Alme. . Anzeichen für eine Hochbegabung frühzeitig zu erkennen, ist enorm wichtig. Eltern können sich in Alme informieren.

Als hochbegabt gilt, wer einen IQ von mindesten 130 hat. Doch hinter diesem Wert verbergen sich individuelle Talente, außergewöhnliche Begabungen und ausgeprägte Interessen. Wie also erkennen, ob das eigene Kind zu den 2,2 Prozent der Bevölkerung zählt, die – zumindest statistisch betrachtet – hochbegabt sind?

Simona Kempmann und Bianka Kröger von der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) bieten in Alme einen Gesprächskreis rund um das Thema Hochbegabung an. Mit der WP haben sie über Anzeichen, Herausforderungen und Förderbedarf gesprochen.

Gesprächskreis findet monatlich statt

Der Gesprächskreis findet jeden dritten Mittwoch im Monat ab 20 Uhr in Bianka Krögers Praxis „Lernen mit Impetus“, Wünneberger Straße 8, in Alme statt. Der nächste Termin ist am 18. Juli. Danach ist Ferienpause.

Interessierte melden sich unter 02964-1740 oder per Mail an bb.kroeger@t-online.de an.

Das Einzugsgebiet des Gesprächskreises erstreckt sich über Marsberg, Medebach, Winterberg, Schmallenberg, Warstein, Meschede, Brilon bis nach Olsberg.

Was sind Anzeichen für eine Hochbegabung?

Simona Kempmann: Haben Kinder ein sehr hohes Detailwissen und ein frühes Interesse an abstrakten, gar philosophischen Themen, können das Anzeichen dafür sein, dass sie hochbegabt sind. Ebenso wie ein ungewöhnlicher Wortschatz und eine ausdrucksvolle, flüssige Sprache.

Bianka Kröger: Schnelles Merken von Fakten, genaues Durchschauen von Ursache-Wirkungs-Beziehungen, eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe und das selbstständige Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen können auf eine Hochbegabung hindeuten.

Es gibt wahrscheinlich viele verschiedene Ausprägungen und Merkmale von Hochbegabung bei Kindern und Jugendlichen, oder?

Bianka Kröger: Oft vertiefen sich Hochbegabte in fordernde Aufgaben, beißen sich an einer detaillierten Problemstellung fest und fragen kritisch nach.

Simona Kempmann: Hochbegabte können sich auch durch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und eine hohe Bereitschaft zu sozialem Engagement auszeichnen. Sie hinterfragen auch oft den Sinn einer Aufgabe, zweifeln zum Beispiel an, ob Vokabelnlernen, Hausaufgaben oder Zwischenrechnungen überhaupt notwendig sind.

Von hochbegabten Kindern und Jugendlichen werden in der Schule oftmals überdurchschnittliche Leistungen erwartet...

Bianka Kröger: Lernen findet statt, wenn die gesetzten Anforderungen die Fähigkeiten geringfügig übersteigen. Bietet die Schule den Hochbegabten dauerhaft genau dieses Anforderungsprofil, kann man durchaus überdurchschnittliche Leistungen erwarten.

Können Kinder und Jugendliche Probleme entwickeln, wenn die Hochbegabung unbemerkt bleibt?

Bianka Kröger: Liegen die Anregungen dauerhaft deutlich unter den Fähigkeiten, ist das Kind unterfordert. Unterforderung steht in einem engen Zusammenhang mit Stress. Stress löst unterschiedliche Verhaltensreaktionen aus. Das können psychosomatische Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen aber auch Abnahme der Impulskontrolle, Wegträumen, Zunahme von Flüchtigkeitsfehlern, Abnahme der Lern- und Arbeitsmotivation, Depression, Aggression, Clownerie, Schulunlust, Schulverweigerung, Energieverlust, Schlaf- und Essstörungen sein.

Simona Kempmann: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln sich dann zum Teil zu Minderleistern und können ihr Potenzial nicht abrufen. Oft bekommen sie dann sogenannte Doppeldiagnosen wie ADS, ADHS, Asperger-Syndrom. Die Hochbegabung bleibt außen vor und die Kinder werden nur noch aufgrund ihrer Begleitdiagnose gefördert und fühlen sich lange Zeit unverstanden. Wir von der DGHK halten es für wichtig, in der diagnostischen Abklärung einen Spezialisten für Hochbegabung aufzusuchen. Denn wir gehen bei Herzbeschwerden auch nicht zum Facharzt für Hautkrankheiten.

Worauf können Eltern im Alltag achten, um ihrem Kind und seiner Hochbegabung gerecht zu werden?

Simona Kempmann: Eltern sollten ganz dringend ihr Kind und dessen Interessen und Neigungen ernst nehmen. Das lernmotivierte Kind nicht auf später vertrösten, sondern dann Förderung anbieten, wenn das Interesse vorhanden ist.

Bianka Kröger: Eventuell sollte eine entwicklungsbedingte Einschulung angestrebt werden, da kommt es aber auf verschiedene Faktoren an. Man sollte beachten, dass hochbegabte gleichaltrigen Kindern oft um einige Jahre voraus sind, was dann als soziale oder emotionale Schwäche ausgelegt wird, wenn die Kinder nicht zueinander passen.

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