Brilon/Marsberg. . Während Stürme die Bäume umwerfen und der Borkenkäfer zu gut durch den Winter gekommen ist, warten auch Neuorganisationen mit eigenen Problemen.
Stürme, Käfer, Neuorganisation: Waldbauern haben dieses Jahr und die nächsten Jahre Gewaltiges zu stemmen. Auf der einen Seite tobt der Borkenkäfer, der zu 90 Prozent den Winter überstanden hat und den Waldbestand bedroht. Auf der anderen Seite geht es aber auch in puncto Aufforstung turbulent zu. Ab 2021 gilt NRW-weit die „direkte Förderung“. Das bedeutet jede Menge Büroarbeit, die sonst die regionalen Förster vom Landesbetrieb Wald und Holz den Waldbauern abgenommen haben.
Wo also anfangen? Am meisten sitzt den Waldbesitzern die Zeit in puncto Borkenkäfer im Nacken. Das Frühjahr ist da, die hiesigen Arten, die ersten Kupferstecher und Buchdrucker, haben begonnen, sich durch die Rinde zu bohren und zu fliegen. Darüber hinaus müssen die Waldbauern künftig ihre Holzmenge, die im Jahr geschlagen wird ganz anders melden. Ein Lagebericht am Beispiel der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Diemelsee, ein Zusammenschluss privater Waldbauern von Brilon bis Marsberg. „Wir telefonieren täglich, weil es brennt“, so Markus Romberg, 1. Vorsitzender, und Peter Rummel, Geschäftsführer.
Die Holzvermarktung wird kompliziert
Der erste Schritt ist gemacht, die FBG Diemelsee ist auch Mitglied in der Waldbauernholz eG, die zum 1. Juli ihre Arbeit aufnimmt und auch aufnehmen muss, weil ab dann der Landesbetrieb raus ist aus dem Thema. Insgesamt gehören 341 private Waldbesitzer mit rund 2000 Hektar Wald zur FBG Diemelsee, wobei alle aber unterschiedlich viel Wald besitzen und danach Stimmrechte haben. Weil sie sahen, wie kompliziert es künftig werden könnte, allein das Holz zu vermarkten, drängten Romberg und Rummel darauf, auch beizutreten.
Es gelang ihnen, so viele Kleinwaldbesitzer zu mobilisieren, dass auf der Jahresvollversammlung im März mehrheitlich für den Beitritt gestimmt wurde. Die vier großen Waldbesitzer in der FBG waren nicht einheitlich dafür, u.a. kostet der Beitritt natürlich auch etwas. „Das ist aber überschaubar“, sehen Rummel und Romberg eindeutig die Vorteile. Als großer Anbieter könne die Walbauernholz eG ganz anders auf dem Markt auftreten. Künftig gehen die so genannten Holzlisten nicht mehr ans Forstamt, sondern an die neue Genossenschaft. Dort wird zukünftig auch der Rundholzpreis gemacht, den vorher die Forstämter NRW weit und regional spezifisch mit der Abnehmerseite verhandelt hatten.
Stürme schaden den Wäldern sehr
„Der Winter war mild und die Arbeit war wild“, fasst es Romberg zusammen. Zwei gute Förster, die sie hatten, hätten sich bemüht, aufzuarbeiten, haben sie auch geschafft. „Wir hatten alles unter Kontrolle, bis Eberhard wieder alles hingeschmissen hat. Wer Borkenkäfer-Bäume rücken möchte, dem seien nun noch zusätzlich die Fichten im Weg. Und nicht nur das: „Der Sturm hat mannsdicke Buchen erwischt, bei denen ich dachte, die können nicht stürzen. Sie sind umgeworfen. Und eine Woche später hat Friedrich die nächsten hingelegt. Das ist eine bittere Sache für alle Waldeigentümer.“ Rummel und Romberg haben selbst Traktoren und haben viele ihrer Bäume eigenhändig weggeräumt.
Wald als Naherholungsraum und Klimafreund
Das Land Das Land hat die behördliche Hoheit über den Wald in NRW, entscheidet z.B. mit, wo Wege angelegt werden und darf über seine Förster Bußgelder vergeben lassen.
Der Wald dient der Allgemeinheit, u.a. als „CO2-Schlucker“, spielt eine wesentliche Rolle fürs Ökosystem, Gesetze regeln die Unterstützung der Waldbauern;
NRW hat mit ca. 63 Prozent den höchsten Privatwaldanteil aller Bundesländer, wie beim Tropenholz gibt es auch für den heimischen Rohstoff eine Zertifizierung.
Momentan zähle nur, das Holz so schnell wie möglich raus aus dem Wald zu holen und als erste Maßnahme zu entrinden. „Nur als allerletzte Möglichkeit könne Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Karate Forst ist zum Beispiel überall vergriffen“, sagt Romberg. Dann muss der Baum aber komplett besprüht werden. Und: Wer dies tut, braucht eine Berechtigung. „Der Lehrgang zur Sachkunde dazu hat mich als Dipl.-Ingenieur an meine Grenzen gebracht“, sagt Romberg, der ihn gerade bestanden hat. Er besitzt viel Wald über die FBG hinaus.
Förderungen müssen jetzt direkt beantragt werden
Vor dem Borkenkäfer ist nach dem Borkenkäfer. Der Wald will mit robusten Pflanzen wieder aufgeforstet werden. Aber auch bei der Förderung von Dienstleistungen und Aufforstungen für den Privatwald gibt es gewaltige Umstrukturierungen. Auch hier waren bis dato die Förster von Wald und Holz per se zuständig. „Es gab eine Rahmenvereinbarung mit dem Forstamt, das Land förderte bis zu 80 Prozent der Aufforstungen. Hier hat die EU aber das indirekte moniert und wir müssen nun direkt die Förderung beantragen“, erklärt Romberg.
Zum 1.1.2021 wird die indirekte Förderung eingestellt. Forstbetriebsgemeinschaften müssen eine eigenständige und direkt geförderte forstliche Betreuung durch einen externen forstlichen Dienstleister in Anspruch nehmen, der nicht unbedingt wie bisher bei Wald und Holz beschäftigt ist.
Inventur des Waldes ist notwendig
Drei Dienstleister-Angebote müssen eingeholt werden, aber was soll die FGB genau ausschreiben? „Wir brauchen zum einen nach den vielen Kalmalitäten eine neue Forsteinrichtung, also eine Waldinventur. Unsere letzte ist von 2012. Weiter müssen wir alle Daten der Mitglieder inklusive genauer Flurstücke erfassen. Und schließlich geht’s um die Zukunftsplanung.“ Da kann Ehrenamtlichen schwindelig werden. „Unser Forstamt, die Hoheit in Rüthen, unterstützt uns sehr bei diesen vorbereitenden Aufgaben. Da möchte ich echt ein Lob aussprechen.“
Da sind wir wieder bei den Stürmen und dem Borkenkäfer. Wichtig ist auch hier: Es müssen alle in der Gemeinschaft mitmachen. Wieder ist die FBG mitten drin in der Diskussion.
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