Arnsberg. . Dieses Drehbuch hätte man aus Warsteiner Sicht nicht besser schreiben können: Fast ein Jahr (am 17. November 2012 war es, als sich der VfS mit 40:30 beim späteren Absteiger VfB Altena durchsetzen konnte) mussten sie auf diesen Moment warten.

Umso glücklicher waren Trainer Dirk Kaese, die zahlreichen mitgereisten Warsteiner Anhänger, aber vor allem die Spieler des heimischen Handball-Landesligisten, als sie den Auswärtsfluch ausgerechnet mit dem 31:30 (16:18) beim Erzrivalen TV Arnsberg beendeten.

„Hier regiert, der VfS“... Diese Schlachtgesänge Mitte der zweiten Halbzeit des Sauerland-Derbys dürften jedem Arnsberger Fan und Spieler richtig weh getan haben. Zu diesem Zeitpunkt nämlich lagen die Gäste aus der Bierstadt nach verschlafener erster Halbzeit und einer furiosen Aufholjagd zu Beginn des zweiten Durchgangs mit fünf Toren (28:23) in Führung. Wieder einmal ein scheinbar beruhigender Vorsprung aus Warsteiner Sicht.

Doch diesmal – anders als noch in Letmathe oder zu Hause gegen Schwelm – zogen die Bierstädter „das Ding“, wie es Keeper Hendrik Hilwerling oder der bärenstarke Tobias Nagel nach dem Spiel bezeichneten, durch und lagen sich nachher freudestrahlend in den Armen. „Den hatten wir nicht so wirklich auf der Rechnung“, sagte Arnsbergs Trainer Heinz Thomanek über Warsteins eigentlichen Defensivspezialisten Tobias Nagel, der im Rückraum die erhoffte Entlastung für die in Manndeckung genommenen Boban Ristovic und Lars Schorlemer war.

„Endlich konnte ich heute mal schmerzfrei spielen. Ich denke, ich habe gezeigt, was dann alles möglich ist“, hatte Nagel unter der Woche noch mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Doch die gesamte Warsteiner Mannschaft zeigte Biss, wollte den Gastgebern trotz schwacher Anfangsphase das Feld nicht kampflos überlassen. Arnsberg zog – auch dank der Treffsicherheit von Ruhrmann und Berghoff – in Hälfte eins schnell von 5:3 über 8:4 auf 11:5 davon. „Die ersten 20 Minuten waren wirklich schlecht von unserer Seite“, bestätigte auch VfS-Trainer Dirk Kaese nach dem Spiel.

Doch das Blatt sollte sich wenden – auch dank der Einwechslung von Kapitän Hendrik Hilwerling (ging Ende des ersten Durchgangs für Michael Hölter zwischen die Pfosten). Zudem stellte Kaese auf eine offensive 5:1-Deckung um. Ein Schachzug, der sich später auszahlen sollte.

Warstein hielt den Rückstand bis zur Pausensirene in einem einigermaßen erträglichem Rahmen und hatte nach dem Seitenwechsel dann alle Trümpfe in der Hand. Lars Schorlemer glich zum 18:18 aus, Tobias Nagel gelang kurz danach selbiges Kunststück (zum 19:19), ehe Dominik Baack per Siebenmeter den VfS erstmals in diesem Spiel in Führung brachte (20:19). Danach waren die Gäste nicht mehr aufzuhalten. Arnsberg verlor spielerisch völlig den Faden, der VfS befand sich nun teilweise in einer Art „Rauschzustand“. Über 24:22 zog die Kaese-Sieben auf 28:23 davon. Die Vorentscheidung schien gefallen.

„In der Landesliga ist ein Fünf-Tore-Vorsprung gar nichts. Das kann ganz schnell gehen“, bemerkte „Tobi“ Nagel nach dem Spiel treffend. Und er sollte Recht behalten. Arnsberg fightete zurück, nun waren auch die Zuschauer des TVA wieder hellwach. Christof Ruhrmann konnte fünf Minuten vor Schluss auf 27:29 verkürzen, kurz danach aber zeigte er Nerven am Siebenmeterpunkt gegen Warsteins eingewechselten Andreas Buschhoff. Mehr als bis auf ein Tor – Yannik Nöh traf für den TVA zum 30:31-Endstand – ließen die Warsteiner ihren Kontrahenten nicht mehr herankommen.

Der Derbysieg für den VfS war eingetütet, der Rest pure Freude und Erleichterung. „Wir mussten dieses Spiel heute auch für unsere Zuschauer gewinnen“, sagte VfS-Linkshänder Ciya Aslan.