Willingen/Bad Arolsen. . Ein erfahrener Hobbytaucher (66) verunglückt beim Tauchgang in einer Willinger Höhle. Sein Freund versucht, ihn wiederzubeleben – vergeblich.
Zu einem Tauchunglück mit tödlichem Ausgang kam es am Mittwochabend in der Grube Christine in Willingen. Ein 66-jähriger Mann aus Volkmarsen starb, nachdem er mit einem befreundeten 51-Jährigen aus Bad Arolsen in dem Höhlensystem tauchen war. Die Ursache für das Unglück ist bislang noch unklar.
Auch interessant
Gegen 21 Uhr am Mittwoch stiegen die beiden erfahrenen Taucher in den alten Stollen hinab. Beim Auftauchen machten die Männer regelmäßig sogenannte Dekompressionsstopps, bei denen immer wieder in einer bestimmten Tiefe kurz verweilt wird. So soll der Druck auf den Körper vermindert und der Dekompressionskrankheit vorgebeugt werden. Während einer solchen Pause entdeckte der Bad Arolser seinen Tauchfreund in sechs Metern Tiefe, er hatte das Bewusstsein verloren. Der 51-Jährige brachte ihn an die Oberfläche, alarmierte den Rettungsdienst und begann mit der Wiederbelebung. Mit dem Krankenwagen wurde der 66-Jährige schließlich ins Korbacher Krankenhaus gebracht, wo er gegen 23.20 Uhr verstarb. Die Kripo Korbach hat die Ermittlungen aufgenommen und die Tauchausrüstung sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft Kassel wurde eingeschaltet, sie wird über die Beantragung einer Obduktion entscheiden, sagt Jörg Dämmer, Sprecher der Polizei. Beide Männer seien „langjährig erfahrene Taucher, die auch die entsprechende Qualifikation und Berechtigung dazu hatten“.
Ein ausgebildeter Rettungstaucher und erfahrener DLRG-Ausbilder aus Bad Arolsen, der ungenannt bleiben möchte, war am Mittwochabend dabei, als der 66-jährige Hobbytaucher in der Willinger Höhle verunglückte. Die beiden kannten sich seit 20 Jahren, sind schon oft zusammen getaucht. Beim Wiederaufstieg in etwa sechs Metern Tiefe habe der Arolser bemerkt, dass sein Begleiter Probleme hatte. Er habe sich sofort um den Taucher in Not gekümmert, ihn aus dem Wasser gezogen und umgehend mit der Herz-Lungen-Massage begonnen. „Ich habe noch mehr gepumpt als jemals zuvor. Aber es war zu spät“, schildert er seinen Einsatz.
Tauchen in Höhlen stelle schon eine besondere Herausforderung dar, berichtet er. Dazu müsse man speziell ausgebildet sein. Wenn man jedoch gut vorbereitet sei und sich an die Sicherheitsregeln halte, dann sei das Risiko kalkulierbar. Der Rettungstaucher ist überzeugt: „Tauchen gilt nicht als Risikosportart. Tauchen ist sicher, wenn man sich an die Sicherheitsvorschriften hält.“ Und genau das hätten beide bei dem Tauchgang am Mittwochabend getan.
Und er fügt hinzu: „Wenn man ordentlich tauchen lernt, weiß man, dass man in einer Höhle immer auch den Rückweg einkalkulieren muss. Dem zusätzlichen Risiko wird dadurch begegnet, dass alles Wichtige für die Sicherheit doppelt vorhanden ist: zweites Schneidegerät, zweites Atemsystem und ein Tauchpartner in der Nähe.“
Kein Platz für Experimente
Für riskante Experimente sei unter Wasser kein Raum. Deshalb gelte das geflügelte Wort: „Es gibt mutige Höhlentaucher und es gibt erfahrene Höhlentaucher“, sagt der Arolser und fügt hinzu: „Es gibt aber keine mutigen und erfahrenen Höhlentaucher.“ Der erfahrene Rettungstaucher bekräftigt, dass beim Tauchgang in Willingen alle Sicherheitsvorschriften beachtet worden seien. Umso tragischer ist der tödliche Unfall.
Mit dem Abstand von rund zehn Stunden kann sich der Taucher den Vorfall eigentlich nur so erklären, dass sein Begleiter einen Herzinfarkt in sechs Meter Tiefe erlitten haben muss.
Der DLRG-Ausbilder ist immer noch spürbar geschockt: „Wir waren gute Freunde. Die Bilder bei den Wiederbelegungsversuchen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.“