Brilon. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW wertet derzeit das sog. Interessenbekundungsverfahren für das alte Briloner Finanzamt aus.

Erwacht das ehemalige Finanzamt nach acht Jahren wieder aus dem Dornröschenschlaf? Anfang September lief das sogenannten Interessenbekundungsverfahren aus, mit dem der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW nach einem Käufer für die Immobilie suchte. Und siehe: „Es gibt Interessenten.“ Das bestätigte der BLB auf Anfrage der WP. Aber: „Zu Zahl und Identitäten können wir keine Angaben machen“, so Jörg Fallmeier von der Presse- und Kommunikationsabteilung der für den Hochsauerlandkreis zuständigen BLB-Niederlassung Dortmund. Der BLB werde jetzt die eingegangenen Anfragen auswerten, und erst dann, so Fallmeier, beginne das „eigentliche Verkaufsverfahren“.

Im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens hatte der BLB das ehemalige Finanzamt als „Repräsentatives Bürogebäude im Zentrum von Brilon“ angepriesen. Das Paket umfasst neben dem Hauptgebäude auch noch die durch Verbindungsgänge angedockten beiden Häuser in der Oberen Mauer. Das Grundstück ist 2111 qm groß und im Flächennutzungsplan als „Gemischte Baufläche M“ ausgewiesen.

Als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch

Damit sind dort - wie bisher - Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung möglich, sowie - im Einklang mit § 34 des Baugesetzbuches - weitere Geschäfte und Dienstleistungen. Per Baulast ausgeschlossen sind „störende Handwerks- oder Gewerbebetriebe“. Dieser Eintrag, so Beigeordneter Reinhold Huxoll auf Anfrage der WP, stamme aus dem Jahr 1972; der Grund sei unbekannt. Möglicherweise hängt das mit der vorherigen Nutzung von Teilen der vom Finanzamt übernommenen Nachbarhäuser zusammen. Dort befanden sich eine Schreinerei und eine Textilreinigung, weshalb das Areal auch in der Altlastenverdachtsfläche des HSK eingetragen ist.

Fast 3500 Quadratmeter Mietfläche

Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1924, die beiden Seitenflügel wurden 1956 angebaut, und die beiden Häuser stammen aus den 30er Jahren.

Denkmalschutz besteht nicht.

Die Mietfläche des Zentralgebäudes beträgt ca. 2800 qm, hinzu kommen in den beiden angedockten Häusern weitere 675 qm.

Im Innenhof der Immobilie befinden sich 12 Pkw-Stellplätze.

Gedankenspiele rund um eine künftige Nutzung des 2012 von der Finanzverwaltung verlassenen Komplexes hatte es in der Vergangenheit schon etliche gegeben. Zur Hochzeit der Flüchtlingsbewegung 2015/2016 sollte das Gebäude als Notfallquartier für Zuwanderer dienen. 80 Aufnahmeplätze sollten dort eingerichtet werden. Damals hatte die Stadt mit dem BLB einen bis Ende diesen Jahres laufenden Mietvertrag abgeschlossen. Den hat sie Anfang vergangenen Jahres angesichts der entspannten Lage und des Wegfalls der damit verbundenen Notwendigkeit, Plätze in einem derartigen Umfang vorhalten zu müssen, vorzeitig beendet. Das BLB hatte der Stadt die Immobilie kostenlos zur Verfügung gestellt, allerdings hatte die Stadt die Unterhaltungskosten - wie Heizung und Winterdienst - übernommen.

Beigeordneter Huxoll: „Alles ist besser als Leerstand“

Auch als Hotel und Altenheim war die Immobilie bereits im Gespräch, Investoren - aus der Stadt Brilon wie auch aus dem Ausland, so hieß es damals - hätten bereits ihre Fühler ausgestreckt. Und die Politik trug sich, das war noch zu Zeiten von Bürgermeister Franz Schrewe, mit Überlegungen, Teile der Verwaltung, etwa aus dem derzeitigen Amtshaus Thülen, dorthin auszulagern.

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Reinhold Huxoll hofft, dass sich zumindest für das Hauptgebäude „ein adäquater Nutzen“ finden lässt: „Das hat ja einen gewissen Charme.“ Eine Belebung der Immobilie würde sicher auch für mehr Leben in der Innenstadt sorgen. Huxoll: „Alles ist besser als Leerstand.“