Der Disney-Zeichner Ulrich Schröder erzählt im WP-Interview, wie er als Neunjähriger die Liebe zu Comics entdeckt hat.
Der Zeichner und Grafiker Ulrich Schröder gilt als künstlerischer Nachfolger des legendären Disney-Zeichners Carl Barks. Im Interview erzählt er, dass er noch alles von Hand zeichnet und von heute auf morgen zum Sauerland-Liebhaber geworden ist.
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Das Zusammentreffen von Ihnen und Disney klingt wie eine Legende...
Ja, mit neun Jahren habe ich meine Lieblingsepisoden aus den Mickey-Mouse-Heften herausgerissen. Das waren alles Donald-Duck-Geschichten. Damals habe ich mir schon gesagt: Ich möchte gerne einmal Disney-Zeichner werden.
Ich habe meine eigenen Mickey-Mouse-Hefte gezeichnet, bin dann Mitglied bei den Donaldisten geworden, habe für die Illustrationen gemacht. Dann mit 20 Jahren habe ich mich bei Disney in Frankfurt vorgestellt und durch Zufall brauchten die jemanden... Heute bin ich freiberuflich tätig, zeichne Titelbilder und berate manchmal als Artdirector.
Wie muss man sich das Arbeiten für einen Comic vorstellen? Gibt es einen Zeichner und einen Text-Autor oder liegt beides in einer Hand?
Es gibt zwei Arten. Es gibt Leute, die manchen das alles zusammen - wie eben Carl Barks, dem ja u.a. diese Ausstellung gewidmet ist. Der hat geschrieben und gezeichnet. Und dann gibt es die getrennten Parts. Ich selber kann mir Titelbilder ausdenken, aber ganze Geschichten traue ich mir nicht zu. Ich habe Grundideen und gebe sie dann jemandem, der die Dialoge schreibt.
Nimmt Ihnen Kollege Computer eigentlich auch Arbeit ab?
Nein, so gut wie nicht. Ich liebe es, von Hand zu arbeiten. Ich mache das mit einem Füller, der ist 70 Jahre alt. Für die Reinzeichnungen nehme ich die gleiche Feder, mit der auch Carl Barks gezeichnet hat. Die gibt es mittlerweile gar nicht mehr. Aber ich habe 200 Stück davon und jede hält etwa ein halbes Jahr. Weil ich kurzsichtig bin, zeichne ich sehr klein und filigran. Diese Skizzen scanne ich dann ein, sie werden vergrößert und noch mal neu nachgezeichnet. Ich tusche das mit Feder und mit Pinsel.
Stört es Sie, dass man immer nur von Disney spricht, aber die Namen der Zeichner eher unbekannt bleiben?
Das stört mich gar nicht, im Gegenteil, ich finde das super. Vermutlich bin ich einer der wenigen, denen es egal ist, ob der Name auf den Heften steht. Was ich toll finde: Carl Barks hat wirklich Meisterwerke geschaffen, die sogar Steven Spielberg für Indiana Jones inspiriert haben. Und das gemacht zu haben, ohne dafür mit seinem Namen zu stehen und dafür persönlich Anerkennung zu bekommen, das ist viel besser, als wenn man daneben steht und sagt: Das habe ich gemacht. Für Barks war es wichtig, dass die Kinder für die zehn Cent einen gerechten Gegenwert bekommen. Heutzutage stehen die Namen meistens drauf. Ich finde es ohne Namen viel magischer.
Wie haben sich Comics, wie hat sich das Verhalten von Comiclesern verändert?
Die Kinder nehmen sich angeblich nicht mehr so viel Zeit zum Lesen. Die Geschichten werden daher kürzer, weil auch die Aufmerksamkeitsspanne kürzer wird. Die Abenteuergeschichten von Barks waren damals 36 Seiten lang, das ist für heutige Verhältnisse zu viel. Es werden eher kurze Geschichten gemacht; ich finde das schade. In Ländern wie Holland oder Finnland gibt es die Comics mittlerweile auch fürs Ipad. Das ist zwar der gleiche Comic, aber für mich ist das auf dem Papier doch etwas ganz anderes.
Wie gefällt Ihnen das Ambiente hier im Hallenberger Kump?
Es ist ein schöner Ort für eine Ausstellung. Ich kannte auch bislang diese Landschaft noch gar nicht. Ich fahre gern Rad und könnte mir gut vorstellen, hier auch mal Urlaub zu machen.
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