Altenbüren. Sie sehen aus wie zwei große Becken, sind aber Filter und werden bald bepflanzt: Der Ruhrverband baut für 2,6 Mio. Euro an der B7 in Altenbüren.

Die zwei großen Becken, die gerade mit Split befüllt werden, sind von weitem zu sehen: Für insgesamt rund 2,6 Mio. Euro baut der Ruhrverband für die Stadt Brilon in Altenbüren einen so genannten Retentionsbodenfilter. Er hat eine Oberfläche von 1000 Quadratmetern. Weil wirtschaftliche Preise erzielt wurden, wird die Maßnahme voraussichtlich rund 600.000 Euro günstiger ausfallen als ursprünglich kalkuliert. Und die Bauarbeiten gehen zügig voran. Mehr und mehr werden die zwei großen Becken an der B7 befüllt, die von weitem zu sehen sind. Sie sollen bei starkem Regen dazu dienen, Abwasser- und Niederschlagswasser zu filtern.

Die Becken

Thomas Weber (l., Ruhrverband) und Christoph Bause (Fa. Altbrod) betreuen das Projekt.
Thomas Weber (l., Ruhrverband) und Christoph Bause (Fa. Altbrod) betreuen das Projekt. © Westfalenpost | Sonja Funke

Sie werden gerade zu 1,20 Meter mit feinem Split und zu 1,05 Meter mit Sand gefüllt. Und sie warten - mitten in der Hitze - letztlich auf starken Regen. Die letzten Arbeiten an diesen riesigen Retensionsbodenfiltern laufen. Bis dato sind seit November die beiden Becken ausgehoben worden, es wurde Folie eingespannt, Drainagerohre wurden gelegt, jetzt folgen der letzte Kies und Sand sowie Schilf, die letztlich das Wasser filtern sollen. All dies „nur“ für Situationen, wenn die Kanalisation nicht mehr alles auffangen kann. „Im Winter hatten wir Wasser ohne Ende, der Bach war voll“, sagt Christopher Bause, Schachtmeister der Altbrod GmbH Co. KG aus Eslohe-Wenholthausen.

Man habe dauerhaft bis April abpumpen müssen. Jetzt arbeiten seine Mitarbeiter und er meist im Trockenen, verteilen den Kies im zweiten Becken. In der Hitze war es vor vier Wochen am heftigsten, als die Becken mit schwarzer Folie ausgekleidet wurden. Bis zu 65 Grad krabbelten die Spitzenwerte direkt auf der Folie nach oben. „Das hat eine eigene Firma verlegt, aber wir mussten die Drainagerohre verlegen und schweißen.“ Überall ragen Rohre aus den Becken, sie dienen der Spülung des Filters. Auch in den vergangenen Tagen waren die Bauarbeiter wieder der gnadenlosen Sonne ausgesetzt.

Das Abwasser

Noch im Bau ist der Stauraumkanal mit Entlastungsüberlauf, das kleine kastige Gebäude im Vordergrund, vor dem eigentlichen Retensionsbodenfilter in Altenbüren. Das Dach wird gerade erstellt.
Noch im Bau ist der Stauraumkanal mit Entlastungsüberlauf, das kleine kastige Gebäude im Vordergrund, vor dem eigentlichen Retensionsbodenfilter in Altenbüren. Das Dach wird gerade erstellt. © Westfalenpost | Sonja Funke

Letztlich geht es bei der riesigen Maßnahme um Gewässerschutz, der gesetzlich verordnet ist. Der neue Bodenfilter soll nach der Inbetriebnahme den Entlastungsüberlauf (so heißt das „Zuviel“ an Wasser) des Stauraumkanals in Altenbüren reinigen. Bis dato floss das Wasser ungefiltert in die Aa (die Altenbürener sagen auch „Möhne“, eine alte Geschichte…). Momentan, bei Trockenheit, ist der Bach nur als kleiner Graben am Rande der Baustelle zu erkennen.

Im Kanal bei Altenbüren landen als „Mischsystem“ Schmutz- und Niederschlagswasser gemeinsam. Der so genannte Stauraumkanal in Altenbüren speichert auch künftig das Niederschlagswasser, das nicht direkt zur Kläranlage weitergeleitet werden kann. Lief er über, gelangte das abgeschlagene (überschüssige) Wasser bis dato direkt in die Aa - ungefiltert. Und: „Es war nicht auszuschließen, dass es auch ins Grundwasser gelangte“, erklärt Thomas Weber, Betriebsgruppenleiter Außenanlagen beim Ruhrverband. Und da wären wir beim besonderen Briloner Boden.

Der Boden

Vom Aabach, den der neue Filter bei Starkregen entlasten soll, ist zurzeit nur ein bisschen Schilf in der Wiese zu sehen.
Vom Aabach, den der neue Filter bei Starkregen entlasten soll, ist zurzeit nur ein bisschen Schilf in der Wiese zu sehen. © Westfalenpost | Sonja Funke

Hinter Altenbüren beginnt das besondere Briloner Karstgebiet mit Massenkalk-Vorkommen. Typisch ist das Versickern und plötzliche wieder Auftauschen von Bächen und Quellen, zum Beispiel auch in so genannte Schwalglöcher. „Plötzlich war das Wasser weg“, haben auch die Bauarbeiter im Winter dieses Phänomen beobachtet. Vom sehr kleinen Aabach versickert das Wasser zurzeit bei trockenem Wetter teilweise direkt ins Grundwasser. In Kürze, sobald die Bassins befüllt werden können, will der Schachtmeister das Drainage-Wasser aus den Feldern oberhalb des Geländes holen. In Scharfenberg liegt die PFT-Sanierung zurzeit lahm, weil es nicht genug Niederschläge gab (WP berichtete). Für Altenbüren bleiben die Verantwortlichen da aber optimistisch.

Der Filter

Wasser in die Becken – das ist der letzte Schritt, bevor die Pflanzen kommen. Denn Schilf ist ein Teil des Filters. Er sorgt dafür, dass der Filter durchlässig bleibt. Denn gefiltert wird, indem alles, was über den Stauraumkanals an überfälligem Wasser aufläuft, auf der schilfbewachsenen Oberfläche des Filters verteilt wird und nach unten sickert. Damit das Wasser auch im Becken landet, müssen noch dicke Kanalrohre vom Stauraum – dem großen Kasten direkt vor den Becken – zu den Becken verlegt werden. In der ein Meter mächtigen Sandschicht des Filters wird das Wasser dann während des Versickerungsvorgangs gereinigt und anschließend über Drainagen gesammelt und zeitlich erheblich verzögert und nicht in so großen Massen wie bis dato in die Aa abgeleitet.

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Da der Schilf aber erst einmal wurzeln und angehen muss, kann der Filter erst im Herbst 2020 in Betrieb genommen werden.

Zuständig für Gewässer in 60 Kommunen

Der Ruhrverband ist verantwortlicher Träger der Wasserwirtschaft für 60 Kommunen im Flussgebiet der Ruhr. Das Projekt in Altenbüren, wird mit 1,4 Mio. Euro durch die NRW-Bank gefördert.

In Brilon gibt es insgesamt vier Niederschlagswasserbehandlungsanlagen, die vom Ruhrverband betrieben werden (die Stadtwerke betreiben auch eigene): in Altenbüren, Wülfte und Brilon-West und Brilon-Ost. Letzteren beiden ist jeweils ein Regenrückhaltebecken nachgeschaltet.

Bis dahin wird der Schachtmeister auch noch einiges an Drosselklappen, Schiebern und elektronische Steuerung insgesamt einbauen. Und es gilt noch, die Drainage-Rohre in Dämme zu fassen. Alles, damit im Fall der Fälle so wenig wie möglich ungefiltertes Wasser ins Grundwasser gerät. Baut ein gelernter Maurer so was gern? „Ja! Es macht Spaß, hier etwas für die Umwelt zu bauen“, so Schachtmeister Bause.