Brilon. Vor 26 Jahren kam er nach Brilon, am Mittwoch hatte Peter Wagner seinen letzten Arbeitstag bei der Sparkasse Hochsauerland.

Von der „Wertpapier-Sammelbank“ in die Beletage des Westfälisch-Lippischen Sparkassenverbandes: Am Mittwoch (31. Juli) trat der verantwortliche Macher und Motor dieser Entwicklung, Peter Wagner, in den Ruhestand. 26 Jahre gehörte Wagner dem Vorstand des Instituts an, die letzten 16 als Vorsitzender. „In dieser Zeit“, so würdigte die Präsidentin des Westf.-Lipp. Sparkassenverbandes, Prof. Dr. Liane Buchholz, das berufliche Lebenswerk Wagners, „hat es Herausforderungen genug gegeben. An jeder sind Sie gewachsen.“ Innerhalb des Verbandes habe sich Wagner „große Wertschätzung und tiefen Respekt“ erworben. Aktuell liegt die Sparkasse Hochsauerland mit einer Bilanzsumme von 1,31 Mrd. Euro auf Platz 5 unter 60 Instituten.

„Du warst die Seele der Sparkasse“, dankte Landrat Dr. Karl Schneider als Vorsitzender des Verwaltungsrates dem scheidenden Chef. Im großen Kreis von rund 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben. Als Vertreter des Trägers hob Dr. Schneider Wagners von „Fairness und Vertrauen geprägte Arbeit“ ebenso hervor wie sein Vorstandskollege Ulrich Dolle oder der Geschäftsführende Gesellschafter der Fa. Hoppecke, Dr. Marc Zoellner, in ihren Grußworten.

Von Peter Wagner initiiert und viele Jahre ein gesellschaftliches Event: die Benefiz-Gala Farben der Musik im Autohaus Witteler, hier die Gustav Peter Wöhler Band
Von Peter Wagner initiiert und viele Jahre ein gesellschaftliches Event: die Benefiz-Gala Farben der Musik im Autohaus Witteler, hier die Gustav Peter Wöhler Band © Jürgen Hendrichs/Archiv

So manche seiner Ideen habe anfangs verrückt erschienen, sagte Dolle: „Welche Sparkasse braucht schon eine Bühne, einen Videowürfel oder ein Traumland zur Kinderbetreuung?“ Mit einem facettenreichen Marketing brachte sich die Sparkasse Hochsauerland mit Wagners Dienstantritt allerdings mehr und mehr als Förderer von Kunst, Kultur und regionalen Events ins Gespräch.

Die frühere weihnachtliche Benefiz-Gala Farben der Musik geht ebenso maßgeblich auf Wagners Initiative zurück wie das Briloner Jazzfest oder der MusikSommer; ähnliche Veranstaltungen sind mittlerweile auch in anderen Städten etabliert.

Wie wichtig die Unterstützung der Sparkasse für das kommunale und ehrenamtliche Engagement in der Region sei, betonten der Vorsitzende des Sauerländer Heimatbundes, Elmar Reuter (Olsberg) und Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch. 9,5 Mio. Euro sind nach Angaben von Landrat Dr. Schneider in der Ära Wagner in die Förderung von Sport und Kultur geflossen.

Landrat: „Bodenhaftung behalten“

Ulrich Dolle bezeichnete Wagner als konservativ ganz im Sinne des bayrischen Polit-Urgesteins Franz-Josef Strauß: „Konservativ ist, wer an der Spitze des Fortschritts steht.“ So spontan und unkonventionell Wagner manchmal auch gewirkt haben mag: Wenn es - „Das gehört zum Bankgeschäft dazu.“ - mal brenzlig wurde, habe er Ruhe und Souveränität ausgestrahlt und vermittelt. Das hatte auch der Landrat so gesehen: „Als die Finanzkrise die Welt überrollte, behielt die Sparkasse Hochsauerland die Bodenhaftung.“

Auf ihrer Galerie präsentiert die Sparkasse regelmäßig Kunst. Vor allem pflegt sie das Vermächtnis des 2017 verstorbenen Malers, Grafikers und Bildhauers Pitt Moog (Mitte).
Auf ihrer Galerie präsentiert die Sparkasse regelmäßig Kunst. Vor allem pflegt sie das Vermächtnis des 2017 verstorbenen Malers, Grafikers und Bildhauers Pitt Moog (Mitte). © Jürgen Hendrichs/Archiv

Verantwortung an der Spitze einer Bank zu tragen, bedeute, dass „jeden Tag Vollgas erwartet“ werde, sagte die Verbands-Präsidentin. Wagner sei es gelungen, „optimale Antworten“ auf die sich mit der Digitalisierung und der demografischen Entwicklung ändernden Rahmenbedingungen zu finden. Waren bei seinem Wechsel in den HSK nur 24 von 100 Einwohnern Kunden der Sparkassen, so seien es heute 55 - „Das ist mit Ihr Verdienst.“ Personalratsvorsitzender Karl-Josef Streuer bezeichnete Peter Wagner als Visionär, Problemlöser und Veränderungsmanager.

„Man kommt bekanntlich nicht weit, wenn man nicht weiß, wo das Tor steht“, witzelte Landrat Dr. Schneider in Anspielung auf Wagners Liebe zu Schalke 04. Eine verständliche Leidenschaft: Schließlich ist Wagner in Gelsenkirchen-Buer aufgewachsen. Vor einigen Jahren kandidierte er für den 04-Aufsichtsrat. Eine blau-weiße Reminiszenz gab es auch: Als Repräsentant der Südkreis-Wirtschaft trug Heijo Krevet (Winterberg) sein Grußwort auf dem eilends in Vereinsfarben umdekorierten Rednerpult vor.

Peter Wagner: „Wir grenzen niemanden aus“

Sommerfest-Atmosphäre

Die Jagdhornbläsergruppe Brilon, die Hochsauerländer aus Hoppecke, Susanne Lamotte mit ihrer Chorwerkstatt, Jürgen „Elvis Eiffel“ Bangert, der launige Farben der Musik-Moderator sowie - als Duo - die heimischen Punk-Rocker Rustikarl umrahmten die Feierstunde.

Berührend der Auftritt von Leonie Wagner mit Elija Eberle und Janne Karsch, einem Musikduo aus Oldenburg mit privaten Verbindungen nach Brilon, mit der Ballade „Shallow“ von Bradley Cooper und Lady Gaga - „Papas derzeitigem Lieblingslied“.

Die Verabschiedung im Biergarten der Almer Schlossmühle habe den Charakter eines Sommerfestes, sagte Peter Wagner: „So habe ich mir das gewünscht.“

Als er 1993 an der Seite des damals gerade an die Vorstandsspitze aufgerückten Hans-Dieter Löffler seinen Dienst aufgenommen habe, wollte er mit Löffler „gemeinsam etwas gestalten und aufbauen, eine neue Ära einleiten.“

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Wagner: „Wenn man etwas bewegen will, müssen alle Zahnräder ineinander greifen.“ Deshalb sei er auch den Mitarbeitern zu tiefem Dank verpflichtet, ganz besonders dem Team aus seiner unmittelbaren Umgebung,. Und natürlich den Kunden, den privaten wie den gewerblichen: „Wir grenzen niemanden aus.“

Als Nachfolger von Peter Wagner tritt heute Ingo Ritter seinen Dienst am Markt in Brilon an.