Brilon. Planer Eckhard Lohmann hat das Feriendorf-Projekt Gut Petershagen bereits abgespeckt, trotzdem liegt die Öko-Messlatte noch sehr hoch.

Der Vorsitzende des Vereins für Naturschutz und Vogelkunde (VNV), Bernhard Koch aus Wickede, will „klare Kante zeigen“: Die für den Feriendorf Gut Petershagen ausgesuchte Fläche müsse als Ganzes erhalten bleiben. Nur so sei der Zustand als gesetzlich geschütztes Biotop gewährleistet. Von der geplanten Reduzierung der Bebauung und Nutzungseinschränkung hält Koch nichts: „Das geht in die Hose, meistens jedenfalls.“ Dienstag Nachmittag befasste sich der Naturschutzbeirat des Hochsauerlandkreises mit dem Projekt des Briloner Architekten Eckhard Lohmann.

Diese Schottischen Hochlandrinder sorgten dafür, dass das Grünland zur naturschutzwürdigen Magerrasen wurde.
Diese Schottischen Hochlandrinder sorgten dafür, dass das Grünland zur naturschutzwürdigen Magerrasen wurde. © Jürgen Hendrichs

Nachdem das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) weite Teile der sechs Hektar großen Fläche als gesetzlich geschützte Biotope deklariert hat, kann das Feriendorf nur realisiert werden, wenn in räumlicher Nähe in einem überschaubaren Zeitraum ein gleichwertiger Biotop-Ersatz geschaffen werden kann.

Weihnachtsbaumkultur umwandeln

Wesentliche Voraussetzung, um die am Kahlen Hohl angetroffenen Mager- und Borstrasen, Orchideen sowie Satellitenstandorte von seltenen Insekten und Pflanzen anderswo zu fördern, sind identische Standorteigenschaften. Daran zum Beispiel scheiterte der Plan der Biologischen Station Hochsauerland, am Flotsberg in der Nähe des Briloner Tierheims eine Ersatzfläche für das Gut Petershagen aufzubereiten. Dort sollte ein Fichtenbestand beseitigt und in Trockenrasen umgewandelt werden. Diese, so der HSK, „naturschutzfachlich sehr sinnvolle Maßnahme“ kann jedoch die Vegetation am Kahlen Hohl nicht ersetzen - denn der Flotsberg ist ein Kalkstandort, und damit könne „ein gleichartiger Ausgleich“ per se nicht erreicht werden.

Planer Lohmann hat nun eine Weihnachtsbaumkultur am Petersborner Poppenberg als Ersatzfläche ins Spiel gebracht. Die erfüllt zumindest die Grundvoraussetzung: Der Boden ist - wie am Kahlen Hohl - sandiger Lehm. Diese Weihnachtsbaumkultur, so Lohmann zur WP, sei im Verbund mit angrenzenden extensiv bewirtschafteten Wiesen, die schon jetzt ansatzweise Magerkeits-Zeiger enthielten, geeignet, den Eingriff am Kahlen Hohl auszugleichen.

Tourismus im Briloner Süden bündeln

Anders als die Meinung im Beirat ist Lohmann der Ansicht, dass lediglich die für die Bebauung und die Infrastruktur des Dorfes beanspruchte Fläche von 17.370 qm auszugleichen sei.

36 Betten weniger

Eine Ausnahmegenehmigung vom gesetzlichen Biotopschutz ist möglich, wenn das geplante Vorhaben entweder von besonderem öffentlichen Interesse ist oder aber die Ablehnung eine unzumutbare Belastung für den Investor bedeuten würde.

Mit der reduzierten Planung hat das Gut Petershagen noch 21 Bergdorfhäuser, je zwei Hoftorhäuser und Palais sowie das Torhaus mit insgesamt 35 Ferienwohnungen und 157 Betten, 36 Betten weniger als ursprünglich geplant.

Auf die Frage von Beiratsvorsitzendem Johannes Schröder (Bredelar), ob jemandem eine weitere geeignete Ausgleichsfläche einfalle, herrschte Schweigen.

Ulrich Prolingheuer, stv. Fachdienstleiter bei der Unteren Naturschutzbehörde des HSK, wies die auswärtigen Ausschussmitglieder darauf hin, dass die Stadt Brilon im sog. Briloner Süden den Tourismus mit seinen Freizeit- und Erholungseinrichtungen konzentriere.

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Ralf Hoeing, ebenfalls von der Unteren Naturschutzbehörde, hatte dem Ausschuss die bisherige Historie der Fläche vorgestellt- 2005 habe das LANUV das Gelände kartiert. Der Mitarbeiter habe aber diese Kartierung abgebrochen, nachdem er die damals für die Ausweisung eines gesetzlich geschützten Biotops erforderliche Marker-Zahl zusammen hatte. Deshalb sei die Fläche nach der Anhebung der gesetzlichen Standards „durch das Raster gefallen“. Hoeing ist sich sicher: „Hätte er damals weitergesucht, hätte er dort noch mehr gefunden.“ Dem Bremer „Extrem-Botaniker“ Jürgen Feder, privat von einem Anlieger engagiert, hatte den Anstoß zu der neuen Bewertung gegeben.