Erndtebrück. Der geschasste Trainer kann den Rauswurf des Westfalenligisten nicht nachvollziehen. Erndtebrücks Sportlicher Leiter steht hinter dem Schritt.
Das große Taumeln am Pulverwald hat seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Fußball-Westfalenligist TuS Erndtebrück hat den bisherigen Trainer Mounir Saida mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das sei das Ergebnis einer gemeinsamen Analyse der bisherigen Hinserie, teilt der Westfalenligist in einer Pressemitteilung mit.
Trennung aus sportlichen Gründen - 12 Punkte sind für die Sportliche Leitung zu wenig
Zwölf Punkte aus 15 Spielen, Tabellenplatz 14: Grund genug für die Verantwortlichen des einstigen Regionalligisten, die Reißleine zu ziehen. „Im Namen des Vorstands bedanke ich mich bei Mounir für seinen wirklich unermüdlichen Einsatz, denn er hat im Bereich des Möglichen alles versucht, um die Jungs auf Kurs zu bringen und ist stetig mit gutem Bespiel, viel Leidenschaft und vollem professionellen Einsatz vorangegangen.“, konstatiert Erndtebrücks Sportlicher Leiter, Holger Lerch, die Situation in der Pressemitteilung.
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Auf Nachfrage dieser Redaktion konkretisiert Lerch die Vorwürfe gegen Saida. „Die Trennung hat rein sportliche Gründe, sonst gar nichts. Nur darum geht es. Wenn du zwölf Punkte in der Rückserie holst, dann bist du mit 24 Punkten auf dem Konto abgestiegen.“
Holger Lerch sieht keine Konstanz im Spiel des TuS Erndtebrück
Warum aber jetzt dieser Schritt und nicht bereits früher? „Wir haben gedacht, dass wir eine Konstanz reinkriegen. Warum haben wir das nicht am sechsten Spieltag nach der 1:4-Niederlage gegen Lünen gemacht? Wir hatten vereinbart, dass wir uns die Entwicklung anschauen und wir haben auf den Turnaround gehofft, der aber nicht eingetreten ist“, sagt Lerch.
„Wenn du zwölf Punkte in der Rückserie holst, dann bist du mit 24 Punkten auf dem Konto abgestiegen.“
Erkennbare Fortschritte habe es trotz des zwischenzeitlichen Hochs keine gegeben, so der Sportliche Leiter. „Wenn man sich das Spiel gegen Schüren (1:2) ansieht, was innerhalb der letzten drei Spielen war, dann sehe ich nicht, dass sich die Mannschaft gefangen hat. Das Spiel war nichts.“ Das sei auch der Punkt gewesen, an klar wurde, dass der Verein diesen Schritt gehen muss. „Weil wir keine sportliche Konstanz reinkriegen.“
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Das Argument, dass der Zeitpunkt unpassend sei, möchte Lerch indes nicht gelten lassen. „Der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel wird niemals optimal sein. Wenn ich nach dem sechsten Spieltag gewechselt hätte, hätte jeder gefragt, warum ich nicht in der Winterpause wechsle. Jetzt wechselst du so und derjenige fragt, warum ich nicht nach sieben Spieltagen wechsle.“ Was die Nachfolge Saidas angeht, ist der Verein in Gesprächen. Doch dort sei nach Angaben des Sportlichen Leiters noch nichts in trockenen Tüchern.
Mounir Saida akzeptiert die Entscheidung, kann sie aber nicht verstehen
Der geschasste Trainer bestätigt, dass sich Vorstand, Sportliche Leitung und er zu einem Analysegespräch verabredet hatten. „Wir haben die Hinrunde analysiert, die mit zwölf Punkten natürlich nicht optimal aussieht, das muss man ganz klar sagen. Die Gründe waren beiden Seiten bekannt. Am Ende kam es dazu, dass sich der Vorstand und der Sportliche Leiter dazu entschieden haben, die Zusammenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt zu beenden.“
Saida akzeptiert die Entscheidung, ist aber anderer Meinung als die Gegenseite. „Wir hatten einen äußerst beschissenen Start, aber auch gute Auftritte in der Hinrunde. Das letzte Drittel war richtig gut. Wenn du das Spiel gegen Meinerzhagen gewinnst, dann bist du über dem Strich. Deswegen war ich überrascht, dass die Zusammenarbeit beendet wurde.“
„Das letzte Drittel war richtig gut. Wenn du das Spiel gegen Meinerzhagen gewinnst, dann bist du über dem Strich. Deswegen war ich überrascht, dass die Zusammenarbeit beendet wurde.“
Dennoch beschäftigt die Freistellung den scheidenden Trainer enorm. „Wer mich kennt, der weiß, dass die ganze Hinrunde an mir genagt hat. Wir haben uns immer wieder Gedanken gemacht, woran es liegt. Wir haben vieles versucht und am Ende haben wir eine Lösung gefunden, die gut funktioniert hat und die die Jungs umsetzen können.“
Die Mannschaft ist über die Freistellung des Trainers „enttäuscht und traurig“
Dass die Sportliche Leitung und der Vorstand diesen Schritt gehen, dafür hat Saida wenig Verständnis. „Mich hat das am Dienstag getroffen. Ich hätte verstanden, wenn der Verein den Schritt gegangen wäre, weil wir am Anfang viele und am Ende wenig Punkte geholt haben. Aber es war genau anders herum. Der Verein hat sich für den Trainerwechsel entschieden, das muss ich akzeptieren“, betont Saida und ergänzt, dass die Gegenseite viele Gelegenheiten hatte, die Arbeit des Trainers zu reflektieren.
„Mich hat das am Dienstag getroffen. “
Seine bisherigen Schützlinge sind über den Schritt des Vereins nach Angaben von Saida „enttäuscht und traurig“. Die Spieler seien von Saidas Weg überzeugt gewesen. „Wir hatten eine gute Harmonie in der Mannschaft. Man hat eine Entwicklung bei den Jungs gezeigt, vor allem angesichts der Vergangenheit. Ich bin in den Club gekommen, als das Team eine extrem schwere Rückrunde verarbeiten musste. Wir haben uns gegenseitig kennengelernt und haben uns gefunden. Deswegen war der Tenor größtenteils traurig und enttäuscht. Aber auch das ist leider der Fußball“, sagt Saida abschließend.