Bredelar. Beim Tag der offenen Tür im Parkschloss Dali entdecken viele Besucher den neurenovierten Erotik-Club. Der Gründer ist wieder an Bord.
„Ist das ein Wetterchen!“ Zoltan Trninic schaut in den blauen Himmel und ist zufrieden: mit den sommerlichen Temperaturen, den vielen Gästen, die an den Sitzgruppen aus Rattan oder den eigens aufgestellten Tischen und Bänken rund um den Außenpool Platz genommen haben und auch mit den Renovierungsarbeiten an seinem gegenüber dem Kloster Bredelar liegenden Etablissement.
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Zoltan Trninic betreibt das Parkschloss Dali wieder und will ihm zu alter Größe verhelfen. Über ein Jahr hat er das Anwesen aufwendig aufgefrischt, rund eine halbe Million Euro hat er investiert. Mit einem Tag der offenen Tür stellte er am Samstag das „neue“ Parkschloss Dali der interessierten Öffentlichkeit vor. Ab 16 Uhr konnten sich Besucher die Räumlichkeiten ansehen.
Frauen arbeiten auf eigene Rechnung
Im Parkschloss Dali waren am Tag der offenen Tür 20 Frauen verpflichtet; am Wochenenden bieten regelmäßig 15 bis 20 Frauen ihre Dienste an, die Woche über zehn.
Sie arbeiten auf eigene Rechnung und zahlen Miete für ihre privaten wie geschäftlich genutzten Zimmer.
Weiße Bademäntel für die Gäste
„Wir haben alle Räume komplett renoviert“, sagt Wolf Feldbusch. Der 54-Jährige ist für das Marketing zuständig. Sogar die beiden Löwen aus Stein rechts und links der Eingangstreppe haben einen neuen Farbanstrich bekommen und glänzen golden-schwarz in der Oktobersonne.
Im Eingangsbereich der ehemaligen Klostergutvilla werden die Besucher von einer Mitarbeiterin in Empfang genommen. Im kleinen Raum nebenan können die männlichen Besucher in Schließfächern ihre Kleidung verstauen und bekommen weiße Frottee-Bademäntel ausgehändigt. Üblicherweise sind die im Eintrittsgeld von 50 Euro enthalten. Zum Tag der offenen Tür werden sie für 25 Euro an die Herren, die nicht nur zum Gucken gekommen sind, ausgehändigt.
In die Jahre gekommen
Der Erotikclub ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Im Eintrittsgeld enthalten ist das Büfett mit kalten und warmen Speisen. Zum Tag der offenen Tür ist der Eintritt frei und auch das Essen vom Grill gibt es gratis. Die Getränke gehen für einen Euro über die Bartheke und den Getränkestand im Garten. Auch der Barraum ist komplett erneuert. Rudi aus dem Raum Kassel gefällt es. „Ja, ist gut geworden“, nickt er.
Rudi, er möchte seinen Nachnamen nicht nennen, war schon öfter im Dali. Seine 72 Jahre sieht man ihm nicht an. „Ich war am Diemelsee spazieren“, erzählt er. Zufällig hatte er von dem Tag der offenen Tür erfahren und seinen Ausflug nach Bredelar ausgeweitet. Er kenne das Parkschloss schon von ganz früher, erzählt er. Über die Jahre sei es allerdings immer schlechter geworden.
Wellness und Erotik
Das soll sich nach dem Willen des alten und neuen Betreibers Zoltan Trninic wieder ändern. Er hat 1995 als 25-Jähriger das Parkschloss Dali eröffnet. 2002 hat er es wieder verkauft. Vor einem Jahr ist der jetzt 49-Jährige gebürtige Jugoslawe wieder eingestiegen. „Ich hatte mich vor 24 Jahren direkt in das Anwesen verliebt“, sagt er, „jetzt bin ich nach Hause gekommen.“
Seine zwei erwachsenen Söhne unterstützten ihn. Der Hauptwohnsitz der Familie ist in Hagen. Großen Wert legt Trninic auf den Wohlfühl- und Wellnessfaktor. Die Gäste kämen nicht nur der Erotik wegen, sagt er, sondern würden oft auch nur die Sauna benutzen oder im Außenbereich relaxen. Gerne auch in Gesellschaft der Partnerin.
Arbeitszimmer der Prostituierten sehen aus wie normale Schlafzimmer
Die Prostituierten wohnen im Dachgeschoss. Ihre Arbeitszimmer in der Etage darunter sehen aus wie normale Schlafzimmer. Eines ist mit extra großen Spiegeln ausgestattet. Die drei Saunen sind ebenfalls komplett modernisiert worden. „Das neue Prostitutionsgesetz forderte bauliche Veränderungen und organisatorische Veränderung, die wir allesamt erfüllt haben“, so Marketingleiter Wolf Feldbusch. In den Brandschutz sind allein um die 150.000 Euro geflossen.
Im Juli 2017 ist das neue Gesetz in Kraft getreten. Es hält die Prostituierten dazu an, nur mit einem extra Ausweis und Anmeldung zu arbeiten. Für noch nicht ganz ausgereift hält Feldbusch das neue Gesetz. Die amtlichen Gesundheitsgespräche findet er beispielsweise für vollkommen überflüssig. „Die Gespräche mit dem Arzt reichen doch vollkommen.“ Für ihn arbeitet das neue Gesetz der Illegalität in die Hände. „Was sollen die Frauen machen, die keinen Ausweis haben? Sie gehen dann eben ohne Anmeldung anschaffen.“
Hygiene – das A und O
Das neue Prostitutionsgesetz findet Sophia gut. „Hygiene ist das A und O in unserem Job“, sagt die 22-jährige Kölnerin. Seit acht Wochen arbeitet sie im Parkschloss Dali und vermisst, wie sie sagt, die Großstadt „auf gar keinen Fall“. Gerne lässt sie sich mit Stargast Sybille Rauch ablichten. Die anderen Prostituierten möchten nicht auf Fotos gesehen werden. Sybille Rauch wurde als besonderes Sahnehäubchen am Tag der offenen Tür angekündigt.
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Die Schauspielerin („Eis am Stiel“) und ehemalige Porno-Darstellerin ist demnächst in einem der zuschauerstärksten Formate bei RTL zu sehen. Sie ist extra aus Wien angereist. „Dies ist eines der schönsten Etablissements, die ich kenne“, sagt sie – und sie kenne viele. Zum Tag der offenen Tür wird sie zur späteren Stunde eine erotische Vampirshow vorführen. Neben Live-Musik gibt es bei Einbruch der Dunkelheit auch eine Feuershow und Zauberei.
So lange wollen die fünf jungen Frauen aus Marsberg nicht bleiben. „Oder vielleicht doch?“, lacht die eine. Im Barraum fanden sie es erst etwas schummerig. Das wollte der stellvertretende Bürgermeister Johannes Wüllner so nicht bestätigen. „Aber hier im Park ist es richtig toll“, finden die fünf jungen Damen. Der stellvertretende Bürgermeister auch.