Brilon. . Die Sanierungsarbeiten an der Briloner Propsteikirche sollen Anfang September starten. Allein das Dach soll 1,2 Mio. Euro kosten.

  • Sanierung des Briloner Propsteikirche beginnt mit dem Dach
  • Propsteikirche hat für Experten „sehr hohe baugeschichtliche Bedeutung“
  • Für Propst muss äußere Neugestaltung mit innerer Erneuerung einhergehen

Die Sanierung des Propsteikirche beginnt. Zuerst ist das Dach dran. Am 4. September rücken die Gerüstbauer an. Los geht es an der zum Kolpinghaus hin gelegenen Südseite. Aus einem ganz pragmatischen Grund: „Da haben wir in diesem Jahr noch länger Sonne,“ sagt Gunther Rohrberg, auf Denkmalschutz spezialisierter Diplom-Ingenieur aus Lippstadt, denn: „Ohne Sonnenstrahlung kriegen wir das Dach nicht mehr trocken. Dann geht der Reif nicht weg.“

Erster Bauabschnitt startet Anfang September

Auf rund 1,2 Millionen Euro ist der erste Bauabschnitt kalkuliert. Der besteht aus der Restaurierung des Dachstuhls und der Neueindeckung des Kirchenschiffs. Vor allem die Vierung, der Bereich, an dem das Querschiff an das Langhaus angedockt wurde, ist eine Schwachstelle. Dort hat sich Wasser unter der gewölbten Schieferung hindurch gedrückt, ebenso übrigens auch bei den Schneegittern, die deshalb auch nicht wieder angebracht werden. Dort, sagt Gunther Rohrberg, seien die größten Fäulnisschäden am Holz. Ein externer, auf historische Dächer spezialisierter Zimmererbetrieb wird sich um den Dachstuhl kümmern. Die Schieferarbeiten sind an den Briloner Fachbetrieb Prange vergeben. Der marode Turm kommt später dran, für dessen Sanierung sind rund 1,6 Millionen Euro veranschlagt.

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Balken aus dem 13. Jahrhundert

Das Ingenieurbüro Schriek & Rohrberg hat in den vergangenen viereinhalb Jahrzehnten bereits rund 2000 Kirchen saniert. Von kleinen Kapellen bis zum Hohen Dom in Paderborn. Aktuell sind die Fachleute u.a. in der Soester Wiesenkirche und der Abteikirche des Klosters Corvey tätig. Die Briloner Propsteikirche hat für Experten eine, so Dr. Bettina Heine-Hippler, für den Denkmalschutz im Hochsauerlandkreis zuständige Dezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, „sehr hohe baugeschichtliche Bedeutung“. Es handele sich dabei nämlich um das älteste sogenannte „aufgeständerte Kehlbalkendach“ in ganz Westfalen. Bau-Experte Gunther Rohrberg: „Einige Balken stammen noch aus dem 13. Jahrhundert.“

Führungen im historischen Oberstübchen

Propst Dr. Richter möchte das eindrucksvolle Oberstübchen der Kirche gerne öffentlich zugänglich machen und dort Führungen anbieten: Die durch die rund dreieinhalb Meter dicke Mauer führende enge Treppe hinauf in die sog. Ratsstube und von dort zum Dach, das einem, wie der Propst sagt, umgedrehten Schiffsrumpf ähnelt. Deshalb soll im Zuge dieser Sanierung der Dachboden entrümpelt werden. Da hat sich zwischen den Nischen der steinernen Kirchenkuppel im Lauf der Jahrhunderte jede Menge „Kulturschutt“ angesammelt, wie Gunther Rohrberg unter anderem die Hinterlassenschaften aus Jahrhunderten bezeichnet. So sah es auch auf der Soester Wiesenkirche mal aus. Die sei mittlerweile jedoch „blitzsauber“.

Über eine Treppe in der 3,5 m dicken Turmmauer kommt man in die sog. Ratsstube und von dort geht es über die Wendeltreppe hinauf aufs Dach der Propsteikirche.
Über eine Treppe in der 3,5 m dicken Turmmauer kommt man in die sog. Ratsstube und von dort geht es über die Wendeltreppe hinauf aufs Dach der Propsteikirche. © Jürgen Hendrichs

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Der Propst hofft, dass die Fassade einschließlich des Turmes bis zur 800-Jahr-Feier der Stadt und dem Int. Hansetag in 2020 restauriert sind und so die Kirche auch ihren Beitrag zur positiven Präsentation der Stadt beitragen kann.

Darüberhinaus gibt es noch weitere Baustellen. Die Elektrik muss erneuert werden, die Glocken benötigen eine umfangreiche Wartung. Bei einer zum Beispiel schlägt der Klöppel nicht mehr an stets der gleichen Stelle an - was, so der Propst, mit der Zeit der „Tod einer Glocke“ sei. Und da steht auch noch der Wunsch nach einer neuen Orgel im Raum, die - wie früher - in den Turm integriert werden soll; allein das kostet - Stand heute - rund eine Million Euro. „Das alles wird auf Jahre unsere ganze Kraft verlangen,“ sagt der Propst.

Neue Orgel auf Wunschliste

Derzeit übernimmt das Generalvikariat bei Sanierungen noch 70 Prozent der Kosten als Regelförderung. Nach Brilon fließen rund 930 000 Euro. Rund 130 000 Euro kommen aus Denkmalmitteln des Bundes. Den Rest muss die Gemeinde aufbringen. Bekanntlich hat sie an der Möhnestraße rund 16000 qm an die Raiffeisen Westfalen-Mitte (Büren) veräußert, die ihren Standort an der Alexanderstraße aufgeben und am Ortseingang ein neues Agrarhandelszentrum bauen möchte.

Propst Dr. Reinhard Richter im weitläufigen Dachstuhl der Propsteikirche. Der Bereich soll für Führungen öffentlich zugängig werden.
Propst Dr. Reinhard Richter im weitläufigen Dachstuhl der Propsteikirche. Der Bereich soll für Führungen öffentlich zugängig werden. © Jürgen Hendrichs

Dr. Richter: „Jeder Euro wird zurückgelegt. Das hat alles natürlich Konsequenzen.“ Für den Propst hat die jetzt beginnende Sanierung der Kirche eine symbolische Komponenten. „Es geht nicht nur um die Arbeiten am Stein, am Schiefer und am Holz. Die äußere Neugestaltung muss auch mit einer inneren Erneuerung einhergehen.“

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