Bochum. Mit einem frühen Wechsel reagierte Trainer Zeidler auf den schwachen Start. Losilla stabilisierte den VfL Bochum - die Gründe für die Höchststrafe für Masovic.
Nach einer Viertelstunde hatte Peter Zeidler genug gesehen. Dem Trainer des VfL Bochum war beim Spiel seines Teams gegen Holstein Kiel anzumerken, dass er unzufrieden war. Mehrfach hatte er heftig gestikulierend in Richtung seiner Spieler versucht, von außen Einfluss zu nehmen. Nach vorne sollten seine Spieler spielen, Druck ausüben, nicht die Partie verschleppen in der eigenen Hälfte. Weil das nicht die erhoffte Wirkung zeigte, schickte er zunächst Anthony Losilla zum erneuten Aufwärmen, um dann wenige Minuten später Erhan Masovic aus- und Losilla einzuwechseln. Und zwar bereits nach rund einer Viertelstunde. Masovic war sichtlich irritiert, trug den Wechsel aber äußerlich mit Fassung.
Ein Anthony Losilla habe immer die Berechtigung zu spielen, antwortete er zunächst auf die Frage, ob der ungewöhnlich frühe Wechsel eher eine Entscheidung gegen Masovic oder für Losilla gewesen sein. „Weder noch“, ergänzte Zeidler. Er sei nicht einverstanden mit ersten Minuten gewesen „und wie wir gespielt haben. Es war nicht unsere Marschroute, hinten herum oder mit so vielen Querpässen zu agieren“. Anthony Losilla habe mit seiner Leistung durchaus ein Zeichen gesetzt.
Losilla Zeit beim VfL Bochum schien bereits abgelaufen
Dabei sah es bereits so aus, als hätte der langjährige Kapitän des VfL und der derzeit älteste Feldspieler der Bundesliga endgültig seinen neuen Platz auf der Bank gefunden, nachdem er in Freiburg 90 Minuten dort gesessen hatte. Beim 2:2 gegen Holstein Kiel aber machte Losilla wieder Werbung in eigener Sache, überzeugte als Stabilisator im Mittelfeld - und das, obwohl er zunächst wieder auf der Bank saß.
Erhan Masovic war schließlich der Spieler, dem Zeidler vielleicht am meisten Verantwortung an einer schwachen Startviertelstunde seines Teams zuschrieb. Masovic missachtete in der Trainingswoche klar einstudierte Prinzipien. Bei Trainingsübungen wurde jeder Rückpass zum Torwart mit einer Unterbrechung „bestraft“. Doch Masovic spielte anfangs einen Rückpass nach dem anderen, sah zudem beim 0:1 nicht gut aus., kam nicht in die Zweikämpfe Unabhängig vom Tor, betonte Zeidler, hätte er den Serben ausgewechselt.
Zur Wahrheit gehört auch: Fast das gesamte Team agierte schwerfällig und hatte gegen einen limitiert wirkenden, aber deutlich strukturierteren und zweikampfstärkeren Aufsteiger Mühe ins Spiel zu finden. Masovic spielte aber eben auch vielleicht den einen Pass nach hinten oder quer zu viel.
Mit Losilla kommt Ordnung ins Spiel des VfL Bochum
Zeidler nahm ihn herunter, brachte Losilla und beorderte gleichzeitig Ibrahima Sissoko in die Innenverteidigung - eine Variante, die man so im Training noch nicht gesehen hat. Sissoko wunderte sich zunächst auch sichtbar, erfüllte den seinen Job neben Jakov Medic - mitunter zahlte er Lehrgeld, mitunter zeigte er seine defensive Zweikampfsärke.
Nach wenigen Minuten stabilisierte sich das Spiel des VfL Bochum jedenfalls, ohne dass Bochum überzeugte. Losilla schaffte es, mehr Ordnung ins Mittelfeld und ins Spiel seines Teams zu bringen.
„Anthony Losilla bringt unglaubliche Erfahrung auf den Platz“, fasste exemplarisch 2:1-Torschütze Lukas Daschner Losillas Leistung zusammen. „Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht.“ Vor allem zeigte er, dass der VfL Bochum dieser Tage offenbar doch noch nicht auf ihn verzichten kann.
Sportdirektor Lettau über Losilla: Er ist ein Anker für den VfL Bochum
„Der Wechsel kam in einer Phase“, sagte Sportdirektor Lettau zum Wechsel Masovic/Losilla, „als die Mannschaft am Schwimmen war. Erhan Masovic war beim 0:1 auch nicht ganz unbeteiligt. Mit Anthony Losilla wollte der Trainer einen Stabilisator einwechseln. Ich glaube, wir sind uns einig darin, dass Anthony Losilla, egal, ob er auf dem Feld steht oder die Mannschaft zunächst von der Bank aus unterstützt, ein Anker für dieses Team ist. Er ist extrem wichtig.“
Wenig überraschend ordnete Losilla selbst sich und seine Leistung deutlich zurückhaltender ein. „Ich bin noch fit. Aber der Trainer entscheidet, wer auf dem Rasen steht. Ich will mit meiner Erfahrung immer helfen. Wichtig ist nicht der einzelne Spieler, sondern dass wir ans Team denken.“
Vor dem BVB-Spiel: Der Druck steigt beim VfL Bochum
Klar ist: Der Druck auf das Team, aber auch auf Trainer Peter Zeidler steigt, die richtige Mischung zu finden. Sissoko ist als Sechser geholt worden, schon beim Spiel in Dortmund am kommenden Freitag (20.30 Uhr) sollte er nicht erneut hinten aushelfen müssen. Eventuell ist dann Ivan Ordets wieder einsatzbereit, der Ukrainer soll in dieser Woche ins komplette Mannschaftstraining einsteigen. Alternativ ist Tim Oermann bereit, der 20-jährige gelernte Innenverteidiger spielte unter Zeidler bisher kaum eine Rolle, könnte seine Chance bekommen.
Klar scheint auch zu sein: In Dortmund dürfte Masovic wohl kaum erneut von Beginn an spielen. In Dortmund ist mit Sisskoko und Losilla in der Staretlf zu rechnen, um mehr Stabilität hinzubekommen, zu offen war die Defensive gegen Kiel - und der BVB ist bekanntlich offensiv ein ganz anderes Kaliber. Sissoko ist neben Dani de Wit und dem allerdings nur ausgeliehennen Myron Boadu, der an beiden Treffern beteiiligt war und ansteigende Form zeigte als einer der wenigen Lichtblicke beim Spiel gegen Kiel, der Königstransfer des Sommers, auf fremder Position verschenkt. Springt Zeidler, der kein Freund der Doppelsechs ist, über seinen Schatten, könnten beide im defensiven Mittelfeldzentrum versuchen, die zu erwartende Angriffswucht des BVB zu bremsen.
Der Trainer selbst genießt noch das Vertrauen des Klubs, eine Krisensitzung des Präsidums gab es noch nicht. Sportdirektor Marc Lettau ließ nach dem Schlusspfiff erst gar keine Diskussion aufkommen. „Wir haben jetzt den vierten Spieltag gespielt und werden das Spiel ganz normal gemeinschaftlich analysieren, gemeinsam in die nächste Woche gehen und das Spiel gegen Dortmund bestreiten“, sagte Lettau nach der enttäuschenden Vorstellung.