Westheim. . Ein Jahr nach der Premiere des Westheimer Radlers blickt Geschäftsführer Moritz von Twickel auf 2018 zurück. Wie zufrieden sind die Kunden?
Mit den großen Brauerein Veltins, Warsteiner und Krombacher kann und möchte sich die Westheimer Brauerei nicht vergleichen. Die Sauerländer haben aber ihre Nische gefunden. Moritz von Twickel, Geschäftsführer der Brauerei Westheim erzählt, was den Bierabsatz fördert und womit die Brauerei ihr bestes Geschäft macht.
Bier trinken die Sauerländer und die Westfalen immer noch am Liebsten. Dank des Jahrhundertsommers in 2018 und der Fußball-WM verzeichneten die NRW-Brauer im vergangenen Jahr gute Umsätze. Die Gewerkschaft Nahrungsmittel – Genuss - Gaststätte (NGG) hat die guten Absatzzahlen genau analysiert und leitet daraus eine Forderung ab: mehr Lohn in der laufenden Tarifrunde.
Im Hochsauerland wurden demnach im vergangenen Jahr rund 265.000 Hektoliter Bier getrunken. Um die 50.000 Hektoliter davon hat allein die Westheimer Brauerei in 2018 gebraut und umgesetzt. „Damit sind wir durchaus zufrieden“, zieht Moritz Freiherr von Twickel, Juniorchef der Brauerei Westheim, eine positive Jahresbilanz 2018. Er räumt aber auch ein, dass es nicht wesentlich von denen der Vorjahre abweiche.
Größter Umsatz mit Fassbier zu Schützenfesten
Der Branchenriese Veltins aus Meschede verzeichnete in 2018 ein Umsatzplus von 4,8 Prozent und die Warsteiner von 5,3 Prozent als Folge des Rekordsommers und der Fußball-WM. Die beiden Großbrauereien würden ihren Umsatz hauptsächlich mit Flaschenbier machen, begründet Moritz von Twickel deren Umsatzsteigerung.
Anders als bei der Familien-Brauerei Westheim. Von Twickel: „Wir machen unseren größten Umsatz mit Fassbier zu den Schützenfesten.“ Und wenn die Sonne die Temperaturen zu den Schützenfesten zu sehr steigen lasse, sei das eher umsatzschädigend. „Dann wird weniger Bier getrunken.“ Und die Fußball-WM ist für die Deutschen ja ziemlich schnell zu Ende gegangen.
Chance auf Bier des Jahres Titel
Von Twickel: „Wenn unsere Mannschaft bis zum Ende mit im Spiel ist, wird zu den Spielübertragungen zu Hause auch mehr Flaschenbier getrunken.“ Die Marsberger bevorzugen das Westheimer Premium Pilsener. Im Januar wurde es vom ProBier-Club.de zum Bier des Monats gekürt und hat damit gute Chancen, Bier des Jahres zu werden, Deutschlands wichtigster Konsumentenpreis in der Baubranche.
Biermixgetränke machen laut Statistischem Bundesamt ein Drittel des deutschen Bierumsatz aus. Im Januar setzte die Branche 1,7 Prozent mehr Biermixgetränke ab als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Bei den Großbrauereien im Sauerland und auch bei uns macht der Umsatz an Biermischgetränken etwa fünf Prozent aus“, sieht Moritz von Twickel in dieser Sparte keinen großen Absatzmarkt.
Radler trifft den Geschmack der Kunden
Anders bei dem neuen Radler naturtrüb aus dem eigenen Haus. Zum Brauereifest Ende April im vergangenen Jahr ist die Westheimer mit ihrer Eigenkreation Radler naturtrüb an den Start gegangen. Und es ist, laut Moritz von Twickel, „sehr gut eingeschlagen. Wir merken, dass bei den Kunden bei den Mischgetränken der Trend zu mehr Natürlichkeit geht.“ Beim klassischen Radler wird Zitronenlimonade verwandt. Beim Westheimer Radler naturtrüb wird der Gerstensaft mit echtem Zitronensaft gemixt. Von Twickel: „Das gibt ihm nicht nur einen besonders fruchtig-zitronigen Geschmack, sondern auch das naturtrübe Aussehen.“
In der Bierabsatzbilanz des statistischen Bundesamtes sind die alkoholfreien Sorten gar nicht enthalten. Die Gewerkschaft sieht aber auch darin einen wachsenden Markt. Moritz von Twickel: „Die alkoholfreien Biersorten wachsen bei uns wie den Großbrauereien auf relativ kleinem Niveau.“
Gewerkschaft fordert mehr Lohn
„Wenn die Kassen klingeln, muss für die Mitarbeiter mehr drin sein“, fordert die Gewerkschaft ein Lohnplus von 6,5 Prozent warnstreikunterstützt für die Mitarbeiter in den 140 nordrhein-westfälischen Brauereien. Organisiert sind die 40 Mitarbeiter der Brauerei Westheim in einem eigenen Haustarifvertrag. „Wir sind mit unserem Betriebsrat in enger Abstimmung“, möchte der junge Brauereichef jetzt noch keine konkreten Verhandlungsergebnisse preisgeben. Erst sollen die Mitarbeiter informiert werden.
Der Fachkräftemangel macht sich laut Gewerkschaft auch in der Brauereibranche bemerkbar. Die Westheimer Brauerei setzt dabei auf Ausbildung im eigenen Betrieb. Ein bis zwei Brauer und Mälzer werden jedes Jahr ausgebildet. Allerdings sieht von Twickel bei den Lkw-Fahrern einen „Riesenmangel“.
Eigener Fuhrpark statt Hilfe von Außerhalb
So habe die Krombacher Brauerei ihren Fuhrpark ganz ausgesourct. Von Twickel anders: „Wir beliefern unsere Kundschaft, wie Gastronomie, Einzelhandel und Schützenfeste mit eigenen Lkws.“ Dazu wird mit drei Heimdiensttouren der Gerstensaft, aber auch das Mineralwasser und die Limonade, direkt bis vor die eigene Haustür und wenn nötig, sogar bis in den Keller getragen.
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