Brilon. . Keiner will den Schwarzen Peter haben. Aber von allen Seiten Unverständnis und Wut über Umgangston des Bremer Extrem-Botanikers Jürgen Feder.
Die Schutzwürdigkeit der Magergründlandflächen im Bereich des geplanten Feriendorfs Gut Petershagen sind schon „seit vielen Jahrzehnten im Biotopkataster dokumentiert“. Allerdings habe es erst durch das Gutachten des „Extrem-Botanikers“ Jürgen Feder (Bremen) Hinweise darauf gegeben, dass zumindest Teile davon als - wie bei einem dort vorhandenen Quellbach oder einer kleinen Heidefläche bereits geschehen - gesetzlich geschützte Biotope auszuweisen seien. Das teilte das Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) auf Anfrage der WP mit.
Sollte die für Ende Mai, Anfang Juni geplante Bestandsaufnahme das Feder-Gutachten bestätigen, wäre das gleichwohl nicht das Aus für das Ferienpark-Projekt. LANUV-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia: „Bei Inanspruchnahme von gesetzlich geschützten Biotopen müssen entsprechende Ausgleichsflächen benannt werden.“ Zudem müsse bei der Unteren Naturschutzbehörde, das ist hier der Hochsauerlandkreis, eine Ausnahmegenehmigung gemäß § 30 ( 3) des Bundes-Naturschutzgesetzes beantragt werden.
Wie die WP am Samstag berichtet, hat die Stadt die zur Prüfung der Bezirksregierung vorgelegte Bauleitplanung für das Gut Petershagen zurückgezogen. Grund: Das nachträglich von einem Anlieger initiierte Gutachten gehe, wie es in Arnsberg heißt, „an die Grundfesten des ganzen Verfahrens.“
„Ein einziger widerliche Filz“
Mehr noch als die sachliche Auswirkung des Arnsberger Vetos hat am Wochenende die drastische Art und Weise für Zu- und vor allem Widerspruch gesorgt, wie der Bremer Botaniker auf via Facebook seine Kritik an dem Projekt und den beteiligten Personen und Behörden formulierte. Das von dem Initiator und Bauträger des Projektes, Eckhard Lohmann, in Auftrag gegebene ökologische Gutachten bezeichnet Fender als „reines Gefälligkeitsgutachten“; das sei für ihn „eine Frechheit“ und alles nur „ein einziger widerlicher Filz“.
Immerhin: Gegenüber der WP nahm er von seiner auf Facebook geposteten Äußerung, es ständen Kreise mit krimineller Vergangenheit hinter dem Projekt, zurück. Das habe man ihm so gesagt. Andererseits polemisiere und polarisiere er „nicht aus Spaß, sondern um aufzurütteln“. Dass er in diesem Fall die „Lokalpolitik aufgeschreckt“ habe, „ist gut so“. Beigeordneter Reinhold Huxoll sagte, dass man bei einer derart extremen Sicht der Dinge „hier alles einstampfen“ könne. Die Stadtverwaltung habe das Projekt umfassend begleitet, für die jetzt eingetretene Entwicklung sei sie nicht verantwortlich.
Höhenvieh- statt Pferdehaltung?
Die Bezirksregierung Arnsberg teilt auf Anfrage der WP mit, dass es bei einer Landesplanerischen Anfrage zu Projekten wie diesem“ausschließlich“ nur darum gehe, „ob ein Vorhaben in die Ziele der Raumordnung passt“, so RP-Sprecherin Anna Carla Springob: „In die Tiefe geht es erst später.“
Der Hochsauerlandkreis habe „keine Veranlassung gesehen“, im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange „jemanden nach draußen zu schicken“, weil das LANUV den Magerrassen nicht als Biotop geführt habe. HSK-Sprecher Jürgen Uhl: „Jetzt haben wir eine neue Situation.“
Der Initiator des Projektes, Eckhard Lohmann, will jetzt den Ortstermin Ende Mai, Anfang Juni abwarten.
Wenn der Bremer Botaniker in der Sache Recht haben sollte, würden die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen. Denkbar sei, den unberührten Großteil der Fläche - bebaut und besiedelt wird nur ein Drittel - nicht, wie vorgesehen, für Pferdehaltung zu nutzen, sondern dort Rotes Höhenvieh zu halten. Und wenn der Ortstermin keine neuen Erkenntnisse bringt? „Lohmann: „Dann legen wir sofort los.“
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