Frank Zander - das ist doch der Sänger von „Hier kommt Kurt“? Ja, das ist aber auch der Maler, der seit Freitag im Hallenberger Kump ausstellt.
Hallenberg. Frank Zander malt Zander. Den inzwischen 77-jährigen Künstler auf das Zeichnen von Fischen zu reduzieren, würde seiner Kunst nicht gerecht. Die meisten kennen ihn als schrillen Spaßvogel aus der Musik- und Unterhaltungsszene. So gibt sich der gelernte Gebrauchsgrafiker („Verstehen se det mit dem Jebrauch bloß nich falsch!“) auch am Freitagabend bei der Eröffnung seiner Bilderausstellung im Kump. Aber wer sich Zeit für die mehr als 50 großen und kleinen Bilder des waschechten Berliners nimmt, der spürt die Liebe und Leidenschaft, die ihm in Öl oder Acryl auf die Leinwand fließen.
Tummelplatz Kump
Fische tummeln sich gern in einem Kump. Kulturfreunde auch. Es ist unerträglich heiß an diesem Abend und Kump-Kapitän Bürgermeister Michael Kronauge hat eigens eine mobile Klima-Anlage aufstellen lassen. Er strahlt. Denn die Liste der Stars, die hier in der Galerie ausstellen, wird immer länger. Grass, Otto, Lindenberg, Mueller-Stahl - um nur einige zu nennen - und jetzt Zander. Gut und gerne 120 Besucher trotzen den tropischen Temperaturen; sie alle wollen gerne einmal einen Star aus ihrer Jugendzeit hautnah erleben. Mit 20 Minuten Verspätung kommt er dann auch, der Frank. In Turnschuhen, Jeans, rabenschwarzem T-Shirt, weißem Jeans-Sakko und blau-verglaster Rundbrille aus Metall steigt er auf die kleine Holz-Empore. Beifall brandet auf, als Kronauge den Künstler begrüßt. Sieben Stunden hat er mit seiner Familie im Auto aus der Bundeshauptstadt bis ins Sauerland gebraucht. „Ik kannte det hier nich, aber is hübsch klein und schnuckelig bei Euch.“
Der Mann mit der tiefen Stimme
Da ist sie, die Stimme. Dieses nach einer verschleppten Mandelentzündung für immer ins Raue abgetauchte und markante Zander-Timbre. Im Geiste hört man seine Songs: den „Ururenkel von Frankenstein“, die Synchronstimme von Zeichentrickhelden wie „Asterix“ oder den legendären „Kurt“. Ohne Helm und ohne Gurt. Das Bild dieser schrägen Figur hängt auch im Kump, wird am Abend noch verkauft und steht sogar ein bisschen stellvertretend für diesen Mann, der die Bezeichnung „Berliner Straßenköter“ nicht als Schimpfwort versteht. Ein bisschen schräg, geradlinig, mit den Füßen auf dem Boden geblieben.
„Jerade im Hotel bin ik noch von Frauen für’n Selfie anjesprochen worn. Mädels, ihr wollt doch nur meine Stimme“, sagt Zander und wechselt eine Oktave tiefer. Dann erzählt er kurz und brav, dass er sich freut, in Hallenberg zu sein, dass hier die Welt noch in Ordnung sei, ein nicht so dolles Jahr hinter ihm liege („Ik hab mir ne neue Hüfte jegönnt!“), dass man seine Bilde gerne kaufen könne und dass man bitte ein paar Euro in die Spendenbox werfen möge. Denn in der wird Geld für ein Projekt gesammelt, das dem Künstler seit 25 Jahren am Herzen lieg. Einmal im Jahr lädt er Obdachlose zu Weihnachten zum Essen ein. 3000 sind es mittlerweile jährlich. Und dann wird die Ulknudel mit Berliner Schnauze ganz ruhig und ernst. „Wenn Ik die Leute sehe und mit denen ins Gespräch komme, dann geht das schon hier hin“, sagt er und zeigt auf sein Herz. „Danach brauch ik erstma ‘nen Whiskey.“
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Das Publikum hat Zeit, sich die Bilder anzusehen. Großflächig, sehr detailverliebt und realistisch die Bilder, die Michael Jackson, Prince oder Freddie Mercury zeigen. Witzig und schrill die Zander-Fisch-Bilder. Erstaunlich tief und technisch beeindruckend die Hamburger Landschaften in Öl. Sie wirken aus der Nähe völlig anders als aus der Fern-Perspektive. Auch Preisschilder hängen dran. Denn die Werler Galerie Walentowski und Zander möchten natürlich auch verkaufen. 15.000 Euro kostet zum Beispiel „Hamburg, Große Freiheit“ in Öl und Acryl auf Leinwand; für 3300 Euro gibt es das sehr abstrakte „Farben hinter Gittern II“ und ein „Koch-Fisch“ wechselt den Besitzer für 1300 Euro.
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Alle rufen, alle grooven
Nach einer guten Stunde Reden, Fotografieren, Signieren und Freundlichsein an der Theke, geht der Frank noch einmal auf die Bühne. Er posiert fürs Foto neben einem lebensgroßen Aufsteller mit seinem weitaus jugendlicher wirkenden Konterfei aus früheren Zeiten („So seh ik immer nur sonntags aus!") und greift zur zwölfsaitigen Gitarre. Es sei ja schließlich kein Konzert hier heute Abend, aber trotzdem wolle er wenigstens zwei Lieder zum Besten geben. Zur Melodie von Rod Stewarts „Sailing“ singt er „Nur nach Hause geh’n wir nicht“ und „Tanze Eileen“. Die Besucher recken die Arme in die Luft, singen mit. Wie heißt es so passend in Zanders „Kurt“-Song? „Alle rufen, alle grooven, alle schuppen um mich rum. Alle jodeln alle singen und nur ich allein bleib stumm“. Naja, der Frank im Kump hat schon feste mitgesungen...