Bochum. Der VfL Bochum holt Manuel Riemann ins Teamtraining zurück und wendet einen Prozess vor Gericht ab. Das vermeidet Unruhe, sagt Boss Ilja Kaenzig.
Der VfL Bochum hat einen Rechtsstreit mit seinem langjährigen Stammtorhüter Manuel Riemann beendet. Der 36-Jährige wird schon am Montag, 18. November, wieder auf dem Trainingsplatz an der Castroper Straße stehen und die Einheiten mit der Profimannschaft unter Dieter Hecking und Torwarttrainer Sebastian Baumgartner absolvieren. Diese Redaktion hatte bereits exklusiv über die Einigung berichtet, die der VfL am Montagvormittag dann auch offiziell vermeldete.
„Es ging auch darum, in der aktuell sportlich schwierigen Phase, weitere Unruhe zu vermeiden, die ein öffentlicher Gerichtsprozess nach sich gezogen hätte“, sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig. Nach Informationen dieser Redaktion gab es auch bereits ein Gespräch zwischen Trainer und Spieler. Damit verhindert der Bundesligist auch einen Prozess vor Gericht, dessen Starttermin am Dienstagvormittag gewesen wäre. Stattdessen erhält Riemann die Rückennummer 31 und kehrt ins Teamtraining zurück. Darüber hinaus bekräftigt sein Arbeitgeber, dass es „entgegen teilweise kursierender Gerüchte zu keinem Zeitpunkt zu Handgreiflichkeiten gekommen ist“.
Gerade noch rechtzeitig einigten sich Verantwortlichen des VfL Bochum nun also mit Riemann, um zu verhindern, dass viele Details aus den Wochen vor dem Relegationswunder gegen Fortuna Düsseldorf auf den Tisch gekommen wären. Auch ein Einlenken, um weiteren Schaden vom Verein abzuwenden. In einem Prozess vor Gericht hätten wohl auch Vereinsmitarbeiter und Mitspieler aussagen müssen, um das Verhalten von Riemann rund um den Saisonendspurt 2023/2024 zu erörtern.
Rechtsexperten sagten ohnehin voraus, dass der Verein ein Verfahren wohl verlieren würde. Teile des Aufsichtsrats des Vereins, die Riemann bei dessen Besuchen in der VIP-Loge bei den vergangenen Spielen teilweise den Handschlag verweigert haben sollen, waren dennoch nach Informationen dieser Redaktion lange gegen eine Rückkehr. Schlussendlich konnte aber die Seite von Riemann und VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig die Gremiumsmitglieder davon überzeugen, dass eine einvernehmliche Lösung besser sei als ein öffentliches Gerichtsverfahren. Am Wochenende stimmten demnach auch Uwe Tigges, der nach der Ruhendstellung der Ämter von Hans-Peter Villis derzeit interimsweise den Vorsitz innehat, und Martin Volpers für eine Rückkehr Riemanns – und damit auch die letzten Mitglieder des Aufsichtsrats.
VfL Bochum: Riemann trainierte mit Ex-Gladbach-Keeper
Riemann, so hört man, hat sich seit seiner Abberufung von der Profimannschaft nach dem Spiel gegen Werder Bremen stets fit gehalten mit Christofer Heimeroth, dem ehemaligen Keeper von Borussia Mönchengladbach. Es heißt, Riemann sei sogar fitter als früher. Und geläutert. Eine Aussprache mit den Spielern soll es aber noch nicht gegeben haben. Die Einigung am Wochenende sei aber für beide Seiten gut tragbar, heißt es.
Riemann wurde nach dem Spiel gegen Werder Bremen am 34. Spieltag der vergangenen Saison vom Verein aufgrund „unüberbrückbarer unterschiedlichen Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“ vom Team abberufen. Eine offizielle Suspendierung gab es nie. Riemann geriet in der Kabine mit mehreren Spielern aneinander, forderte offen Auswechslungen von Mitspielern. Um ein Zeichen zu setzen, nachdem die VfL-Verantwortlichen zuvor Riemann aufgetragen hatten, die Verantwortung an sich zu reißen (Anmerkung d. Red.: in einer ersten Version haben wir von einer „heimlichen Co-Trainer-Rolle“ geschrieben, das wurde konkretisiert), wurde Riemann daraufhin vor den Relegationsspielen suspendiert und auch über den Sommer hinweg gab es keine Lösung. Die Vereinsführung wollte keine Rückkehr Riemanns, dieser klagte schlussendlich auf eine Rückkehr ins Training unter Profibedingungen.
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Der VfL Bochum bot dem Keeper an, bei der neu geschaffenen U21 zu trainieren. Dies wollte Riemann aber nicht akzeptieren, pochte auf seine Vertragsinhalte, die ihm ein Training unter Profibedingungen garantieren. Riemann verklagte daraufhin den Verein auf eben diese Trainingsteilnahme, sein normales Gehalt bezog er weiter. Ein Vergleichstermin vor Saisonbeginn blieb erfolglos, seitdem verhandelten im Hintergrund beide Parteien über Anwälte. Einige Aufsichtsratsmitglieder aber sträubten sich lange gegen eine Einigung mit Riemann, die nun doch noch erreicht wurde.