Brilon/Paderborn. . Gäbe es Kassel-Calden nicht und würde die Lotsenarbeit anders organisiert, sähe es am Flughafen Paderborn finanziell ganz anders aus.

Der „Heimathafen“ wird 50 Jahre alt. Für Touristen und Geschäftsreisende gleichermaßen ist der Airport Paderborn-Lippstadt das Tor zur weiten Welt. 736.000 Passagiere gingen 2018 bei 38.000 Starts von der 2,18 Kilometer langen und 45 Meter breiten Start - bzw. Landebahn in die Lüfte. Es gibt nur eine – das macht den Flughafen so übersichtlich und liebenswert. Aber wie vielen Regionalflughäfen weht den Betreibern ein kalter Wind ins Gesicht und immer wieder fällt das Wort „Wettbewerbsverzerrung“.

Fluggastzahl lag 2006 bei 1,2 Millionen

Auch wenn die Fluggastzahlen seit 2014 mehr oder weniger stabil sind - von Zahlen wie 1,2 Millionen Passagieren in 2006 kann der Airport derzeit nur träumen.

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Der finanzielle Druck wird größer. Das Geschäftsjahr 2017 schließt mit einem Minus von 2,78 Millionen Euro. Für den Zeitraum 2017 bis 2022 soll es eine Finanzierungslücke von 7,7 Millionen Euro geben. „Man muss aber unterscheiden: Der laufende Betrieb, also das operative Geschäft, trägt sich selbst. Aber durch Abschreibungen und Investitionen sind wir im defizitären Bereich“, sagt Flughafensprecher Stefan Hensel.

Auf Steuermittel angewiesen

Der Flughafen ist deshalb mehr denn je auf Unterstützung durch Steuermittel angewiesen. Geschäftsführer Dr. Marc Cezanne wird in den nächsten Wochen die Gesellschafter besuchen, um die finanzielle Lage zu erklären. Auch im Fachausschuss in Meschede ist er am 24. Juni. Der HSK hält einen Anteil am Stammkapital des Unternehmens in Höhe von 3,92 Prozent und ist mit 4 Prozent an der Verlustabdeckung beteiligt. Für den Kreis waren das zuletzt 100.00 Euro. Bislang tragen die Gesellschafter maximal 2,5 Millionen Euro der Verluste; doch diese Deckelung gerät ins Schwanken.

Kostenentlastung

Landräte und Bürgermeister der Anteilseignerkreise fordern unterdessen von Land und Bund eine gezielte Kostenentlastung für den Airport. Die Verwaltungschefs beklagen verzerrte Wettbewerbsbedingungen, die im schlimmsten Fall die Existenz des Flughafens gefährden könnten. Eine Luftverkehrsinfrastruktur müsse in allen Teilen des Landes gesichert werden. Das müsse sich im anstehenden neuen Luftverkehrskonzept für NRW widerspiegeln.

Abflug Paderborn Einchecken und ab geht's:  In Paderborn muss man nicht lange suchen, an welchem Schalter die Passagiere einchecken können.
Abflug Paderborn Einchecken und ab geht's:  In Paderborn muss man nicht lange suchen, an welchem Schalter die Passagiere einchecken können. © Airport Paderborn-Lippstadt

Geschäftsführer Cezanne hat unterdessen den Wettbewerb unter den Airports als ruinös bezeichnet. In Paderborn fehlten die Mittel,um z.B. Adria Airways bei der Etablierung der Flüge nach Wien, Zürich und London länger zu unterstützen und so wurden sie wieder eingestellt. Stefan Hensel: „Auch der Flughafen Kassel-Calden trägt nicht dazu bei, unsere Zahlen zu steigern.“ Der politisch-gewollte Airport in Calden soll Paderborn angeblich mindestens zwei Millionen Euro jährlich kosten.

Sparpotenzial sieht der Flughafen z.B. in einer Neuvergabe der Lotsenarbeit. Stefan Hensel: „Die wird zurzeit noch von einer Tochtergesellschaft der Deutschen Flugsicherung übernommen. Würde das Staatsunternehmen DFS nicht nur auf den 16 größeren Flughäfen, sondern auch bei uns im Einsatz sein, ließen sich 1,5 Millionen Euro jährlich einsparen.“

Kapazitäten ausschöpfen

Vom generell steigenden Flugverkehrsaufkommen möchte auch Paderborn-Lippstadt ein Stück abbekommen und setzt u.a. auf das neue Luftverkehrskonzept. Es soll darauf geachtet werden, regionale Kapazitäten auszuschöpfen. „Internationale Verkehrsflughäfen spielen eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen, in denen sie liegen. Für den Paderborn-Lippstadt Airport, dessen Einzugsgebiet zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands zählt, gilt das besonders“, sagt Geschäftsführer Cezanne. Im Hinblick auf den wachsenden Flugverkehr stellten gerade die kleineren Airports wichtige Kapazitäten für zusätzliches Wachstum bereit. Cezanne: „Während die Hubs (Luftfahrtdrehkreuze) ihre Infrastrukturen fast vollständig auslasten, sind hier Reserven verfügbar.“

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