Willingen/Winterberg. Keine Verkleidung, kein Singen auf der Straße: Die Gemeinde Willingen will den Party-Tourismus mit einer Kampagne in seine Schranken weisen.

Während das Sauerland mit der Hitze kämpft, packt die Gemeinde Willingen ein heißes Eisen an. Unter dem Motto „Respektvoll miteinander“ werden klare Regeln in puncto Party- Tourismus aufgestellt. Sie sollen gewährleisten, dass sich die Bürger und Gäste, die es lieber ruhiger mögen, weiterhin in ihrem Ort wohl fühlen. Kurz gesagt: Die Gemeinde will den Sauf-Tourismus in die Schranken weisen.

Unbeteiligte schützen

„Damit Feiernde weiterhin ihren Spaß haben können, aber Unbeteiligte geschützt werden, hat die Gemeinde Poster und Flyer entwickelt, die um Einhaltung von Spielregeln werben“, heißt es in einer Presse-Info. Diese Handzettel liegen und hängen in der Tourist-Information aus, im Rathaus, in Hotels und in der Gastronomie. Auch bei Buchungen kommt ab sofort ein entsprechender PDF-Download mit dazu, so dass künftige Besucher schon vor Antritt ihrer Reise informiert sind. Was darin angemahnt wird, sind eigentlich Selbstverständlichkeiten des gepflegten Umgangs unter Menschen:

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Verkleidungen z.B. bei Junggesellenabschieden mit Bauchläden oder in Fußballtrikots sind in den Lokalen, der Seilbahn und auf der Straße nicht erwünscht.

Kneipen verweigern Volltrunkenen den Eintritt-

Kein Singen und Schreien auf der Straße.

Klare Ansage

Das sind klare Worte. Auf dem Plakat sind die Forderungen freundlich formuliert. „Willingen war schon immer ein geselliger Ort“, betont Tourismusmanager Miro Gronau. „Damit alle ihren Aufenthalt rundum genießen können, appellieren wir mit unserer Kampagne an die Vernunft der Besucher. Wir unterstützen auf diese Weise aber auch den Sicherheitsdienst und das Ordnungsamt, denn jetzt steht hier Schwarz auf Weiß, was nicht erwünscht ist.“

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Erst vor wenigen Tagen hatte das ZDF einen Beitrag über Willingen mit dem Titel „Ein Urlaubsort kämpft um sein Image“ ausgestrahlt, der die Ambivalenz von Wander- und Familienregion contra Partymeile zum Thema hatte. „Die Gemeinde hat vor zehn Jahren gesagt: Wir sprechen das Thema ,Feiern` nicht an. Sie werden das Wort in unserem Portfolio nicht finden. Trotzdem wollen wir ja auch nicht, dass hier nicht gefeiert wird. Aber das Thema hat sich gesellschaftlich betrachtet zügelloser entwickelt. Wir wollen einfach sagen: dass auch die Straße kein rechtsfreier Raum ist“, sagt Gronau. Die einschlägigen Betriebe würden sich schon seit langem daran halten, z.B. Betrunkenen den Zutritt zu verweigern.

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Winterberg anders positioniert

In rasanter Entwicklung hat sich Willingen als einer der führenden Tourismusorte in deutschen Mittelgebirgen mit jährlich 1,3 Millionen Übernachtungen positioniert. Kegelclubs haben den Ort groß gemacht.

Winterbergs Tourismusdirektor Michael Beckmann ist überrascht, dass die Willinger so in die Offensive gehen. „Ich bin froh, dass wir diese Probleme nicht haben. Dafür arbeiten wir an der Lösung unserer Verkehrsprobleme im Winter.“ Er sei froh, dass die Politik, die Wirtschaft und das Destinationsmanagement in Winterberg eine andere Strategie fahren und sich bewusst zu Wandern, Familie und Radfahren bekennen.“ Willingen mache in Sachen Club- und Partytourismus einen guten Job, die Auswirkungen seien aber offenbar schwer zu steuern.