Thülen. Wie funktioniert die Figur, wie schwer ist das Kostüm? Die OGS Thülen hatte am Freitag den Aktionskünstler „Robotman“ alias Oliver Kessler zu Gast.
„Kannst Du damit auch in die Luft gehen oder durchs Wasser tauchen?“ Die Kinder der Offenen Ganztagsschule Thülen trauen dem Robotman Oliver Kessler alles zu. Gestern Nachmittag feiern sie ihr Herbstfest. Und dazu ist ein besonderer Gast gekommen. Der Sauerländer Aktionskünstler begeht in diesem Jahr sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Gemeinsam mit unserer Zeitung hatten wir einen Auftritt mit ihm verlost. Und gewonnen haben ihn die rund 50 Kinder aus Rösenbeck, Madfeld, Thülen und Radlinghausen, die dort nach der Schule betreut werden.
Hinter die Kulissen blicken
„Normalerweise zeige ich niemandem, wie ich in das Kostüm schlüpfe. Aber bei Euch mache ich heute eine Ausnahme“, sagt Oliver Kessler. In mehreren Einzelteilen liegt der „Transformer“ auf dem Tisch und auf einem Kleiderständer. Füße, Arme, Körper, Kopf. Der überdimensionale Spielzeug-Action-Held ist ein echter Hingucker und eine von fast 150 Figuren, mit denen Oliver Kessler seit nunmehr 30 Jahren sein Publikum immer wieder verzaubert. Für den „Transformer“ ist die Offene Ganztagsschule in Thülen eine Premiere. „Ich habe ihn noch nirgendwo anders vorgestellt. Das ist heute das erste Mal.“ Am Donnerstag ist Kessler von einer Messe in Nürnberg zurückgekommen, wo er vier Tage lang aufgetreten ist; am Samstag hat er einen Termin im Rostocker Zoo und jetzt ist er in Thülen.
Nachdem der 52-Jährige in die Beine der Action-Figur geschlüpft ist, wird er ein ganzes Stück größer. Denn nun steht er auf versteckten Stelzen, die mit einem Klettverschluss an den menschlichen Beinen befestigt werden. Auch der zweiteilige Corpus wird wie eine Muschel um den Oberkörper von Oliver Kessler gelegt und mit einem Schnappverschluss fixiert. Jetzt kommen die tentakelhaften Arme und gleich zum Schluss der Kopf mit den blinkenden Augen.
Beim Anziehen dürfen die Kinder helfen. Und immer wieder fassen sie die einzelnen Kostümteile an, die aus einem festen Schaumstoff bestehen. „Ist das hier oben von einem Dusch-Schlauch. Ist es eigentlich warm unter der Maske?“ Vor allem die Jungs fragen dem 52-Jährigen Löcher in den Bauch, die er aber gern beantwortet.
Von Henning Marten Feil bemalt
Die Farbgebung des „Transformers“ hat übrigens der Briloner Graffiti- und Street-Art-Künstler Henning Marten Feil der Figur in Sprühtechnik verpasst. Und die Zahnräder und Ketten sehen so verblüffend echt aus, dass man wirklich meinen könnte, die Figur bestehe aus Metall. Als Oliver Kessler eine schwarze Strumpfmaske aufsetzt und unter dem gigantischen Transformer-Kopf verschwindet, ist die Illusion perfekt. Die Augen leuchten, aus einem Lautsprecher in Hüfthöhe wummert Techno-Musik und die langen Arme mit den vermeintlich metallenen Fingern greifen in die Luft. Jungs, die eben noch mutig in unmittelbarer Nähe des „Transformers“ waren, schauen sich nach ihren Eltern um.
Monika Beck-Gross leitet die OGS in Thülen. Sie und ihre Kolleginnen freuen sich, dass ihr Herbstfest neben jeder Menge Kaffee und Kuchen einen Künstler zu Gast hat. „Wir haben alle Eltern mit ihren Kindern eingeladen; das ist immer eine gute Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen.“ Neben der Hausaufgabenbetreuung bietet die OGS in Trägerschaft des Sozialwerks Sauerland z.B. auch Sport, Töpfern oder Kochen an. „Wir freuen uns, dass Herr Kessler heute bei uns ist. Die Kinder haben viel Spaß.“
Ein Foto mit dem „Transformer“
Und nicht nur die. Jeder Junge, jedes Mädchen darf sich für ein Foto neben den „Transformer“ stellen. Manche müssen erst ein paar Tränchen verdrücken und etwas Mut aufbringen. Denn die Figur ist wirklich ganz schön groß. Aber als sich schließlich auch zwei Väter vor dem Comic-Helden fürs Foto postieren, fallen die letzten Barrieren.
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Eine gute Stunde dauert der Auftritt; danach ist Oliver Kessler aber auch schweißgebadet. Das Kostüm bringt gut und gerne 25 Kilo auf die Waage und das lässig aussehende Wippen und Bouncen auf Stelzen ist letztendliche große körperliche Anstrengung pur. Aber es hat allen Spaß gemacht. Auch dem Robotman: „Zumal ich vor 45 Jahren hier in Thülen selbst zur Schule gegangen bin.“