Bochum. Anthony Losilla ist bei vielen Fans die Nummer eins des VfL Bochum. Einer macht das auf seinem Körper sichtbar: mit einem Toto-Tattoo. Jetzt lernten sie sich kennen.

Anthony Losilla lächelt. Beim Gespräch mit diesem besonderen Fan. Beim kurzen Fotoshooting. Der Kapitän des VfL, seit 2014 für Bochum am Ball, weiß, was sich gehört. Und weiß, welche Ehre es auch sein kann, Fußball-Profi zu sein. „Das berührt mich“, sagt Losilla. Er meint die Aktion, die Michael Jürgenhake zu einem ganz besonderen Anthony-Losilla-Fan macht: Der 51-Jährige hat sich ein Bild von Losilla auf die Brust tätowieren lassen. „Er ist eine Legende. Einer, der immer alles gibt. Er hat das verdient“, meint Jürgenhake.

An diesem Trainingstag im Frühherbst ist es halbwegs warm, für Losilla und diese Redaktion zieht Jürgenhake kurz Pulli und VfL-Klassenerhalts-Shirt („Zusammen eins“) aus. Er präsentiert den stolzen, feiernden Bochumer Profi auf seinem Oberkörper. Das Tattoo zeigt Losilla in Jubelpose. Jürgenhake nahm als Vorlage ein Foto mit ins Studio, das von Losilla aufgenommen wurde nach dem 3:0 gegen Union Berlin im Vonovia Ruhrstadion. „Nur die Füße fehlten“, sagt er und lacht. Auf dem Ausschnitt seines Fotos. Nicht auf dem Tattoo. Vier Stunden lang hat es gedauert, bis das Toto-Tattoo auf seine Brust gestochen war.

Anthony Losilla ist „berührt“ von der Aktion von Michael Jürgenhake, den er nach dem Training kurz kennenlernt.
Anthony Losilla ist „berührt“ von der Aktion von Michael Jürgenhake, den er nach dem Training kurz kennenlernt. © WAZ | Ralf Ritter

VfL Bochum Fan zu seinem Tattoo: „Losilla ist einer, der immer alles gibt“

Michael Jürgenhake, seit seiner frühen Jugend VfL-Fan und Dauerkarten-Besitzer („Block H1“), spielte schon länger mit dem Gedanken, den VfL nicht nur sprichwörtlich in seinem Herzen, sondern sichtbar auf seinem Körper zu tragen. Bisher hatte er nur ein Fledermaus-Tattoo im Nacken, nichts von seinem Lieblingsklub. Dabei sind VfL-Tattoos verbreitet unter Fans: Das Ruhrstadion, den Vereinsnamen, das Wappen in zig Variationen, all das sieht man häufiger auf Armen und Beinen, im Sommer auch auf Rücken und Bäuchen oder im Nacken von Fans des VfL. Michael Jürgenhake wollte etwas anderes, Besonderes. Nach dem dramatischen Relegations-Rückspiel-Finale gegen Fortuna Düsseldorf ließ er dann Ideen Taten folgen.

Ein Spieler sollte es sein. Und die Wahl fiel Michael Jürgenhake leicht. „Anthony Losilla ist einer, der immer alles gibt. Er wechselt nicht den Verein, er identifiziert sich mit vollem Herzen mit Bochum und dem Klub.“ Losilla gehöre bald auch auf eine der Legenden-Säulen, die im Stadiontunnel Porträts der Größten zeigen. Wenn Losilla mal nicht mehr spielen sollte, müsste er in dieser Reihe verewigt werden. Mit 38 Jahren ist er ja bereits ältester Profi der Bundesliga. Womöglich spielt Losilla seine letzte Saison. „Das ist der Zahn der Zeit, leider“, sagt Jürgenhake.

Losilla über sein Tattoo auf der Fan-Brust: „Sieht super aus“

Im Stadion jedenfalls hat Michael Jürgenhake den VfL-Kapitän hunderte Male gesehen, schon zu Zweitliga-Zeiten stieg der Kapitän zu seinem Lieblingsspieler auf, aus sportlichen, vor allem aber aus charakterlichen Gründen. Persönlich begegnet ist er dem eingebochumerten Franzosen an diesem Trainingstag das erste Mal. „Das Tattoo sieht super aus“, sagt Losilla und schiebt ganz bodenständig nach, was Fans wie Michael Jürgenhake ja so an ihn schätzen: „Ich weiß nicht, ob ich es wirklich verdient habe, auf seinem Körper zu sein.“ Von ein, zwei Fans wisse er, dass sie auch Losilla-Tattoos haben - allerdings nicht ganz so groß und nicht auf der Brust.

Losilla in Jubelpose - als Tattoo auf der Brust von Michael Jürgenhake.
Losilla in Jubelpose - als Tattoo auf der Brust von Michael Jürgenhake. © WAZ | Ralf Ritter
Anthony Losilla in Jubelpose - nach dem 3:0-Sieg des VfL Bochum gegen Union Berlin im Dezember 2023.
Anthony Losilla in Jubelpose - nach dem 3:0-Sieg des VfL Bochum gegen Union Berlin im Dezember 2023. © DPA Images | David Inderlied

Fußball-Romantik: VfL-Fan lernt seine Liebste im Ruhrstadion kennen

Rund 120 Kilometer ist Michael Jürgenhake für den kurzen Small-Talk samt Tattoo-Präsentation angereist. Der selbstständige CNC-Fräser stammt aus Rietberg, wohnt in der kleinen Stadt im Kreis Gütersloh mit seiner Lebensgefährtin Lisa Hoffmann, die wiederum aus Bochum kommt. Und wie könnte es anders sein: Seine Liebste lernte er beim VfL Bochum kennen. Vor 16 Jahren. Im Ruhrstadion. „Der VfL“, erklärt Jürgenhake seine Zuneigung zum Klub, „war für mich immer ein bodenständiger, familiärer Verein.“ Schalke, Dortmund kamen für ihn schon als Kind nicht in Frage.

Auswärts sporadisch, zuhause immer live dabei ist Jürgenhake, wenn der VfL spielt. Das war auch in Zweitliga-Zeiten so, das bleibt natürlich in der Bundesliga so. An diesem Samstag, beim Heimspiel gegen Holstein Kiel (15.30 Uhr), wird er wieder Losilla und seine Kollegen anfeuern. „Ich hoffe, dass Toto spielt“, sagt er. Zuletzt saß der Kapitän nur auf der Bank in Freiburg, vermutlich wird er diese Rolle auch gegen Kiel einnehmen müssen. Doch ob mit oder ihn, klar ist für den Toto- und VfL-Fan: „Gegen Kiel müssen wir gewinnen.“

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VfL-Fan zur Erwartung: Erneuter Klassenerhalt „ist für mich wieder ein Wunder“

Ansonsten aber erwartet Jürgenhake gewiss keine Wunderdinge vom VfL in dieser Spielzeit, ist nach den drei Niederlagen zum Saisonstart keineswegs desillusioniert. Bochum, weiß er, ist ein Abstiegskandidat, hat nicht die Mittel wie die meisten anderen Vereine der Liga. Platz 16 und damit das erneute Erreichen der Relegation, „damit wäre ich zufrieden. Wenn wir wieder den Klassenerhalt schaffen, ist das für mich wieder ein Wunder.“

Und vielleicht zieht er dann mit noch einem Spielerfoto in der Hand ins Tattoo-Studio. „Cristian Gamboa hätte es auch verdient. Er ist ein toller Typ, der auch schon lange beim VfL spielt.“

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