Brilon. Brilon will „mit Augenmaß“ auch weiter zur chemischen Keule greifen. Klar ist, dass sich durch den weitgehenden Pestizidverzicht manches ändert.

Trotz des im Mai beschlossenen Pestizid-Verbots kann der Bauhof in bestimmten Fällen weiterhin die chemische Keule zur Hand nehmen - etwa zur Bekämpfung der Herkulesstaude, bei einem massenhaften Auftreten von Schadinsekten oder Gehölz-Pilzen. Die Entscheidung über den Einsatz von Herbiziden, Insektiziden oder Fungiziden und Co wird zum „Geschäft der laufenden Verwaltung“. Das legte der Rat in seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen von CDU und SPD fest. Die Folge: „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass manches weniger schön aussieht“, sagte SPD-Stadtrat Günther Wiese.

Auf diesem Spielplatz am Kalvarienberg kam die Diskussion im Frühjahr ins Rollen. Bauhof-Mitarbeiter hatten auf den Wegen und den Büschen rundum den Platz RoundUp versprüht..
Auf diesem Spielplatz am Kalvarienberg kam die Diskussion im Frühjahr ins Rollen. Bauhof-Mitarbeiter hatten auf den Wegen und den Büschen rundum den Platz RoundUp versprüht.. © Jürgen Hendrichs

Wegen der extremen Trockenheit in diesem und im vergangenen Jahr und dem damit verbundenen unterdurchschnittlichem Aufwuchs seien die möglichen Folgen eines derartigen Verzichtes auf Pestizide noch nicht richtig aufgefallen, sagte Stadtgärtner Markus Düppe.

Balgert-Erde von Egger-Bau gebunkert

Als realistische Alternative komme nur das Abhacken in Frage - das sei wegen des personellen Aufwandes aber nur noch an exponierten Stellen möglich. Weniger realistisch: der Austausch des verkrauteten Bodens gegen wurzelfreie Erde um etwa einen halben Meter.

50 Liter Konzentrat im Jahr

Der Bauhof hat bisher rund 50 Liter RoundUp-Konzentrat pro Jahr verbraucht.

Das Herbizid wurde in einprozentiger Verdünnung aufgetragen.

Die, so Düppe, habe man noch vom Bau des Egger--Sägewerkes in der Balgert Ende der 80-er Jahre gebunkert; falls das nicht reiche, müsse man unkrautfreie Erde hinzukaufen. „Ein Wahnsinn“ fiel dazu CDU-Sprecher Eberhard Fisch ein. Dass auf Spiel- und Sportplätzen auf Pestizide verzichtet werde, sei in Ordnung, aber man könne doch nicht die bisher intakten Beete und Anlage in der Stadt „aufgeben“, so Fisch weiter. „Unser ästhetisches Bewusstsein wandelt sich“, hielt ihm BBL-Stadträtin Christiana Kretzschmar entgegen.

Wildkrautbürste und Brenner

Der Kurpark zum Beispiel sei „überhaupt kein Ziergarten mehr“, sondern ein landschaftstherapeutischer Park. Kretzschmar: „Wir sollten als Rat meinungsbildend wirken.“

Auf befestigten Flächen setzt der Bauhof ohnehin keine Chemie mehr ein, die werden mit Wildkrautbürsten oder thermisch bearbeitet. Stadtgärtner Markus Düppe sagte, dass die Kreisverkehre und das Straßenbegleitgrün Pflege brauchen: „Es wäre schön, wenn wir hier was machen dürften.“

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Bürgermeister Dr. Bartsch versprach, dass die Verwaltung „mit Augenmaß“ über den Einsatz von Pestiziden im Einzelfall entscheiden werde. Für BBL-Sprecher Reinhard Loos war der Ratsbeschluss „ein Freibrief“.