Brilon. . Der Landschaftsverband Westfalen--Lippe hat seine Arbeiten an der Derkerborn-Höhle in Brilon verfilmt. Der Trailer ist bereits zu sehen.

Der Video-Schnipsel ist nur 30 Sekunden lang, aber er macht neugierig auf mehr: „Action und Abenteuer treffen moderne Wissenschaft.“ Auf Youtube bieten die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) einen eindrucksvollen Blick in die Unterwelt von Brilon.

© Foto: Thomas Winterberg

Es geht um die Höhle vom Derkerborn, jene imposante, 29 m lange und bis zu neun Meter tiefe Kluft, die sich im vergangenen Jahr bei Ausschachtungsarbeiten für ein Baugrundstück aufgetan hatte. Der LWL hat die Erforschung der Höhe im Film festgehalten.

Im Frühjahr wird die gesamte Dokumentation veröffentlicht, seit zwei Wochen läuft auf Youtube der Trailer.

„Ein bedeutendes Montan-Denkmal“

„Für die Region ist das ein bedeutendes Montan-Denkmal“, sagt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie, zu der Kluft am Derkerborn. Ein Expertenteam hat mit einem speziellen 3-D-Scan diese mittelalterliche Eisenerz-Gewinnungsstätte dokumentiert. Prof. Dr. Baales: „Denn wenn die Höhle verfüllt wird, ist sie kaputt.“

Klüftiger Boden und geogene Schwermetallbelastung

Der Massenkalk der Brilon Hochfläche ist aus Kalkablagerungen im Devon (vor 419 bis 359 Mio Jahren) entstanden.

Im Zug erdgeschichtlicher Verwerfungen und Ausspülungen kam es zur Zerklüftung des Bodens und zur Ablagerung hochwertiger Erze und Mineralien.

Diese Bodenschätze, etwa Blei, wurden bereits zur Römerzeit geschürft.

Bei der Erschließung des Baugebietes wurden 2013 erhöhte geogen (natürlich) bedingte Schwermetallbelastungen des Bodens aufgefallen.

Die Höhle am Derkerborn wurde vom 12. bis 14. Jahrhundert ausgebeutet.

Doch dazu kommt es nicht. Die Stadt möchte das lieber unterlassen. Überraschende Begründung: „Das Risiko ist uns zu groß“, so Beigeordneter Reinhold Huxoll auf Anfrage der WP.

Rund 65 bis 100 Kubikmeter Beton wären nach Angaben eines externen Baufachmanns für die Verfüllung erforderlich gewesen. Die Kosten von rund 75.000Euro hätten noch nicht einmal die entscheidende Rolle gespielt.

Wesentlich relevanter sind geologische Gründe. Denn angesichts des zerklüfteten Untergrunds habe die Gefahr bestanden, dass trotz einer vorsichtigen Verfüllung von maximal zehn Kubikmetern am Tag durch den Druck etwaige Zwischenwände zu anderen, bisher unbekannten Spalten wegbrechen. Huxoll: „Das ist ein Fass ohne Boden.“

Kein alternatives Grundstück

Hinzu kommt: Wegen des Spaltes hätten die Bauherren ihr Häuschen näher an die Straße rücken müssen. Das wollten sie aber nicht. Deshalb, so ihr Architekt Andreas Kraft, möchten sie es der Stadt zurück geben.

Ein alternatives Grundstück kann die Stadt den Bauherren allerdings nicht in der Kernstadt anbieten. Huxoll: „Wir haben keins." Lediglich auf den Ortsteilen stehen noch städtische Bauplätze zur Verfügung.

Bereits bei der Erschließung des neuen Baugebietes am westlichen Stadtrand vor rund 15 Jahren hatten bereits ähnliche Hohlräume aufwändig verfüllt werden müssen. „Solche Auffälligkeiten“, so Reinhold Huxoll, „können überall in Brilon auftreten.“

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