob es gelingt.“

Beschwerde vor Verwaltungsgerichtshof

Die Firma Wilke hat am Mittwoch zudem gegen einen Beschluss der 5. Kammer des Verwaltungsgerichts Kassel Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof eingelegt. Der Landkreis hatte es der Firma untersagt, Lebensmittel herzustellen, zu behandeln und zu verkaufen. Mit einem Eilantrag gegen diesen Beschluss war Wilke gescheitert, nun muss sich der Hessische Verwaltungsgerichtshof damit beschäftigen.

Landrat Kubat gab noch einmal einen zeitlichen Überblick der Ereignisse: Am 20. August habe das Umweltministerium das Veterinäramt des Kreises informiert, dass aufgrund von Auswertungen des Robert-Koch-Instituts „davon auszugehen sei“, dass Wilke am „Sigma-1-Geschehen beteiligt sei“. Die Meldungen von Fällen im März und April hätten „unmittelbar zu verstärkten Kontrollen und Auflagen“ geführt, „aber eine definitive Zuordnung zu Sigma 1 und Wilke war zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich“, betonte Kubat.

Strenge Auflagen

Zu den Auflagen habe demnach gehört, dass an den Schneidemaschinen jeweils nur eine Produktsorte geschnitten werden durfte. Zudem habe die Eignung der genutzten Reinigungsmittel nachgewiesen werden müssen. Ab dem 20. August seien „zwei Wochen lang täglich 15 Produktproben entnommen“ worden, zudem habe es Anfang September zwei Produktionsstopps gegeben mit anschließender Grundreinigung. Am 27. September habe man dann die Information bekommen, dass die Listerien-Fälle definitiv mit Wilke zusammenhängen.

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Mehrfach war in den vergangenen Wochen von einer Telefonkonferenz am 1. Oktober die Rede, an der das Ministerium, die Regierungspräsidien Kassel und Darmstadt sowie das Veterinäramt des Kreises teilnahmen. Während der Telefonkonferenz sei der Beschluss gefallen, den Betrieb zu schließen.