Brilon.. Ein Forschungsprojekt der Warsteiner Brauerei und Uni Paderborn untersucht, wie sich Schützenvereine aufstellen müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Die Schützenfestsaison ist in vollem Gange. Rund 70 sind es im Altkreis Brilon. Gut dreimal soviel betreut Manfred Nieder, Gebietsverkaufsleiter bei der Warsteiner Brauerei. Zum Beispiel das in Brilon. Da lebt er auch. Und in der Stadt des Waldes hat er beruflich mit Dr. Peter Karl Becker zu tun. Der ist Wissenschaftliche Mitarbeiter an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn und besorgt bei seiner St.-Hubertus-Bruderschaft die Festabrechnung.
Tradition im Wandel
Beim Schützenfest im vergangenen Jahr kamen der Praktiker und der Ökonom ins Gespräch: Über das Schützenfest als solches und das Schützenwesen im allgemeinen. Und die Frage: Quo vadis? Daraus entstanden ist ein gemeinsames Forschungsprojekt zwischen der Warsteiner Brauerei und dem Center for Risk-Management der Uni Paderborn. Titel: „Tradition im Wandel“. Dabei steht die Frage im Fokus: Welche Kriterien muss ein Schützenverein erfüllen, um zukunftsfähig zu sein? „Genau hier setzen wir an“, sagt Peter Böhling, Leiter Regionalmarken der Warsteiner Gruppe.
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Für Dr. Peter Karl Becker ist unbestritten, dass sich Schützenvereine „in Zeiten großer gesellschaftlicher Veränderungen einem erhöhten Anpassungsdruck ausgesetzt“ sehen. Dabei geht es um zwei zentrale Aspekte. Dr. Becker: „Aus ökonomischer Sicht soll auch unter veränderten Lebens- und Konsumbedingungen ein Fortbestand des Vereins gewährleistet sein. Aus soziologischer Sicht soll sich der Verein einer sich verändernden Gesellschaft anpassen, ohne seine ursprüngliche Zielsetzung aufzugeben.“
Hilfestellungen
Für Peter Böhling heißt das: „Wir möchten den Vereinen eine Hilfestellung bieten und sie bei ihren Bestrebungen, als Verein, Fest und Institution modern und attraktiv zu bleiben, unterstützen.“
Bei dem Forschungsprojekt wollen Warsteiner und Wissenschaftler einen Maßnahmenkatalog erarbeiten, auf den die Vereine individuell zurückgreifen und so ihre eigene Entwicklung gestalten können.
Fünf Vereine aus der Region dabei
Dabei haben die Projektpartner fünf unterschiedlich strukturierte Schützenbruderschaften ins Boot geholt: aus dem Hochsauerlandkreis sind das St. Hubertus Brilon, St. Andreas Velmede-Bestwig und St. Severinus Calle, dazu kommen die Bürgerschützengesellschaft Warstein und aus dem Hochstift Paderborn St. Johannes-und-St. Hubertus Wewer. Der erste Schritt, die Erhebung des aktuellen Zustandes, ist bereits erfolgt. Dazu haben Studenten mit den Vereinen eine umfassende Bestandsaufnahme erarbeitet. Da ging es um die wirtschaftliche Potenz der Verein, um ihre Integration ins örtliche gesellschaftliche Leben, um die Gestaltung ihres Vereinslebens und ihrer Feste.
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Dr. Becker: „Die Vereine waren sehr kooperativ und auskunftsfreudig. Ich bin froh, dass das so gut geklappt hat.“ Und Manfred Nieder weiß aus eigener Erfahrung, dass mancherorts zwar viel guter Wille vorhanden ist, aber hier und da das erforderliche Wissen um das „kaufmännische Führen“ eines Vereins fehlt. Nieder hat an seinem früheren Wohnort selbst 17 Jahre Vorstandsverantwortung getragen. Für ihn ist klar, dass „die Wirtschaftlichkeit eines Vereins gegeben sein muss, um sich gut für die Zukunft aufzustellen.“
Dazu wollen Master-Studenten der Uni Paderborn ab Herbst gemeinsam mit den teilnehmenden Vereinsvorständen individuelle Handlungskonzepte ausarbeiten. Dr. Becker glaubt, dass dieser für die Vereine innovative Weg „eine intensive Auseinandersetzung mit dem Verein selbst nach sich ziehen“ werde. Schließlich müssten so zentrale Fragen wie Identifikation, Integration und nicht zuletzt auch Integration beantwortet werden.
Fest im Hochsauerland verwurzelt
Aber nicht nur die Binnensicht aus Schützenkreisen wollen die Projektpartner erkunden. Dr. Becker: „Wir werden auch Leute befragen, die bisher nicht zum Schützenfest gehen.“ Von ihnen möchte man Vorschläge hören, „wie ein Schützenfest aussehen sollte, damit sie hingehen“. Interessant auch, wie ein Schützenverein aufgestellt sein sollte, damit sie sich engagieren würden. Gefragt sind Vorschläge von der Feststruktur bis hin zur gespielten Musik.
Für den fest in der Hochsauerländer Heimat verwurzelten Forscher ist klar: Die Intensität der etwaigen Veränderungen „hängt von jedem Verein und seiner Innovationskraft ab.“ Denn nur durch „Traditionen im Wandel“ könnten sie weiter, „ihren historisch definierten Auftrag auch in Zukunft zum Wohle des Ganzen wahrzunehmen.“
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