Bochum. In Person von Myron Boadu hat der VfL Bochum einen überdurchschnittlich guten Stürmer verpflichtet. Aber nur, wenn er fit bleibt.
Als Myron Boadu am vergangenen Sonntag eingewechselt wurde, war das Kind gerade in den Brunnen gefallen: Florian Ballas hatte Jahn Regensburg nur wenige Sekunden vorher mit 1:0 gegen den VfL Bochum in Führung gebracht. Das Aus des Bundesligisten im DFB-Pokal war damit in der Retroperspektive besiegelt. Auch Boadu, der für seine Leihe zum VfL Bochum auf Gehalt verzichtete, konnte daran nichts mehr ändern, zu wenig Struktur hatte das Spiel des VfL in der Schlussphase, zu wenig war der Niederländer eingebunden.
Dass diese spielerischen Defizite auf die geringe Zeit, die Boadu in Bochum weilt, zurückzuführen ist, darauf hoffen sie in Bochum sehr. Die Probleme in der Offensive legte das Aus im DFB-Pokal wieder einmal schonungslos offen. Moritz Broschinski und Philipp Hofmann, die beide in der Vorbereitung durchaus überzeugten, agierten nicht zielstrebig genug, glücklos.
Auf die Saison gesehen soll Boadu die Bochumer Offensive massiv beleben, das Talent des 23-Jährigen ist unbestritten. Nicht umsonst überwies die AS Monaco einst 17 Millionen für ihn an AZ Alkmaar. Doch Verletzungen bremsten den Stürmer immer wieder aus. Wie also ist der Spieler wirklich einzuschätzen? Mit Hilfe des Datenanalyse-Unternehmens CREATEFOOTBALL lässt sich das gut nachvollziehen.
VfL Bochum: Myron Boadu als Ersatz für Takuma Asano
Boadu ist demnach vor allem als Ersatz für den ablösefrei zu RCD Mallorca abgewanderten Takuma Asano zu sehen. Auch der Niederländer besticht durch seine Explosivität. Anders als Asano bringt er aber eine Körperlichkeit mit ins Spiel, die ihn in Zweikämpfen bestehen lässt. Besonders wichtig für Trainer Peter Zeidler dürfte sein, dass Boadu Dynamik und Tiefgang ins Angriffsspiel bringt und sich im Strafraum bestens positionieren kann - an der Seite eines Stoßstürmers wie Philipp Hofmann. Beide bedienen unterschiedliche Spielweisen, können sich gut ergänzen.
Zudem ist auffällig, dass Boadu stark gegen den Ball arbeitet. In der vergangenen Saison, in der er von Monaco zu Twente Enschede ausgeliehen war, hatte kaum ein Stürmer in der Eredivisie mehr erfolgreiche Defensivaktionen in 90 Minuten. Ein Grund, warum sich Bochum so um die Leihe Boadus bemühte. Denn der neue Trainer Zeidler will „verrückt“ Fußball spielen lassen, extrem hoch pressen lassen. Schon in der Vorbereitung war ersichtlich, dass teilweise am gegnerischen Fünfmeterraum die Gegenspieler angelaufen werden sollen. Allerdings: Boadu ist nicht effizient genug in seinem Pressing. Er erzeugt nur wenige Ballgewinne, muss sich in diesem Punkt definitiv steigern.
Myron Boadu kann Lücken reißen für Lukas Daschner
Noch wichtiger für einen Stürmer aber ist das, wie er eine Offensive beleben kann. Und da zeigt Boadu gute Ansätze. Im Angriffsdrittel ist er sehr durchsetzungsstark, gewinn im Schnitt 72 Prozent seiner Zweikämpfe und kann seinen Körper gut einsetzen. Aufgrund seines Tempos weicht er auch gern auf die Außenbahn aus und trägt den Ball ähnlich wie Asano selbst nach vorn. In den Eins-gegen-Eins-Situationen allerdings gewinnt er nicht einmal die Hälfte seiner Dribblings. Doch auch ohne Ball startet er gern in die Tiefe, eröffnet dadurch Räume, die beispielsweise ein Lukas Daschner auf der Zehnerposition in der Mittelfeldraute nutzen soll. Diese Vertikalität passt in jedem Fall gut zur bevorzugten Spielweise Zeidlers.
So ist auch seine Scorerquote in den Niederlanden erklärbar. Für Alkmaar erzielte er schon in seinen Karriere-Anfängen in nur 88 Pflichtspielen satte 38 Tore und steuerte weitere 18 Assists bei. Ohnehin ist er sehr effizient mit seinen Chancen, benötigt nur vier Schüsse pro Treffer. Auch bei Twente steuerte er im Schnitt 0,92 Tore pro 90 Minuten bei, trotz großer Verletzungsanfälligkeit. Die ist es auch, die seine Karriere bislang negativ beeinflusst. Obwohl er mit seiner Explosivität und gleichzeitigen Körperlichkeit vieles mitbringt, was ein moderner Mittelstürmer benötigt, stockt seine Entwicklung.
VfL Bochum: Wie die Kaufoption für Boadu einzuschätzen ist
Wenn er fit bleiben sollte in dieser Saison, wäre Boadu wohl ein überdurchschnittlich guter Bundesliga-Spieler für den VfL Bochum - zumindest von den Qualitäten her, die auch im Passspiel durch Daten belegbar sind. Wenn er auch nur ansatzweise so häufig hinter die gegnerischen Abwehrketten kommt, dürfte er einen großen Teil zum avisierten Klassenerhalt beitragen. Dann würde der VfL Bochum wohl auch finanziell von der Leihe profitieren. In die ist nämlich auch eine Kaufoption integriert, die der Verein für eine hohe einstellige Millionensumme ziehen könnte, und Boadu für mehr Geld weiter transferieren könnte. Es wäre eine Win-win-win-Situation für alle beteiligten.