Brilon. „Extrem-Botaniker“ Jürgen Feder hatte Recht: Das für Gut Petershagen vorgesehene Gelände ist ein wertvoller Magerrasen. Trotzdem geht es weiter.

Nun ist es offiziell: Das Gelände, auf dem das Feriendorf Gut Petershagen entstehen soll, ist in der Tat ein schützenswerter Magerrasen. Das hat nun auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) offiziell festgestellt. Damit ist das Projekt aber nicht gestorben. Initiator und Planer Eckhard Lohmann: „Wir sorgen für eine vernünftige Ausgleichsfläche und dann geht es weiter.“

So stellte es jetzt auch Stadtplaner Gernot Oswald im Bau- und Planungsausschuss dar: „Das Feriendorf ist dort möglich,“ Allerdings müsse beim Landschaftsbeirat des Hochsauerlandkreises eine Befreiung beantragt und eingeholt werden. Nachdem im vergangenen Jahr im Rahmen der Bauleitplanung die Schutzwürdigkeit der Fläche nur per Aktenlage geprüft worden war, hatte der Bremer „Extrem-Botaniker“ Jürgen Feder im Spätsommer Alarm geschlagen. Ins Hochsauerland geholt hatte ihn ein Anlieger und Gegner der geplanten Anlage.

LANUV-Gutachter „von der Fläche begeistert“

http://funke-cms.abendblatt.de:8080/webservice/thumbnail/article/225895071Feders Befund, so die Bezirksregierung damals, gehe an die Grundfesten des ganzen Verfahrens“. Worauf die Stadt Brilon die bereits unmittelbar vor Ende der Offenlegungsfrist befindliche Bebauungsplanänderung zurückzog. „Da hat jemand weggeguckt“ sagte Jürgen Feder noch Ende Mai, als er bei einer Fernsehdokumentation für den WDR auf der Gutsfläche war und dort per Zufall auf Eckhard Lohmann traf.

Rund 180 Pflanzenarten hatte der „Extrem-Botaniker“ innerhalb von drei Stunden dort ausgemacht, und dass, obwohl sich die Vegetation noch nicht voll entfaltet hatte. Das war drei Wochen später bei der Bestandsaufnahme durch das LANUV anders: „Der Gutachter war von der Fläche begeistert“, so Gernot Oswald im Ausschuss.

Der Bremer „Extrem-Botaniker“ Jürgen Feder hat die Magerrasenwiese untersucht, auf der das Gut Petershagen entstehen soll.
Der Bremer „Extrem-Botaniker“ Jürgen Feder hat die Magerrasenwiese untersucht, auf der das Gut Petershagen entstehen soll. © Jürgen Hendrichs

Randbereich als Baugebiet unbedenklich

Für die Stadt sei wichtig, dass der zum Kahlen Hohl gelegene Randbereich des insgesamt rund sechs Hektar großen Geländes aus Naturschutzsicht „weit weniger interessant“ sei. Denn dort ragt das gerade erst ausgewiesene Baugebiet in die Wiese. Dieser Bereich, so Oswald, könne „ohne große Probleme bebaut“ werden.

Feriendorf-Planer Lohmann ist zuversichtlich, auch sein Projekt - wenn auch mit einer weiteren Verzögerung - realisieren zu können: „Alle Beteiligten, die Stadt Brilon, der Hochsauerlandkreis, die Biologische Station und Institutionen sind an der positiven Entwicklung des Gutes Petershagen interessiert“.

Adäquate neue Ausgleichsflächen suchen

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Lohmann erinnert daran, dass es die Stadt Brilon selbst war, die ihm diese Fläche für sein Projekt angeboten habe.

Das Feriendorf fügt sich in das kommunale Strukturkonzept, nach dem im Norden der Stadt Windkraft angesiedelt wird, im Westen Gewerbe und Industrie und der Süden touristisch genutzt werden soll. In allen diesen Bereichen, so Lohmann, seien jeweils großflächig Abwägungen zu treffen und unterschiedliche Belange zu berücksichtigen.

Laufen Tourismus-Projekte in anderen HSK-Regionen leichter?

Für das Feriendorf bedeutet das: Lohmann beschränkt die Infrastruktur der Anlage auf den 2,78 ha großen Kernbereich des Geländes. Der Rest, so Lohmann, bleibe „unverändert erhalten“ und könne sich „positiv weiterentwickeln“. Deshalb werde er auf das dort ursprünglich geplante Damwildgatter verzichten.

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Für den bebauten Bereich des Geländes werde er in Abstimmung mit der Stadt ein „flächen- und funktionsgleiches“ Terrain beschaffen. Im Hochsauerland gebe es ja „mehr von diesen Biotopen als nur das eine hier“.

Ihn wundert, dass die Schutzwürdigkeit dieser Fläche erst im mittlerweile vierten Planungsjahr auffalle. In anderen Ferienregionen des Hochsauerlandes, etwa in Winterberg oder Schmallenberg, würden seiner Erfahrung nach derartige Projekte großzügiger beurteilt, um Tourismus und Wirtschaft weiter zu entwickeln. Lohmann ist zuversichtlich, die jetzt erforderlichen Planungsschritte innerhalb von drei Monaten über die Bühne bringen zu können.