Brilon. . Nachdem der 63 m hohe Turm der Briloner Propsteikirche komplett eingerüstet war, stellten die Dachdecker als erstes die Bekrönung sicher.
Er hat viel gelitten, hoch oben auf dem Turm der Propsteikirche. Jetzt befindet er sich in Kur. Als die Gerüstbauer in der vergangenen Woche mit ihrer Arbeit fertig waren, hat Dachdeckermeister Heinrich Prange, Inhaber der Fachfirma gleichen Namens, als erstes die Turmbekrönung abmontiert und in Obhut genommen. Aus gutem Grund: „Das machen wir immer so. Das ist immer ein beliebtes Diebesgut.“
Gut 15 Kilo bringt der Hahn auf die Waage. Der Bauch besteht aus Blei, der Rest aus Kupfer. Auf dem patinierten Korpus befinden sich etliche Gravuren. Die älteste stammt aus den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts. Ob es sich dabei um 1726 oder 1776 handelt, darauf wollten sich Propst Dr. Reinhard Richter und Heimatbund-Vorsitzender Wilfried Dickel nicht ad hoc festlegen.
Die letzte jedenfalls ist 1980 auf den Kupferkorpus ziseliert wurden. Mitsamt der Namen der Verfasser. Da hatten sich Metallschlosser Gerhard Mause, der einen Steinwurf entfernt in der Schulstraße seine Werkstatt betrieb, und Dachdecker Paul Terburg von der Fa. Prange bei Reparaturarbeiten in dem Wetterhahn verewigt. Mit einem Dachdecker-Seilaufzug hatten sie damals die Turmspitze erklommen.
Urkunde von 1926 gefunden
Blitzschlag hat dem Wetterhahn ordentlich zugesetzt, wie etliche Risse, Dellen und Verfärbungen zeigen. Er soll, so Propst Dr. Richter, nun ausgebessert und mit Blattgold belegt werden.
Warum auf Kirchtürmen oft ein Wetterhahn sitzt
Als Windrichtungsanzeiger ist der Wetterhahn seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Bischof Rampertus von Brescia hat der Überlieferung zufolge 820 einen Wetterhahn aus Bronze gießen und auf dem Turm der Kirche San Faustino Maggiore anbringen lassen.
Als christliches Symbol steht der Hahn für die Evangeliumsstelle, in der Jesus bei seiner Festnahme zu Petrus, dem Sprecher seiner Jünger, sagt: „Du wirst mich verleugnen dreimal, bis der Hahn kräht.“ In der Tat leugnet Petrus wenig später in der Nacht dreimal, den Gefangenen zu kennen. Petrus hat sich quasi im Wind gedreht, der Wetterhahn soll zu Reue und Mut mahnen.
Zudem ist der Hahn der erste, der früher auf einem Hof das Ende der Nacht ankündigte – so wie Jesus die Dunkelheit des Todes besiegt hat.
Eingerüstet war der Turm letztmals im Jahr 1953, aber nur im Bereich der Haube mit ihren vier Ecktürmen. Davon gibt es ein Gemälde. Es stammt vom Briloner Kunst- und Glasmaler Franz Kornemann (1896-1969) und befand sich im Besitz von „Budden Heini“. So nannten die Briloner den heimischen Dachdeckermeister Heinrich Hillebrand (†), der die Turmsanierung Anfang der 50er Jahre gemeinsam mit zwei anderen Briloner Handwerksbetrieben vorgenommen hatte. Aus dessen Nachlass geht das Bild nun in die Hände der Propsteigemeinde über.
Und noch eine Überraschung hatte Dachdeckermeister Prange für den Propst parat. In der Kugel der Krönung war eine Glasröhre mit einer Urkunde aufbewahrt. Sie stammt vom 5. Mai 1926 und trägt das Siegel der Stadt Brilon sowie zahlreiche Unterschriften, vorneweg die von Bürgermeister Josef Paul Sauvigny.
Neue Urkunde setzt Geschichte fort
Am 4. März hatte ein Blitzschlag die Turmspitze „vernichtet“, wie es in dem alten Schriftstück heißt. Die Urkunde wird im Haus Hövener aufbereitet und dokumentiert und später mit einer Urkunde zur aktuellen Sanierung der Kirche wieder in die Kugel zurückgelegt und auf dem Dach montiert. „So nehmen wir diesen historischen Bogen wieder auf“, sagt Propst Dr. Richter.
Die Schiefersanierung beginnt am Turmhelm. Dann wird zunächst die Ostseite des Turms saniert. Grund: Dann kann dort das Gerüst bis zum First des Hauptschiffs wieder entfernt werden, um die umfangreichen Dacharbeiten vornehmen zu können.
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