Brilon. . Erstes Mobilitätstraining für Menschen mit Rollator und Rollstuhl in Brilon. Gemeinsame Aktion von Seniorenbeirat, Verkehrswacht und RLG.
Wer mit einem Rollator oder Rollstuhl den Bus nutzt, braucht einige Kniffe, damit dies sicher gelingt. Der Seniorenbeirat hat daher gemeinsam mit der Verkehrswacht Brilon und der RLG ein Mobilitätstraining angeboten.
Ein Linienbus der RLG Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH steht an der Haltestelle am Markt. Peter Schmidt ist zwar nicht auf einen Rollator angewiesen, trotzdem will er es ausprobieren und schnappt sich einen der beiden Rollatoren, die die Verkehrswacht mitgebracht hat. „Besonders beim Ein- und Aussteigen besteht die Gefahr, dass sich die Vorderräder zwischen Bus und Bordstein verkanten“, sagt Alexandra Schäfer, Verkehrsmanagerin der RLG im Kreis Soest und Hochsauerlandkreis. Dietmar Wittmann von der Verkehrswacht macht vor, wie es geht, und erklärt: „Hindernisse sollten gerade angefahren werden. Manche Rollatoren haben hinten eine Ankipphilfe, um die Räder vorne anzuheben.“ Peter Schmidt beherzigt den Tipp und steht nach wenigen Sekunden im Bus.
Alexandra Schäfer (Verkehrsmanagerin RLG), Peter Schmidt, Reinhard Prange (Vorsitzender Seniorenbeirat) und Dietmar Wittmann (Verkehrswacht) (von links). Foto: Nadine Przystow Am besten rückwärts aussteigen
Dass es sich um einen sogenannten Niederflurbus handelt, macht die Sache einfacher. Denn dadurch ist der Spalt zwischen Fahrzeugboden und Bordstein nicht so groß. Bei einer Bushaltestelle mit einem Hochbordstein wie in Brilon ist die Kante etwa 16 bis 18 Zentimeter hoch. Ein Niederflurbus liegt 30 bis 35 Zentimeter über der Fahrbahn und lässt sich um acht Zentimeter absenken. „So haben wir einen Spalt, der nur noch sechs, sieben Zentimeter groß ist“, rechnet Hauke Möller, Abteilungsleiter Verkehrsmanagement der RLG, vor. „Unsere Fahrer setzen den Bus außerdem ganz nah an den Kantenstein. Dafür sind die Reifen außen extra verstärkt.“
Im Bus muss Peter Schmidt seinen geborgten Rollator nun abstellen. Rechts neben der Tür ist die Mehrzweckfläche. „Hier wird der Rollator vor den Klappsitzen abgestellt und mit der Feststellbremse gesichert“, erklärt Alexandra Schäfer. Die Fahrgäste können sich dann in der Nähe einen Sitzplatz suchen. Manche nehmen auch einen der Klappsitze und stellen die Gehhilfe vor sich. Wovon die Verkehrsmanagerin jedoch dringend abrät, ist, sich auf die Sitzfläche des Rollators zu setzen: „Wenn der Fahrer stark bremsen muss, ist der Rollator nicht ausreichend standsicher.“
Auch das Aussteigen will gelernt sein: „Damit sich die Räder eben nicht verkanten, sollte man am besten rückwärts aussteigen. Die Griffe an den Türen verschaffen zusätzlichen Halt“, klärt Dietmar Wittmann auf.
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Beim Rollstuhl helfen die Fahrer
Was mit dem Rollator noch relativ einfach geht, ist mit einem Rollstuhl schon etwas schwieriger. Da sind auch die Fahrer gefragt. Sie steigen aus und klappen eine Rampe aus. Die ist im Boden vor der Tür eingelassen und wird mit einem Hebel hochgezogen. Nach dem Einsteigen bauen die Fahrer die Vorrichtung wieder zurück. „Das gibt der Fahrplan her“, sagt Alfred Graetz von der Sachbearbeitung Fahrdienstleistung. „Bei einer Verspätung wird der Anschlussbus per Funk informiert.“
Mit einem Rollstuhl ist auf der Mehrzweckfläche kaum noch Platz für weitere Fahrgäste mit einer Gehhilfe, geschweige denn für einen Kinderwagen. „Wir bekommen aber nach und nach neue Busse, in denen gibt es auf beiden Seiten eine solche Abstellfläche“, informiert Hauke Möller. In Brilon würden bisher aber recht wenig Rollstuhlfahrer den Bus nutzen. „In Bigge haben wir das häufiger. Die Rampen in unseren Bussen gehen auch auf eine Initiative des Josefsheims vor 20 Jahren zurück.“
Reinhard Prange, Vorsitzender des Briloner Seniorenbeirats, überlegt, das Training im nächsten Jahr direkt an den Wohn- und Seniorenheimen zu verorten: „Ich hatte im Vorfeld die Rückmeldung bekommen, dass zu wenig Personal da ist, um die Bewohner hierher zu begleiten.“ Dietmar Wittmann hatte sich ebenfalls eine größere Resonanz gewünscht. „Aber die Aktion an sich ist ein guter Anfang.“
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