Olsberg. . Eine Regelung, die sich Gläubige wünschten und die Erzbischof Becker erlaubt hat, sorgt im Pastoralen Raum Bigge-Olsberg für ein Missverständnis.
Seit dem 1. Advent, 3. Dezember 2017, darf in Wortgottesfeiern den Gottesdienstbesuchern die Heilige Kommunion gereicht werden. Ein entsprechendes Diözesangesetz trat zum 1. Advent 2017 in Kraft. Voraussetzung ist allerdings, dass die Hostien in einer Eucharistiefeier direkt vor der Wortgottesfeier geweiht wurde.
Dieser unmittelbare Bezug zu einem Sonntags-Gottesdienst war Pastor Richard Steilmann nicht bewusst. Er schrieb in den Dezember-Pfarrnachrichten, dass „ab dem 1. Advent, 3. Dezember 2017 in den Wortgottesfeiern die Heilige Kommunion an die Gottesdienstbesucher gereicht werden kann.“
Wort-Gottes-Feier
In Abgrenzung zum Wortgottesdienst der Messe und anderen Feiern wird ein eigenständiger Wortgottesdienst als Wort-Gottes-Feier bezeichnet. Sie sollen an Vorabenden von Hochfesten, an Wochentagen im Advent oder in der Fastenzeit und an Sonn- und Feiertagen stattfinden.
Für Wort-Gottes-Feiern gilt die liturgische Grundordnung, ihre Gestaltung ist an die Form des Wortgottesdienstes der Heiligen Messe angelehnt
Wort-Gottes-Feiern werden nur in einigen Pastoralverbünden angeboten, Lieder und Texte der Feier müssen sich auf das Evangelium des jeweiligen Sonntags beziehen, ein Organist wird organisiert, die jeweilige Leiterin trägt ein spezielles Gewand und führt durch die Feier.
Seit Dezember müssen die Feiern nicht mehr einzeln beim Bischof angemeldet werden, er möchte nur informiert sein, wo es
das Angebot gibt.
Hiermit käme der Bischof dem Wunsch vieler Kirchengemeinden nach. „Hierzu werden die Hostien, die im vorherigen Gottesdienst geweiht wurden und im Tabernakel aufbewahrt werden, verwendet.“
Brücke zur Eucharistie in einer benachbarten Pfarrei
Dies ist der Knackpunkt: Denn „vorheriger Gottesdienst“, also z.B. die Beerdigung vom Donnerstag zuvor, das geht nicht, teilte das Generalvikariat aus Paderborn dem Bigger Pastor mit. Pressesprecher Thomas Throenle: „Der Tabernakel ist nur eine Aufbewahrungsstätte und die gewandelten Hostien, die sich in ihm befinden sind nur für den Notfall gedacht.“ Es müsse eine Brücke zur Eucharistie in einer benachbarten Pfarrei geben.
Wortgottesfeier-Leiterinnen in Antfeld klagen über Aufwand
Diesen Aufwand möchten die drei Wortgottesfeier-Leiterinnen in Antfeld nicht auch noch auf sich nehmen, teilten sie der Gemeinde mit. Andere Leiter haben sich anders entschieden, das wissen die Antfelderinnen. Sie haben einen Lehrgang zur Kommunionhelferin besucht, um Hostien austeilen zu dürfen, dennoch: „Wir möchten die Regelung so nicht tragen, sie ist uns zu umständlich. Wir sind nicht bereit, noch in andere Gottesdienste zu gehen, um Hostien abzuholen. Denn die Vorbereitung der Wortgottesfeier selbst nimmt schon viel Zeit in Anspruch. Wir werden sie darum künftig weiter ohne Kommunionausgabe anbieten.
Erzbischof Becker beschreibt im Fastenhirtenbrief 2018 „Geeint in Christus – über die heilige Eucharistie“, wie dankbar er über dieses Angebot der Ehrenamtlichen ist. Um die enge Verbindung des Kommunionempfangs mit der Messfeier zu verdeutlichen, solle die heilige Eucharistie durch Kommunionhelfer aus einer benachbarten Gemeinde, in der zeitnah eine Messe gefeiert wird, in die Wort-Gottes-Feier überbracht werden. Dass es die Regelung aus Paderborn überhaupt gibt, ist einem Modell zu verdanken, dass im Pastoralen Raum Warburg ab 2015 getestet wurde.
Fehlender Gestaltungsfreiraum für die Gemeinden
Organisatorisch verlangt diese grundsätzlich doch sehr innovative und durchdachte Regelung den Ehrenamtlichen aber einiges ab. So dürfen die Wortgottesfeiern nicht auf die regulären Eucharistiezeiten gelegt werden. Wer die Hostien abholt, sollte auch der Eucharistie im Nachbarort beiwohnen. Außerdem können die Wege weit sein, wenn im Extremfall die passende Eucharistiefeier in Brunskappel stattfindet und die anschließend Wortgottesfeier in Antfeld.
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An die langen Wege hatte Pastor Steilmann gedacht und fand die Ausgabe aus dem Tabernakel praktikabel, hat dann aber erfahren, dass es diesen Gestaltungsfreiraum nicht gibt. Jetzt sind auch die Wortgottesfeier-Leiter in seinem pastoralen Raum mit Hostienschalen ausgerüstet und tragen sie weiter von einem Ort zum anderen: „Letzte Woche hat das gut geklappt, die Eucharistiefeier in der Elisabethklinik Bigge war um 8.30 Uhr, die Wortgottesfeier in Helmeringhausen um 10 Uhr.“
Voraussetzung ist, dass sich genügend Ehrenamtliche finden, die die Wortgottesfeier selbst, den Besuch der Eucharistiefeier im ersten Ort und den Transport zur zweiten Feier organisieren können. „Es muss eine pragmatische Lösung vor Ort gefunden werden“, so Thomas Throenle, Sprecher des Generalvikariats in Paderborn, dass der Bischof bei großem Aufwand gesprächsbereit sei. „Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist für uns ein Gewinn.“ Sie müsse auch tragbar sein.
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