Giershagen. Fackelträger, Bergmannsnerenade, eine europäische Köhlerliesel aus Giershagen. Seit Freitag brennt der Meiler auf dem Meilerplatz.
Der Meiler brennt und mit ihm ganz Giershagen für die Meilerwoche. Bis Sonntag, 1. September, dem letzten Tag der Meilerwoche, kokelt der Meiler. Dann ist die Holzkohle fertig und wird verkauft. Die Besucher können die ganze Woche miterleben, wie die Giershagener Köhler auf dem Meilerplatz bei der Freizeitanlage Grube Reinhard arbeiten, so wie es die Köhler über Jahrhunderte hinweg getan haben.
„Denn das Köhlerhandwerk gehört zu den ältesten überhaupt“, betonte Köhlermeister Karl-Heinz Thielke aus Paderborn-Borchen in seiner Rede zur Eröffnung der Meilerwoche am späten Freitagnachmittag im Festzelt auf dem Meilerplatz. Thielke ist Präsident des europäischen Köhlerverbandes. Eingebettet in die Meilerwoche war das 12. Europäische Köhlertreffen in Hardehausen und Giershagen.
400 Köhler aus Europa waren zu Gast bei der Eröffnung der Meilerwoche in Giershagen
Zu den ersten beiden Meilerwochen vor vier und fünf Jahren hatte Thielke noch Regie geführt beim Bau und Anzünden des Meilers und während der Woche des Abbrennens. Dieses Mal haben die drei Giershagener Diemelköhler Johannes Götte, Willi Raffenberg und Reinhard Nolte das selbst übernommen.
Den Meiler haben sie vor einer Woche fachmännisch aufgebaut. Er ist etwa zwei Meter hoch und hat einen Durchmesser von vier Metern. „Zuerst haben wir auf der Meilerplatte Stangen aufgestellt für den Feuerschacht,“ erklärt Willi Raffenberg. Rundherum wurden Buchholzstücke geschichtet. Darüber eine Schicht Heu zum Abdichten und eine Schicht schwarzen Sennesand.
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Der Kohlemeiler wird Tag und Nacht bewacht
Unter den fachkundigen Augen von rund 400 Köhlerfreunden aus acht europäischen Ländern und den vielen Besuchern aus dem weiten Umkreis zündeten die Köhler den Meiler feierlich an. Dazu stiegen sie oben auf den Meiler und füllten mit Zinneimern brennende Holzkohle und Holzscheite in den Feuerschacht. Assistiert wurden die Köhler auf dem Meiler von der neuen europäischen Köhlerliesel. Und die kommt aus Giershagen. Es ist Denise Nolte, Tochter der Giershagener Köhlers Reinhard Nolte. Die 26-jährige löst ihre Vorgängerin Amelie Leflaec aus dem Elsass ab. Schon während der Feierstunde im Festzelt übergab der Köhlerpräsident der neues Köhlerliesel die Schärpe und führte sie so in ihr neues Amt ein. Für zwei Jahre wird sie an allen Köhleraktivitäten des europäischen Köhlerverbandes teilnehmen.
Mit ihr auf dem Meiler standen die Schirmherren der Meilerwoche. Die Europaabgeordnete Birgit Sippel und in Vertretung von Erzbischof Hans-Josef Becker, Weihbischof Manfred Grothe aus Paderborn. Mit den beiden Schirmherren sollte dem Europagedanke hinter der Meilerwoche und dem Köhlertreffen Rechnung getragen werden. Eben so das Pflanzen eines Baumkreises. Acht Linden für die acht Nationen die an dem Köhlertreffen teilnahmen.
Dank an alle Helfer und Sponsoren
„Wir sind sehr stolz, eine solch außergewöhnliche Großveranstaltung wie das europäische Köhlertreffen ausrichten zu dürfen, gemeinsam mit den Köhlerfreunden der Zisterzienser Hardehausen im zu unserer Meilerwoche“, betonte Stefan Henke Vorsitzender des Fördervereins „Unser Giershagen“. Er dankte allen Helfern aus der Dorfgemeinschaft, den Sponsoren und dem Bauhof der Stadt für ihre Unterstützung auch während der eineinhalbjährigen Vorbereitungszeit. „Wir haben es geschafft, alle Auflagen zu erfüllen“, konnte Henke seinen Unmut über die „Flut der Auflagen, unter denen das Ehrenamt zu ersticken droht“ nicht zurückhalten. Unter den vielen Gästen begrüßte er auch besonders Propst Meinolf Kemper und Pfarrer Dieter Moors, den Präsidenten der Vereinigung Europäischer Bergmanns und Hüttenvereine, Kurt Wardenga, den stellvertretenden Landrat Dr. Michael Schult und die Knappen aus Marsberg, Adorf und Silbach. „Denn Köhler und Knappen gehören zusammen“, so Köhlerpräsident Thielke
Meilerwoche und europäisches Köhlertreffen in Giershagen
Auf die richtige Belüftung kommt es an
Die Aufgabe der Diemelköhler in der kommenden Woche wird sein, die Erdschicht auf dem Meiler immer feucht zu halten und die Luftzufuhr zu steuern. Damit er weder erlischt noch zu viel Luft bekommt und zu schnell abbrennt. Dazu werden Löcher an der Oberfläche verschlossen und geöffnet. Tag und Nacht. In der mit Tannengrün bedeckten Köhlerhütte gleich neben dem Meiler verbringen die Köhler die Nacht und behalten den Meiler immer im Auge.
Der Europagedanke steht hinter dem Programm und der Speisekarte
Getreu dem Europagedanken gestaltet sich auch das Programm und die Speisekarte der Meilerwoche. Am heutigen Montag und Donnerstag ist Ruhetag. Am Dienstag ist Heimattag, am Freitag steht Irland im Mittelpunkt. Am Samstag startet um 10 Uhr der „Run an die Kohle“.