Brilon. . In Brilon gibt es einen Gesprächskreis für Eltern, deren Kinder intellektuell hochbegabt sind. Dabei geht es darum, Erfahrungen auszutauschen und Hilfestellungen für den Alltag zu geben.

„Ihr Kind ist intellektuell hochbegabt“ - Wenn Eltern diesen Satz hören, haben sie oft einen langen Weg hinter sich. Doch was bedeutet dieser Befund für die Familie? Wie verändert sich das tägliche Leben? Diese Fragen stellte sich auch Bianka Kröger, nachdem ihre Tochter bei einem Intelligenztest ein weit über dem Durchschnitt liegendes Ergebnis erzielte.

Um ihre Erfahrungen mit anderen Eltern zu teilen und Hilfestellungen für den Alltag zu geben, leitet die gelernte Heilpädagogin mit der Zusatzqualifikation zur Begabungspädagogin seit diesem Jahr einen Gesprächskreis in Brilon. Denn auch sie selbst war nach dem Testergebnis der Tochter zunächst ratlos: „Da dachte ich mir nur, ok, und was jetzt? Wird sich mein Leben komplett verändern?“ Dank der Unterstützung der Beratungsstelle in Brilon und der Deutschen Gesellschaft für das Hochbegabte Kind (DGhK) erkannte sie, welche Chancen in der gewonnen Sicherheit stecken. Die Tochter, die zuvor mit Magen- und Kopfschmerzen in die Schule ging, blüht auf, nachdem sie eine Klasse überspringen durfte.

Warum ist die Diagnose Hochbegabung so schwierig?

Bianka Kröger: Nicht alle unbeachtet hochbegabten Kinder verhalten sich gleich. Der Frust, ständig unterfordert und gelangweilt zu sein, äußert sich ganz unterschiedlich. Manche werden zum Klassenclown, andere lassen ihre Wut offen raus. Wieder andere passen sich an, leiden nur für sich. „Vor allem Mädchen bleiben oft unauffällig. Aber sich immer nur anzupassen, macht einen Menschen auf Dauer nicht glücklich. Deswegen ist es so wichtig, aufmerksam zu sein, die Stärken des Kindes zu beobachten und im Gespräch zu bleiben“, empfiehlt die Zwillingsmutter. Ob das eigene Kind wirklich hochbegabt ist, lässt sich mit Sicherheit aber nur durch einen Intelligenztest bestimmen.

Ab wann sprechen wir von einer Hochbegabung?

Wer bei einem solchen Test einen Intelligenzquotienten (IQ) von 115 erreicht, gilt als überdurchschnittlich begabt. Ab 125 liegt der Wert weit über dem Durchschnitt und ab 130 sprechen wir von einer Hochbegabung. Dieses Ergebnis erzielen allerdings nur zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Aus einer Hochbegabung lassen sich jedoch nicht pauschal gute Noten sowie Erfolg im Leben und Beruf vorhersagen. „Da spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle. Es kommt auch auf die Motivation, die richtige Lerntechnik, Interessen und die allgemeine Entwicklung von Körper und Geist durch eine fördernde Umgebung an. Und manchmal ist es auch wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“, erklärt Bianka Kröger.

Wie gehen Eltern mit dem Thema um?

„Sehr unterschiedlich. Manche denken, das Kind ist ja hochbegabt, dann läuft das schon. Bei vielen ist das auch der Fall. Die Kinder sind glücklich und kommen gut zurecht. Bei einigen Kindern wurde zusätzlich auch ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, möglicherweise in Kombination mit einer Hyperaktivitätsstörung, diagnostiziert. Viele Eltern dieser Kinder konzentrieren sich dann erst mal darauf.“ Andere sprechen lieber gar nicht über das Thema, auch nicht mit dem betroffenen Kind. „Vielleicht aus Angst vor Ausgrenzung oder sie empfinden dies als Angeberei“, vermutet die Heilpädagogin.

Generell gebe es noch viele Vorurteile gegenüber hochbegabten Kindern. „Die weiß ja alles, die kann ja alles. So denken leider viele. Aber so ist es gar nicht.“ Es seien auch nicht die sogenannten „Schlittschuheltern“, die ihre Kinder gegen deren Willen antreiben. „Eine fördernde Umgebung ist ganz wichtig . Wir gehen zum Beispiel oft in interaktive Museen. Man achtet im Alltag einfach mehr auf die Interessen und Fähigkeiten des Kindes und versucht diese dann gezielt zu fördern.“ Genauso wichtig ist aber laut Bianka Kröger auch für hochintelligente Kinder abzuschalten und zu entspannen: „Wir passen schon auf, dass unsere Tochter einfach mal chillt und zur Ruhe kommt.“ Es seien schließlich außergewöhnliche Kinder, die trotzdem normal sind.