Bochum. 290 Pflichtspiele bestritt Manuel Riemann für den VfL Bochum. Nun spielt er für den SC Paderborn und versucht erneut den Aufstieg in die Bundesliga.
In der Schlussminute musste Manuel Riemann dann doch noch eine Schrecksekunde überstehen. Nach dem Wechsel vom VfL Bochum zum Zweitligisten SC Paderborn hatte der Torwart in der Partie beim SV Darmstadt 98 einen ruhigen Sonntagnachmittag verbracht, musste wenig halten. Dann aber kann noch ein Ball in seine Richtung und tickte kurz vor ihm auf.
Riemann ließ den Ball fallen, ein Darmstädter stürmte auf ihn zu, Riemann griff nach, begrub den Ball unter sich. Kurz danach konnte er mit seinen neuen Mitspielern jubeln.
Mit dem VfL Bochum hat Riemann selten auswärts gewonnen
Sein neuer Trainer Lukas Kwasniok hatte sich früh in der Woche festgelegt, dass Riemann gegen Darmstadt spielen werde. „Dafür haben wir ihn geholt.“ Mit seinem neuen Verein erlebte Riemann dann ein Gefühl, das er in den vergangenen Jahren mit dem VfL Bochum in der Bundesliga selten hatte: Er durfte sich über einen Auswärtssieg freuen. Und das auch noch ohne Gegentor.
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Erst im zweiten Durchgang erhielt auch er die Möglichkeit, sich zu zeigen. Bei einer Flanke sowie zwei Torabschlüssen war er auf dem Posten. Riemann tat den Paderbornern gerade in dieser Phase gut, weil er, so wie auch beim VfL Bochum, viel Sicherheit und Ruhe ausstrahlte. Besser hätte sein Einstand kaum laufen können.
VfL Bochum hatte nach zehn Jahren das Kapitel Riemann zugeschlagen
Nach fast zehn Jahren mit großem Krach am Ende hatte der VfL Bochum in der Woche zuvor das Kapitel Manuel Riemann zugeschlagen. Der Torhüter, lange Leistungsträger und Fanliebling, zuletzt aber Ausgebooteter und Gegner im Rechtsstreit, und der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga haben das Vertragsverhältnis aufgelöst - „in beiderseitigem Einvernehmen“, wie der Klub am Mittwoch vergangener Woche mitgeteilt hatte. Der 36-Jährige, der 2015 zum VfL Bochum gekommen war, wechselte in die 2. Liga zum SC Paderborn und startet nun erneut den Versuch, den Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen.
Der VfL hatte in seiner Pressemitteilung von „stets emotionalen Jahren“ und einem „Typ mit Ecken und Kanten“ geschrieben. Zugleich bedauerte der Klub, dass der Abschied „anders verläuft, als es sich beide Seiten ursprünglich vorgestellt hatten“.
2021 gehörte Riemann zu den Aufstiegshelden des VfL Bochum
Riemann, der 2021 noch zu den Aufstiegshelden gehört und in den folgenden Jahren maßgeblich zum Klassenerhalt beigetragen hatte, war am Ende der vergangenen Saison kurz vor der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf wegen „unüberbrückbarer unterschiedlicher Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“ suspendiert worden. Riemann, der sich mit seiner sehr undiplomatischen Art in der Mannschaft nicht nur Freunde gemacht hatte, durfte nicht mehr am Teamtraining teilnehmen.
Dagegen wollte er gerichtlich vorgehen. Kurz vor dem Prozessbeginn einigten sich beide Parteien aber außergerichtlich, Riemann kehrte Mitte November wieder ins Training zurück. „Es ging auch darum, in der aktuell sportlich schwierigen Phase, weitere Unruhe zu vermeiden, die ein öffentlicher Gerichtsprozess nach sich gezogen hätte“, sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig damals.
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Eine Perspektive als Nummer eins beim Abstiegskandidaten ergab sich aber nicht mehr. Deshalb zog Riemann nun den Schlussstrich und wechselt nach Paderborn, wo Trainer Lukas Kwasniok zuletzt seine Torhüter Markus Schubert und Pelle Boevink öffentlich harsch kritisiert hatte.
Riemann, der 2015 vom SV Sandhausen nach Bochum wechselte, bestritt 290 Pflichtspiele für den VfL. Vor allem als Elfmetertöter machte er sich einen Namen.