Hochsauerlandkreis. . Wie Schulabgänger Alltagsrisiken absichern können: Welche Versicherungen sind Pflicht? Experte von der Verbraucherzentrale NRW hat Tipps.
Ein Jahr nach Australien? Ausbildung? Vielleicht doch lieber studieren? Schulabgänger planen derzeit ihre ersten Schritte in ein eigenständiges Leben. Die Absicherung von Alltagsrisiken sollte dabei auf der To-do-Liste stehen, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Doch Vorsicht: Versicherungsgesellschaften nutzen ihre Chance, junge Leute mit scheinbar maßgeschneiderten Paketen zu locken. „Viele Versicherungen sind aber oft zu teuer“, warnt die Verbraucherzentrale. Was junge Erwachsene in puncto Versicherungen beachten sollten, hat Philipp Opfermann, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale NRW, der WESTFALENPOST verraten.
Warum sollten Schulabgänger bei Versicherungsgesellschaften und scheinbar perfekt auf sie zugeschnittenen Paketen Vorsicht walten lassen?
Philipp Opfermann: Bisher musste man sich meist keine Gedanken um Versicherungsschutz machen – Schüler sind in allen wichtigen Sparten über die Eltern versichert. Das ändert sich mit dem Ende der Schulzeit: Die ersten eigenen Versicherungen stehen an. Es fehlen oft noch die Erfahrung und der Überblick. Da gilt es, sich vorher gut zu informieren und gegebenenfalls unabhängig beraten zu lassen. Die Berater haben da gerne auch mal das ‘große Starter-Paket’ im Angebot, das aber nicht immer passen muss.
Worauf sollten Schulabgänger also in Hinblick auf die richtige Art sich zu versichern achten?
Weniger ist mehr – in dem Fall vor allem mehr im Portemonnaie. In Ausbildung oder Studium sind die finanziellen Mittel meist knapp und es muss sich auf die wirklich wichtigen Policen beschränkt werden.
Individuellen Bedarf berücksichtigen
Neben dem Dreiklang sollten Hundebesitzer ihren Fiffi über eine Tierhalter-Haftpflicht versichern, der Drohnen-Pilot sein Flugobjekt. Für die erste eigene Bude ist eine Hausratversicherung meist noch nicht so wichtig. Auswärts wohnende Studenten können prüfen, ob sie über den Vertrag der Eltern versichert sind. Hier gilt dann oft nicht der volle Versicherungsschutz. Überflüssig sind Handyversicherungen oder teure Altersvorsorgeprodukte.
Gibt es eine Art Versicherungs-Basis für junge Leute?
Der Dreiklang aus Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung und Arbeitskraftabsicherung ist am Anfang meist völlig ausreichend. Die Krankenversicherung ist ohnehin Pflicht. Azubis sind in der Regel in einer der Gesetzlichen Krankenkassen pflichtversichert, Studenten können oft noch über die Eltern mitversichert werden. Auch die elterliche Haftpflichtversicherung schließt Kinder während ihrer ersten Ausbildung mit ein. Kümmern muss man sich also um die Absicherung der Arbeitskraft – im besten Falle mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Das ist ein komplexes, aber wichtiges Produkt. Hier sollten sich Schüler und Studenten beraten lassen – und das am besten noch vor dem Berufseinstieg. Beratung bekommt man bei Versicherungsberatern, seriösen Vermittlern oder unabhängig bei der Verbraucherzentrale NRW, unter anderem in Arnsberg und Lennestadt. Hier kostet eine halbstündige Beratung 40 Euro, bei mehreren Verträgen oder rund um die Arbeitskraftversicherung sollte jedoch mit mindestens einer Stunde gerechnet werden.
Warum kann gerade dieses Basis-Trio so wichtig sein?
Die Krankenversicherung ist ohnehin ein Must-have. Die Privat-Haftpflichtversicherung springt ein, wenn jemand einem anderen aus Versehen einen Schaden zufügt. Der Rotweinfleck auf dem Teppich des Freundes ist vielleicht noch aus eigener Tasche zu bezahlen. Spätestens wenn Personen zu Schaden kommen, werden die Summen hoch. Hier kann die Schadensersatzforderung schnell in die Hundertausende gehen – und darüber hinaus. Da nutzt dann auch der spannende Job mit gutem Einkommen nicht mehr viel…
Apropos Einkommen: Können Schulabgänger sich da auch absichern?
Das Einkommen sollte man gut absichern. Vor Unfall und Krankheit schützt keine Versicherung, wohl aber vor den finanziellen Folgen. Wer für längere Zeit aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, steht oft vor existenziellen Problemen. Die Miete will weiter bezahlt werden. Vom Staat gibt es wenig bis nichts, hier ist private Vorsorge angesagt. Im besten Fall durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Was gibt es beim Abschließen der Versicherungs-Basis zu beachten?
Es kommt bei allen Versicherungen immer auf das berühmte Kleingedruckte an – also auf die Versicherungsbedingungen. Die Kosten für Versicherungen sind sehr unterschiedlich. Als Student zahlt man für Haftplicht- und Krankenversicherung noch gar nichts, da besteht oft noch Schutz über die Police der Eltern. Auch sonst bekommen Studenten oft gute Konditionen, hier mehrere Angebote vergleichen. Für den Azubi führt der Arbeitgeber die Beiträge für die Krankenkasse ab – entsprechend seinem Gehalt. Eine Arbeitskraftabsicherung kostet mehr, hier spielen viele Faktoren eine Rolle, wie Beruf, Alter und Gesundheitszustand.
Die Krankenversicherung gehört unbedingt ins Gepäck – das Thema muss vor der Abreise geklärt werden und ist abhängig von Dauer und Ziel der Reise. Ein Haftpflichtschutz muss ebenfalls bestehen. Hier reicht gegebenenfalls der Vertrag der Eltern, sonst muss ein eigener her.
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