Brilon/Meschede. . Das Kreisjugendamt steht vor strukturellen Veränderungen: Die Teams sollen u.a. zu größeren Einheiten zusammengefasst werden.
Das Jugendamt soll personell aufgestockt werden. Das hat der Kreisjugendhilfeausschuss gestern Abend als einstimmige Empfehlung für den Kreistag beschlossen. Dass u.a. zwei zusätzliche Planstellen im Bereich „Kinderschutz“ geschaffen werden, liegt laut Verwaltung an der gestiegenen Zahl der Meldungen über Kindeswohlgefährdung. 2009 waren es 107 Hinweise, 2015 schon 148 Meldungen und bis Ende April dieses Jahres bereits 70.
Kindeswohlgefährdung
Eigentlich ins Rollen gebracht wurde die ganze Diskussion allerdings durch den Tod eines kleinen Jungen im Raum Winterberg. Eine Mutter hatte sich im Frühjahr vor dem Medebacher Amtsgericht u.a. wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung verantworten müssen. Das Verfahren muss vor dem Arnsberger Schwurgericht neu aufgerollt werden, weil die Staatsanwaltschaft inzwischen von bedingtem Vorsatz ausgeht. Der Junge war verhungert. Das Amtsgericht hatte dem Jugendamt im Laufe des Verfahrens schwere Kontrollversäumnisse vorgeworfen. Seitdem ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen eine Mitarbeiterin.
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Vor diesem Hintergrund hatte der Kreis das Landesjugendamt beauftragt, eine Stellungnahme zur Organisation und personellen Ausstattung des HSK-Jugendamtes abzugeben. Diese wurde gestern von Diplom Pädagogin Beate Rotering vorgestellt. Alles in allem kommt die Behörde dabei gut weg. Das LWL-Jugendamt hatte sich u.a. die geltenden Dienstanweisungen bei Kindeswohlgefährdung angeschaut. Man habe allerdings keine Mitarbeiter befragt und sei in keiner Außenstelle gewesen, so die Fachfrau. „Diese Anweisungen sind so gut, wie in anderen Jugendämtern auch“, sagte Beate Rotering. Es gebe Checklisten und viele verbindliche Vorgaben. Präventiver Bereich und Kontrollmechanismen seien gut ausgeprägt.
Von einer Obergrenze von 30 Fällen pro Mitarbeiter auszugehen – das Gemeindeprüfungsamt spricht davon – sei speziell in einem Flächenkreis nicht zielführend. „Fallbelastungsspitzen lassen sich in einer Organisation mit vielen sehr kleinen Außenstellen faktisch nicht ausgleichen. Stellen Sie sich daher einer qualitativen Personalbemessung“, so Rotering.
Zentralisierung
Aber auch die acht Standorte des Jugendamtes im HSK stehen auf dem Prüfstand. Die Pädagogin regt an, die vielen Stellen zu maximal zwei oder drei Teams zusammenzuführen. Das trage zu einem besseren Meinungsaustausch bei und helfe auch im Vertretungsfall.
Ausschussvorsitzender Wolfgang Diekmann meinte, bei einer Zentralisierung müssten aber zumindest Außensprechstunden gewährleistet sein. Der Ausschuss will die Ergebnisse in der kommenden Sitzung weiter diskutieren.