Marsberg. . Hinter dem Marsberger Einzelhandel liegen entbehrungsreiche Zeiten. Die Einkaufsvielfalt ist geschrumpft. Jetzt soll Aufbruchstimmung her.

Ein Fachgeschäft für Kinderbekleidung und Handarbeitszubehör. Ein Schmuckgeschäft. Fachgeschäfte für Damen- und Herren-Bekleidung. Schuhgeschäfte, Buchläden mit Schreibwaren, der Fahrradhändler, die Raumausstatter, die Parfümerie: Die familiengeführten Fachgeschäfte geben der Innenstadt von Marsberg ihr unverwechselbares Gesicht. Mit viel Herzblut stehen die Händler hinter der Ladentheke und beraten die Kundschaft. Hinter ihnen liegt eine harte Zeit. Wie realistisch ist ein erfolgreicher Neustart für die Innenstadt? Einen Lichtblick, der Hoffnung schürt, gibt es jedenfalls.

Neubau der Diemelbrücke: 30 bis 40 Prozent Einbußen

Der Neubau der Diemelbrücke hat ihnen einiges abverlangt. Manche von ihnen sprechen von 30 bis 40 Prozent Einbußen während der eineinhalbjährigen Bauphase.

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Seit einem halben Jahr ist die neue Diemelbrücke befahrbar als neues Entree in die Innenstadt. Die Gewerbetreibenden wollen jetzt in die Zukunft schauen und hoffen, dass die Kunden, die sich durch den Brückenneubau andere Einkaufsmöglichkeiten gesucht haben, den Weg zurück nach Marsberg finden werden.

„Einige haben das auch getan.“ Die Erfahrung hat Raumausstattermeister Jörg Böddicker gemacht. Er führt sein Geschäft in der oberen Hauptstraße in 5. Generation. Zumal jetzt auch wieder Ruhe eingekehrt ist in die Verkehrsführung durch die Hauptstraße.

Stadt als Einkaufsstadt ins positives Licht rücken

Durch Aktionen und verkaufsoffene Sonntage will der Gewerbeverein die Kunden zurück nach Marsberg holen und die Stadt als Einkaufsstadt ins positives Licht rücken. „Wir, als Schuhgeschäft haben durch die Aktionen immer wieder neue Stammkunden gewonnen“, sieht David Wegener in dem Beratungsangebot des stationären Einzelhandels das große Plus gegenüber dem Online-Handel. Auch er ist mit seinem Geschäft im Internet präsent. Wegener: „Das gehört heute dazu.“ Und sei eine Ergänzung: „Die Kunden holen sich im Internet Inspirationen und kommen dann vor Ort ins Geschäft, um zum Beispiel die Schuhe anzuprobieren und zu kaufen.“ So erlebt er es.

Hundesalon, Sportstudio oder Café im alten Kaufhaus

Neben den familiengeführten Einzelhandelsgeschäften gibt es natürlich auch die Filialisten. Aber leider auch leerstehende Geschäftsräume in der oberen Hauptstraße, oder das Kaufhaus Henke mit viel freier Ladenfläche. Alfons und Christine Henke hatten ihr letztes Lederwaren- und Wäschegeschäft im Kaufhaus nach Weihnachten geschlossen, auch als Folge der geschäftlichen Durststrecke durch den Brückenneubau. Und auch der Filialist Bonita hat seine Schaufenster seit Monaten mit rosa Packpapier zugeklebt mit dem Hinweis. „Wir schließen, 70 Prozent auf alles“. Wann genau geschlossen wird, weiß auf Nachfrage der WP die Verkäuferin auch nicht. Sind Nachmieter in Sicht?

Gewerbeflächen – Nachfrage gestiegen

„Die Nachfrage nach Gewerbeflächen sind deutlich gestiegen“, sagt Michaela Schröder, Geschäftsführerin Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Marsberg. Auch für die leerstehenden Flächen im Kaufhaus Henke oder den ehemalige Rossmann-Geschäftsräumen im Burghof-Center.

Kann ein Hundesalon die Innenstadt beleben.
Kann ein Hundesalon die Innenstadt beleben. © Mareike Maack

Der Drogeriemarkt Rossmann ist vor einem halben Jahr in den ehemaligen Aldi gegenüber umgezogen. Aber mit den auswärtigen oder ausländischen Investoren sowohl des Kaufhauses Henke als auch des Burghof-Centers lasse sich nur schwer in Kontakt treten, so Michaela Schröder: „Da passiert so viel hinter den Kulissen.“

Positives Beispiel – Künstlerkaufhaus ARTvent

Ideen nach Geschäftsmöglichkeiten sind laut Michaela Schröder also vorhanden, vom Hundesalon bis zum Sportstudio und Café bis hin zu Bekleidungsgeschäften. An der Umsetzung werde gearbeitet.

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Ein gutes Beispiel für die Steigerung der Attraktivität der Innenstadt ist das Künstlerkaufhaus ARTvent in einem leerstehenden Geschäft in der oberen Hauptstraße. Vor Weihnachten hatte es zum ersten Mal für einige Wochen geöffnet. Um zu sehen, wie das Angebot angenommen wird. Es ist sehr gut angenommen worden. Eine Gemeinschaft aus zehn Künstlern um Inge Schneider hatte sich auf das, wie sie es nennen „Wagnis“ eingelassen. Auch wegen der günstigen Mietkondition. Monatlich treffen sie sich zum Austausch und die Runde wird größer. Auch von außerhalb machen inzwischen Hobbykünstler mit. Um den Diemelradwegtag auf Muttertag wird das Künstlerkaufhaus mit seinen anderen und außergewöhnlichen Eigenkreationen wieder für einige Zeit geöffnet sein.

Generationenwechsel im Gewerbeverein

David Wegener (26) ist seit September neuer erster Vorsitzender im Gewerbeverein Marsberg. Mit ihm hat es einen Generationenwechsel im Vorstand gegeben. Neu ist auch der 1. stellvertretende Vorsitzende Matthias Pape und der 2. stellvertretende Vorsitzende Jörg Böddicker. Der langjährige 2. Vorsitzende Kay Hofheinz ist weiter als Beisitzer dabei, ebenso Michaela Schröder. Weitere Beisitzer sind David Judith und Ferdinand Henke. Schriftführer ist Ulf Ritter und Kassierer Hubertus Kreft. „Wir sind dabei, neue Ideen zu entwickeln, wie die Innenstadt für die Kunden und Besucher attraktiver gestaltet werden kann und denken in alle Richtungen“, so David Wegener. Ein erstes Wirte-Treffen aller Gastronomiebetriebe in Marsberg sei durchgeführt worden, ein Stammtisch für Gewerbetreibende in Planung.