Hesborn. Eisbildhauer Joachim Knorra hat zu Ehren des Stargeigers André Rieu eine Violine aus Eis geschnitzt. Der Star wurde am 1. Oktober 70 Jahre alt.
Wenn der Star-Geiger André Rieu zur Violine greift, schmilzt jedes Eis. Fast jedes Eis. Denn das von Eiskünstler Joachim Knorra aus Hesborn hat schon besondere Qualitäten und Ausdauer. Und zu Ehren des niederländischen Violinisten, Orchesterleiters und Arrangeurs André Rieu, der am 1. Oktober 70 Jahre alt wurde, hat Knorra am Wochenende eine besondere Eisskulptur geschaffen: eine Geige aus Eis.
Transport in Styroporkisten
„Vor zwei Wochen kam der Anruf eines Sauerländer Hotels, ob ich nicht eine Geige aus Eis schnitzen könnte. Es gehe um ein Abendessen mit André Rieu“, erzählt Joachim Knorra. Welches Hotel das ist, darf Knorra nicht verraten. Der 56-Jährige ist gelernter Bäcker, arbeitet im täglichen Leben als Maschineneinrichter bei der Firma Borbet und geht seiner Eiskunst nebenberuflich nach. „98 Prozent der Künstler können nicht vor ihrer Kunst leben; ich gehöre nicht zu den verbleibenden zwei Prozent“, schmunzelt Knorra.
Skulpturen sind gefragt
Nach einer Ausbildung zum Bäcker und mehreren Jahren Arbeit als Koch hat Joachim Knorra in den Jahren 1988 bis 1993 mehrere Lehrgänge für das Schnitzen von Eisskulpturen absolviert.
Seit 1993 betreibt er nebenberuflich ein kleines Eiskunst-Atelier und beliefert überwiegend Hotels, Partyservices und Eventagenturen mit Eisskulpturen. Außerdem ist er gern gesehener Gast auf Weihnachtsmärkten bei Firmenpräsentationen oder bei Stadtfesten. Weitere Infos über ihn und seine Skulpturen gibt es unter www.ekjk.de
Ölbilder in Eis
Den Star-Geiger selbst hat er nicht gesehen: „Normalerweise baue ich die Skulpturen immer an Ort und Stelle im Buffet auf, denn dafür war sie gedacht. Aber die Bestellung kam erst vor zwei Wochen rein und da hatte ich schon einen anderen festen Termin für den Samstag in Nürnberg.“ Für eine Hochzeit hatte der 56-Jährige zwei Schwäne aus Eis geschaffen, die sich gegenüberstehen und in der Mitte ein Herz bilden. „Ich wusste nicht, ob ich rechtzeitig aus Nürnberg zurücksein würde, daher habe ich die Geige schon am Freitag nach Oberkirchen gebracht.“ Für den Transport seiner Kunstwerke hat sich der Hesborner eigens Styroporkisten gebaut, in denen seine Kunstwerke bis zu acht Stunden „überleben“ können.
Seine zweite Geige
Eine Geige hat Joachim Knorra zum zweiten Mal in seiner 30-jährigen eiskalten Künstler-Karriere gemacht. „Das ist gar nicht so schwierig, weil beide Seiten gleich sind. Ich habe die Violine erst auf einer Schablone aufgezeichnet, die Formen auf den Eisblock übertragen, grob gefräst und dann mit der Säge bearbeitet.“ Trotzdem ist die Arbeit recht zeitaufwändig.
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Die große Kunst bei der Eisschnitzerei ist aber ohnehin das richtige Gefrieren des Blocks, denn die Eisskulptur soll ja transparent sein. Der Trick hat etwas mit Bewegung zu tun. Knorra: „Gefrorenes Wasser in einer Pfütze ist ja auch trübe, ein Eiszapfen aber nicht. Das liegt daran, dass beim Zapfen Wassertropfen in Bewegung sind.“
Bizarre Aufträge
Durch seine Kunst hat der Hesborner schon sehr bizarre Aufträge bekommen und sogar bis nach Wien hat er schon geliefert. Eine Galerie aus Frankfurt lässt regelmäßig von ihm Ölgemälde in Eis einfrieren, die dann bei der Vernissage nach und nach auftauen. „Die Bilder sind mit einem speziellen Lack überzogen, so dass sie keinen Schaden nehmen.“ Auch in der RTL-Chart-Show mit Oliver Geißen hat Joachim Knorra schon geschnitzt. Insofern war die Geige für ihn „Business as usual“.
Eine Sache ist dem Künstler aber noch wichtig: „Oft höre ich, dass das Einfrieren der Blöcke ja sehr energieaufwändig und wenig umweltfreundlich sei. Ich habe eigens eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, mit der die Kühlanlage betrieben wird.“