Paderborn. . Der Airport Paderborn-Lippstadt schreibt rote Zahlen. Aus Sicht der lokalen Wirtschaft ist er aber unverzichtbar. Ein Gutachten soll das belegen.

Der Flughafen Paderborn-Lippstadt fliegt in den roten Zahlen. Die Wirtschaft in der Region versucht mit einem Gutachten zu belegen, warum der Airport dennoch unverzichtbar ist und sich unterm Strich für Ost- und Südwestfalen lohnt.

2,79 Millionen Euro mussten die Gesellschafter zuletzt fürs Geschäftsjahr 2017 zuschießen und die Tendenz ins Minus ist laut Flughafengesellschaft weiter negativ.

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Die kommunalen Gesellschafter müssen den Zuschuss von derzeit jährlich maximal 2,5 Millionen Euro erhöhen, um den Verlust abzudecken. Darüber müssen die beteiligten Kreise und die Stadt Bielefeld im Juni und Juli entscheiden.

Für Miele & Co. bedeutend

Anlass für die Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen (Bielefeld), Lippe (Detmold) und Hellweg-Sauerland (Arnsberg), das Gutachten zur Bedeutung des Flughafens für heimische Unternehmen, die Bevölkerung und als Wirtschaftsfaktor zu beauftragen. Die Gutachter der Hamburg Port Consulting GmbH haben zügig gearbeitet und das gut 70-seitige Papier vorgelegt. Basis war eine Befragung von Unternehmen in Süd- und Ostwestfalen. 693 Firmen haben sich beteiligt, davon fliegen laut Gutachten 454 regelmäßig von Paderborn-Lippstadt.

Zählt man An- und Abreisende zusammen, nutzten 2018 gut 700.000 Menschen den Flughafen. Für viele ist Paderborn-Lippstadt ein bequemer Start- und Landepunkt, wenn es in die Ferien geht. Ziele wie Mallorca, griechische Inseln, die Türkei oder die Kanaren können von dort aus erreicht werden. Vor allem für Geschäftsreisende ist die Drehkreuzfunktion mit den größten deutschen Flughäfen – Frankfurt und München – attraktiv. Ohne zweites Einchecken geht es so von Paderborn-Lippstadt (PAD) fast überall hin auf der Welt.

Drehscheibe für Kunden sowie für Mitarbeiter

Der Flughafen verzeichnet, gemessen an den Passagierzahlen, mit 42.000 sehr viele Flugbewegungen. Zurückzuführen sei dies auf etliche Privatflieger und viele Ausbildungsflüge,. „Es gibt aber auch eine erhebliche Zahl an Werksflügen, beispielsweise von den Unternehmen wie Bertelsmann oder Miele“, erklärt Thomas Frye, IHK Arnsberg. „Für unsere Zentrale in Gütersloh ist der Flughafen Paderborn-Lippstadt eine wichtige Drehscheibe, und zwar für unsere Kunden sowie für unsere Mitarbeiter. In einer globalisierten Welt ist eine gute Flughafen-Infrastruktur ein wichtiger Standortfaktor“, lässt sich Dr. Markus Miele, Geschäftsführer der Miele&Cie KG, im Gutachten zitieren.

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Ein Fortbestand des Airports mindestens auf derzeitigem Angebotsniveau „ist für uns von großer Bedeutung“, so Miele. Ähnlich äußern sich weitere namhafte Unternehmen wie Schüco, Hella oder Weidmüller.

Lohnsteuereinnahmen von rund neun Millionen Euro

Am Flughafen werden 786 Beschäftigte gezählt, im Umfeld des Flughafen-Gewerbegebietes bei den größeren Firmen noch einmal 848. 70 Prozent der Beschäftigten haben Vollzeitstellen, die anderen Teilzeitjobs. Die Gutachter leiten allein aus der Bruttolohnsumme Lohnsteuereinnahmen von rund neun Millionen Euro ab. Indirekt hingen noch einmal etwa ebensoviele Arbeitsplätze im näheren Umfeld von Paderborn und Lippstadt von dem Betrieb des Flughafens ab, heißt es im Gutachten. Insgesamt kommen sie zum Schluss, dass der Flughafen vielfach höhere positive regionalwirtschaftliche Vorteile erzeuge als er an Zuschuss durch die Gesellschafter zur Finanzierung benötige. Demnach läge eine Entscheidung in den Gremien nahe, eine Erhöhung zu beschließen. Dass dies im Sinne der Auftraggeber, der drei Kammern, wäre, versteht sich von selbst.

Das in den vergangenen Jahren gewachsene Minus der Flughafengesellschaft wurde zuletzt noch aus Rücklagen ausgeglichen. Mittelfristig muss aber ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis her. Die EU schreibt eine schwarze Null im jährlichen Betriebsergebnis ab 2024 zwingend vor. Dies gilt für alle Flughäfen innerhalb der Union.

Ausweichfunktion für Große

In Deutschland erwirtschaften derzeit nur wenige Airports Gewinne. Paderborn hat ebenso wie Dortmund objektiv einen Nachteil, weil dort die Kosten für die Flugsicherung (am PAD rund 1,5 Millionen Euro jährlich) nicht vom Bund über die Deutsche Flugsicherung (DFS) getragen wird. Dortmund und Paderborn beklagen dies seit Jahren und hoffen darauf, dass die Landesregierung Einfluss auf den Bund ausübt. Unter Experten wird die Zahl der Flughäfen in Deutschland als zu hoch erachtet. Paderborn hat allerdings für große Airports wie Düsseldorf aufgrund der Nachtflugerlaubnis eine wichtige Ausweichfunktion in NRW.

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