Hallenberg. „Hier kommt Kurt“ kennt jeder. Aber dass Frank Zander auch malen kann, wissen die wenigsten. Nächsten Freitag ist der Künstler in Hallenberg.
Die meisten kennen ihn als Sänger: „Ja, wenn wir alle Englein wären“ oder „Hier kommt Kurt“ oder „Der Ururenkel von Frankenstein“. Frank Zander kann als Musiker, Entertainer und Moderator („Die Plattenküche“ oder „Bananas“) auf eine lange Karriere zurückblicken – und er ist auch heute noch gefragter Gast auf den großen Schlagerbühnen. Dass Zander aber auch malt, wissen die wenigsten.
Am kommenden Freitag, 26. Juli, 19 Uhr, kommt er in den Kump nach Hallenberg, wo er bis zum 23. August eine Auswahl seiner Bilder vorstellt. Die WP hat mit dem Künstler gesprochen.
Wie ist der Kontakt zu Hallenberg zustande gekommen?
Naja, ich arbeite mit der Galerie Walentowski zusammen. Da sind neben vielen anderen Künstlern u.a. auch Udo Lindenberg und Otto. Die haben auch bereits dort ausgestellt und so kam das Ganze zustande. Die Leute vom Kump sind sehr zuvorkommend; mir macht so etwas Spaß. Ich freue mich darauf und auf das Publikum. Ich bringe meine Gitarre mit, damit ich wenigstens einen Song singen kann. Darauf warten die Leute natürlich.
Mussten Sie auf der Landkarte erstmal schauen, wohin Sie da nächste Woche überhaupt reisen?
Ja, ich weiß wo das liegt. Vielleicht bin ich da auch schon mal durchgefahren, aber den Ort direkt kenne ich nicht. Ich bin gespannt.
Sie haben ja den Beruf des Grafikers gelernt. Wie lange haben Sie in dem Job gearbeitet?
Bei mir stellte sich schon früh die Frage: Entweder Grafik oder Musik. Und irgendwann habe ich mir gesagt, bevor ich da nur irgendwelche Anzeigen schnipseln oder Schächtelchen bauen muss , was nicht so prickelnd war, gehst Du lieber in Richtung Musik. Aber die Freude am kreativen Arbeiten habe ich mir auch da bewahrt. Ich habe ja auch alle meine Figuren selbst erfunden. Ob das nun Nick Nack Man oder Frankenstein oder Wusel von der Venus oder die Hamster waren. Die Plüschtiere habe ich selbst entworfen und selbst gebaut. Warten, dass einer das übernimmt , wollte ich nicht. Wenn so ein Song wie „Wenn wir alle Englein werden“ plötzlich in den Charts ist, muss man schnell sein.
Meine Generation ist mit Ihren Liedern wie z.B. „Ich trink auf dein Wohl Marie“ aufgewachsen. Singen Sie die Sachen heute noch oder nervt es Sie?
Doch, doch. Das sind so Evergreens, die kann ich natürlich nicht fallen lassen! „Ich trink auf dein Wohl, Marie“ ist schon immer ein Muss, weil ich dann auf der Bühne komödiantisch auch die Sau rauslassen kann. Als vermeintlich Besoffener hat man alle Wege frei. Und natürlich „Oh Susi“. Natürlich singe ich auch meine neuen Sachen. „Ich bin immer noch der Alte“ war meine letzte LP, die wir sogar auf Vinyl herausgebracht haben. Das kennen die Kids ja gar nicht mehr. Auf der Bühne zeige ich die schwarze Scheibe und erkläre, dass man so ein Teil in Ruhe aus der Hülle holt, auf den Plattenteller legt und entspannt anhört. Heutzutage wird ja kein Song zu Ende gehört. Die sind bei spotify und rauschen nur dadurch. Dadurch wird man nicht fröhlicher und glücklicher.
Damit sind wir beim Thema Veränderungen in der Medienlandschaft. Glauben Sie, dass solche Sendungen wie „Plattenküche“ heute noch machbar wären?
Nee, das wäre einfach zu teuer. Heute arbeitet man mit viel Licht, Technik und bewegter Kamera. Wir haben ja damals wirklich richtige Kulissen für die Sendungen in Köln gebaut. Das wäre gar nicht mehr möglich. Wir haben damals eine Woche an einer Sendung produziert; heutzutage versucht man, an einem Tag drei Sendungen zu machen.
War das eigentlich damals trotz allem sehr konzeptioniert oder war es sehr improvisiert?
Ne, es gab schon feste Konzepte. Aber ich glaube, wir waren damals mit „Känguru“ oder „Bananas“ unserer Zeit voraus und sehr schrill. Viele sagen heute noch: Mensch, war das ne irre Zeit. Wir haben natürlich auch improvisiert. Wir waren aber auch eine Fernsehfamilie. Wir saßen abends zusammen in der Kneipe irgendwo in Köln mit den Künstlern. Das passiert heute nicht mehr. Das Lagerfeuer, dass Menschen abends dasselbe gesehen und am nächsten Tag darüber geredet haben, brennt heute nicht mehr. Es spaltet sich immer mehr: die einen sehen das und die andere das. Aber ich merke, dass es noch verbindende Elemente gibt – ein Beispiel ist meine Hymne für Hertha BSC. Da singen Jung und Alt mit.
Haben Sie in ihrer musikalischen Phase überhaupt noch Zeit fürs Malen gefunden?
Ich habe das damals eigentlich komplett abgelegt. Nur nebenbei so’n paar Plattenhüllen. Gerade bei diesen schrägen Figuren, die ich geschaffen habe. Das hat Spaß gemacht. Kurt ist ja auch so eine Figur – so ein selbstherrlicher Typ, den ich gezeichnet und auch so auf der Bühne gezeigt habe . Der Kurt hat heute noch einen riesigen Wiedererkennungswert.
Wie haben Sie denn wieder zur Malerei gefunden?
Das kam durch Hamburg. Man sagte mir, Herr Zander, wir haben gehört, dass Sie auch malen und Grafiken herstellen. Wir haben hier ein großes Kaufhaus, würden Sie da mal ausstellen. Dafür habe ich dann angefangen zu malen – so richtig mit Öl und Hamburger Themen. Und da habe ich den Herrn Walentowski kennengelernt. Denn im vierten Stock war eine Ausstellung mit Lindenberg und Co. Die habe ich mir angeschaut und gesagt: Na det kann ich ook. Mir sagte man, das läuft wie geschnitten Brot. Herr Zander, wenn Sie Lust haben, dann machen Sie doch mit. Suchen Sie sich ein Thema aus. Und dann kam ich auf die Fische. Zander und Fische, war ja klar. Und heute kommen die Aufträge: mal mir mal nen Fisch.
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Gibt es feste Zeiten, an denen Sie malen?
Nee, nee! Das ist bei mir ne Lustsache. Jetzt hatte ich drei Tage mal gar keine Lust und dann gehe ich in mein Studio, übe ein bisschen Gitarre. Beim Tegeler-Hafenfest an diesem Samstag in Berlin bin ich dabei. Da muss ich mich fit machen und danach habe ich auch wieder Lust zu malen und zu zeichnen.
Ergänzen Sie folgende Sätze
Wenn ich nicht auf der Bühne stehe oder male, habe ich viele andere Hobbys. Mit der Eisenbahn spielen oder fotografieren. Mein Leben besteht aus Hobbys. Langeweile kenne ich nicht.
Familie bedeutet für mich sehr viel. Ich bin Wassermann; ohne sie würde ich untergehen. Ich beziehe meine ganze Energie aus der Familie.
Wenn ich die Uhr noch einmal zurückdrehen könnte, würde ich nichts anderes machen. Ich bin gesegnet mit einer tollen Familie. Meine Frau passt ein bisschen zu viel auf mich auf, weil sie mich kennt.
Das dumme an der Demokratie ist? Da ist nichts Dummes dran. Die ist richtig, wichtig und soll auch bewahrt werden.
In meinem Auto-CD-Player liegt immer eine Scheibe von den Dire Straits. Ich bin Gitarrist und finde Mark Knopfler grandios.
Mir gefallen vor allem die schrillen Farben bei den Fischen…
Jaja, das ist nichts, was einen runterzieht. Ich hatte mal als Grafikschüler so ne Phase – alles so grau, braun und umbra, sehr düster. Aber das war ich nicht. Ich bin ein bisschen mehr verrückt und bunt. Vielfach male ich auf Wunsch Berufsfische: ein Sezierfisch für einen Chirurgen oder einen Zahnarztfisch mit allen Werkzeugen zum Beispiel.
Werden Sie in Hallenberg „nur“ Ihre Fische zeigen?
Nein, natürlich auch meine Heroes. Das sind David Bowie, Freddie Mercury, Michael Jackson oder die Beatles in Großformat.
Gibt es auch eine ernste Seite von Frank Zander?
Ja, die Veranstaltung für arme Menschen, die ich seit 1995 in Berlin mache. Das ist ein Essen für Obdachlose vor Weihnachten. 1995 haben wir mit 300 Obdachlosen angefangen. Anfangs gab es Gegenwind, weil man glaubte, wir wollten die Sache werbemäßig ausschlachten. Da wollten wir es schon fast wieder absagen. Aber dann kamen die ersten armen Menschen und ich habe gesagt: da müssen wir helfen. Inzwischen sind es Jahr für Jahr 3000 Leute. So etwas erdet einen. Songs habe ich hunderte geschrieben, aber mit dieser Veranstaltung helfe ich vielen Menschen.