Kreuztal. . Zum zweiten Mal sind einem Tierhalter in Kreuztal Heidschnucken gestohlen worden. Die Schlachtabfälle finden Zeugen in Müllsäcken auf einem Parkplatz. Von der Herde bleibt nur Muttertier Emma übrig.

Als Andreas Schaschlow am Montag zur Wiese kommt, merkt er gleich, dass etwas nicht stimmt. Normalerweise laufen die Tiere sofort laut blökend auf ihn zu. Sie kennen seine Stimme, das Geräusch seines Autos. Oskar, der Bock mit den prächtigen Hörnern, und das Jungtier sind verschwunden. Im Gras liegt nur noch Muttertier Emma. Apathisch, verängstigt. Sie hat als einzige Heidschnucke die Nacht auf Sonntag überlebt.

Zweiter dreister Diebstahl seit April

Das war bereits der zweite dreiste Diebstahl seit April. Unbekannte brechen in der Nacht zum Sonntag das Gatter auf, fangen die beiden Heidschnucken und transportieren sie ab. Schlachtabfälle tauchen am Mittwoch auf einem Parkplatz an den Schrebergärten in der Erlersiedlung auf. In Müllsäcken liegen die schwarzen Köpfe, die Haut und die Klauen. Entsorgt.

Im April verschwindet das erste Tier

Andreas Schaschlow hält seit 2009 eine kleine Herde unterhalb der Fliegerhalle in Kreuztal. Das paradiesische Grundstück liegt schön, mit einem weiten Blick, mitten im Grünen – und die Heidschnucken kümmern sich ums Rasenmähen. „Heidschnucken sind anspruchslose und robuste Tiere“, erklärt Schaschlow. Alle bekamen einen Namen. Schnell baute die Familie eine Beziehung zu den Tieren auf und umgekehrt. „Sie waren fast schon wie Hunde. So zutraulich“, sagt seine Frau.

Die Heidschnucken bekommen regelmäßig Lämmchen, mehr als sieben Tiere sollten es aber nie werden. Anfang April verschwindet die erste Heidschnucke. Schaschlow entdeckt eine große kahle Stelle an der Flanke eines Muttertieres, auf der Jagd hat ihr jemand die Wolle ausgerissen. Zwei trächtige Muttertiere sterben kurz später an den Folgen ihrer Totgeburten. „Das ist durch den Stress passiert“, sagt Schaschlow. „Sie sind elendig verendet.“ In seiner Stimme klingen Trauer und Wut durch.

Drei Wochen später: Ein erneuter Einbruch. Die Täter zapfen Benzin und Diesel aus einem Rasenmäher ab, brechen in einen Bauwagen ein und stehlen eine hochwertige Angelausrüstung.

Kein Respekt vor dem Leben

Andreas Schaschlow weiß nicht, wer die Täter sind. Er hat nur einen Verdacht. Für ihn steht nur fest: „Diese Menschen haben keinen Respekt.“ Nicht vor Eigentum anderer Leute und auch nicht vor dem Leben. Ihm gehe es nicht um den materiellen Schaden, der entstanden ist, sondern um den ideellen Schaden, um die Tiere.

Emma liegt vor dem Schuppen und hebt den Kopf als Schaschlow sie ruft. Sie steht auf und läuft zaghaft ein paar Schritte auf ihn zu. Das Tier ist seit der Nacht vollkommen verängstigt. Die eh schon dünnen Beine wirken noch zittriger. Emma klopft eifrig mit den Vorderhufen. Ein Signal an die Herde. Doch da ist niemand mehr.

Deshalb wird er auch weitermachen. „Erst wollte ich alles hinschmeißen. Aber als ich gesehen habe, wie Emma dort allein auf der Weide steht, wusste ich, dass ich weitermachen muss. Alles andere wäre Tierquälerei.“ Heidschnucken sind extrem soziale Tiere.

Am Mittwoch, 29. Juli, sind auf dem Parkplatz an den Schrebergärten der Erlersiedlung Müllsäcke mit den Schlachtabfällen der Heidschnucken gefunden worden. - Wer hat Verdächtiges an diesem Ort beobachtet? Die Polizei in Kreuztal bittet um Hinweise unter 02732/9090.

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