Siegen/Belek. Schon an Tag eins fachsimpeln die vier mitgereisten Funktionäre getarnt als „Fans“ über die Sportfreunde aus Siegen. Der Spaß kommt nicht zu kurz.
Wer eine Reise macht, der hat was zu erzählen. Dieses altbekannte Sprichwort trifft auf die Reise der Fans der Sportfreunde Siegen bereits zu Beginn zu. Vier Fans, ein Redakteur: Das kann eigentlich nur lustig werden. Wobei die „Fans“ gar keine Fans im klassischen Sinne sind, sondern eher Funktionäre. Uwe, Wolfgang, Michael und Dominik (die Nachnamen sind aus Gründen der Sportlichkeit nicht nennenswert, wer sie kennt, wird sie kennen) sind bereits am Flughafen in Düsseldorf hoch motiviert - und das morgens um sechs.
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Die erste „Begegnung“ zwischen den Teilnehmern und dem Redakteur findet an einem ungewöhnlichen Ort statt: Auf der Toilette. Denn in voller Fan-Kluft fällt der ein oder andere doch mehr auf, als er vielleicht am Anfang vermutet. Ein kurzes Kennenlernen, ein schneller Plausch und schon geht es wieder um das Wesentliche: Das Geschäft. Klein, natürlich.
Vereiste Maschine, holpriger Flug, verregnete Türkei
Als es dann in den Flieger geht, verdüstert sich der Himmel über Düsseldorf immer stärker. Die Sonnenstrahlen geben alles, um durch die Wolkendecke zu brechen, doch die bleibt unerbittlich dicht. Die Kälte und der Eisregen des Morgens tut sein Übriges: Als das Flugzeug in Richtung Startbahn rollt, bremst die Maschine abrupt ab. Und bleibt stehen. Geschlagene 25 Minuten.
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Der Grund ist ebenso simpel wie eisig. „Unsere Maschine muss aufgrund der Witterungsbedingungen enteist werden“, heißt es von der Flugbegleiterin. Schon eilen auf beiden Seiten große Wagen an und ein ausfahrbarer Schlauch sprüht die Boeing 737 mit einer gelben Flüssigkeit ab. Ein seltenes, aber nicht minder beeindruckendes Spektakel. Die Insassen der Maschine nehmen es mit einer stoischen Ruhe.
Kurze Zeit später hebt die Sunexpress-Maschine in Richtung Antalya ab. Als die Maschine die Wolkendecke durchbricht, wird es plötzlich hell - und orange. Die Sonne ist gerade aufgegangen, als sich das Flugzeug auf Reiseflughöhe einpendelt. Kurze Zeit später gehen die Anschallzeichen auf, doch die Freude währt nur kurz: Wenige Minuten später gehen die Lichter wieder an und das Flugzeug wird einmal ordentlich durchgeschüttelt. Nach etwas mehr als drei Stunden landet die Boeing auf dem Flughafen in Antalya. Ein wenig zu ruppig, aber immerhin ist das erste Ziel erreicht.
Raus aus der Mühle, rein in den Bus. Dann eine kurze Fahrt durch türkische Flughafenkatakomben und schon befinden wir uns in der großen Ankunftshalle, wo die Passkontrolle wartet. Die ist kurz und schmerzlos, Stempel in den Pass und weiter geht es. Die Maschine aus Düsseldorf ist auf den Anzeigetafeln nirgends zu sehen - wo ist das Gepäck? Eine Anweisung gibt Klarheit: Das Gepäck wartet in einem Bereich, in dem renoviert wird. Wohl dem, der das Schild „Zutritt verboten“ kurzum ignoriert.
Beim Warten auf das Gepäck wird klar: Der Tross hat seinen ersten Verlust zu vermelden. Wo ist Wolfgang? Gekleidet in seinem roten SF-Siegen-Schal dürfte er doch einfach zu finden sein, oder? Die Sorgen wachsen, doch plötzlich, wie von Zauberhand, taucht der verlorene Funktionär wieder auf wie Miroslav Klose vor dem Tor in seinen besten Zeiten.
Fußballfans fachsimpeln natürlich über: Fußball-Fragen
Gepäck check, alle Beteiligten an Bord, los geht es. Denkste! Plötzlich wird Dominik gerufen. „Baggage control“ heißt es auf einmal. Er geht brav mit, macht klar, dass er nichts zu verzollen hat und darf den Fängen des türkischen Zolls wieder entfliehen. Schon geht es raus und zum Bus. Die erste Hürde ist geschafft. Wir sind in Antalya und nun auf dem Weg ins Hotel - und zu den Sportfreunden.
Die Busfahrt geht launig über die Bühne, alle lernen den fremden Redakteur erst einmal etwas kennen, bevor es dann ans Fachsimpeln geht. Wie lange hält Nuri Sahin noch als BVB-Trainer durch? Wird Klußmann als neuer Torhüter der Sportfreunde Siegen den nötigen Rückhalt verschaffen? Die klassischen Fragen von Fußballfans an Fußballfans. Doch auch die Westfalenpost wird kritisch ausgefragt. „Hattet ihr nicht früher einen größeren Stellenwert?“ steht plötzlich die Frage im Raum - bis sich alle einig sind, dass sich Zeiten eben ändern. Ob bei der Zeitung oder beim Fußballverein.
Bei der Ankunft im Hotel kommt die Nachricht, dass die Mannschaft im Training ist und sich alle zum Abendessen treffen. Doch in dem Moment, als die hungrige Gruppe anfängt, nach etwas Essbarem zu suchen, beginnt der Regen. Heftiger als ein Herbstschauer im Siegerland. Wolfgang und der Autor suchen verzweifelt nach der Snackbar - und finden eine Poolbar. So schnell geht das erste Efes-Bier über den Tresen. Sieben Bier sind bekanntlich auch eine Mahlzeit.
Die wird am Ende dann auch gefunden. Mit Umwegen. Das Restaurant ist doch geöffnet und die drei Mitstreiter sitzen bereits glücklich mampfend am Tisch. Jetzt fehlen nur noch die Spieler. Doch die kommen ja spätestens zum Abendessen. Ob die Vier heute noch alt werden, das ist noch nicht klar - die Reise hat seine Spuren hinterlassen. Aber 4 Uhr Abfahrt, das ist schon eine undankbare Zeit. So verbringen die vier Funktionäre - „Fans“ - ihre Zeit damit, über mögliche Neuzugänge zu fachsimpeln. Wie Fußballfans eben.