Erndtebrück. Nach dem Weggang von Julian Kaiser suchte der TuS Erndtebrück einen neuen Co-Trainer - und fand ihn in der Jugendmannschaft. Wie tickt der neue Mann?

Laufbereitschaft, Zweikampfhärte, Torinstinkt: Das sind ein paar jener Eigenschaften, die ein Fußballtrainer gemeinhin von seinen Spielern fordert. Thorsten Lohmann muss sich dieser Tage in einer weiteren Qualität beweisen: in Geduld. Der neue Co-Trainer des Fußball-Westfalenligisten TuS Erndtebrück wartet mit seiner Mannschaft seit Saisonbeginn auf einen Sieg: vor dem Auftritt am 6. Spieltag am Sonntag (15 Uhr) gegen den SV Vestia Disteln nun schon seit fünf Spielen.

So hatte sich Lohmann sein neues Engagement am „Pulverwald“ sicher nicht vorgestellt, als er kurz nach Saisonbeginn den Job an der Seitenlinie neben Trainer Mounir Saida auch offiziell übernahm. Die Wittgensteiner suchten damals kurzfristig einen Nachfolger für Julian Kaiser, fanden den in Lohmann bei den eigenen U17-Junioren. Der 30 Jahre alte Sauerländer trainierte schon seit der vergangenen Saison die Mannschaft der JSG Erndtebrück/Birkelbach/Aue-Wingeshausen.

So geht der TuS Erndtebrück in das Spiel gegen Disteln

Der TuS Erndtebrück wartet seit nunmehr fünf Spielen auf seinen ersten Saisonsieg, wenn der Tabellenletzte am Sonntag (15 Uhr) am 6. Spieltag der Fußball-Westfalenliga den SV Vestia Disteln am „Pulverwald“ empfängt.

Der Aufsteiger aus Herten, im Klassement mit drei Punkten Vorsprung als 13. drei Positionen vor dem Tabellenletzten von der Eder, hat am Ende der vergangenen Saison als Landesliga-Zweiter über die Relegation den Durchmarsch von der Bezirks- und die Westfalenliga perfekt gemacht.

Bei Erndtebrück steht Tobias Hombach nach seiner von vier auf zwei Partien verkürzten Rot-Sperre aus dem Kreispokal wieder zur Verfügung. Simon Mack fehlt aus privaten Gründen. Admir Terzic wegen seiner Rücken-Problemen noch übers Wochenende.

Die Trainings-Verletzung von William Wolzenburg hat sich unterdessen bei einer MRT-Untersuchung als Außenbandriss herausgestellt. „Er muss aber nicht operiert werden“, sagte Trainer Mounir Saida. Wolzenburg falle bis zum Ende des Monats aus.

Der Wechsel von der Kreisliga der B-Junioren in die Westfalenliga bedeutet für Lohmann vor allem erstmal eines: viel Fahrerei. „Jede Strecke eine Stunde“, rechnet der Übungsleiter hoch. Für drei Trainingstage pro Woche plus ein Heimspiel alle 14 Tage pendelt er jetzt zwischen Eslohe und Erndtebrück, nahm in den vergangenen Wochen zudem einige Gegner im Ruhrgebiet in Augenschein. Und ist froh: „Meine Arbeitszeit lässt das zu.“ Lohmann ist gelernter Metallbauer, arbeitet seit acht Jahren im Handwerk. Kurz vor 15 Uhr ist Feierabend für ihn; dann geht es über die Höhen von Sauer- und Siegerland nach Erndtebrück.

„Ich wollte in Erndtebrück etwas anderes kennenlernen als im Hochsauerland.“

Thorsten Lohmann
Co-Trainer TuS Erndtebrück

Vor zwei Jahren hat Lohmann im SportCentrum Kaiserau des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) die Trainer-Prüfung erfolgreich absolviert, ist seither B-Lizenz-Inhaber. 2023 wechselte er dann von den U19-Junioren des BC Eslohe zum Nachwuchs vom „Pulverwald“. Damals folgte Lohmann dem Ruf des Erndtebrücker Jugend-Geschäftsführers Martin Kelber, an dessen Seite er zuvor als spielender Co-Trainer beim Hochsauerland-B-Kreisligisten SC Kückelheim/Salwey gearbeitet hatte.

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„Ich wollte in Erndtebrück etwas anderes kennenlernen als im Hochsauerland“, betont Lohmann. Der Club von der Eder habe jenseits der Kreisgrenzen weiterhin einen guten sportlichen Ruf. Der Plan des auf dem Feld eher offensiv ausgerichteten A- und B-Kreisliga-Spielers: „Ich bin bestrebt, mich im Fußball weiterzuentwickeln.“ Er habe schnell gemerkt, „dass mir die Aufgabe als Trainer lieber ist, mehr Spaß macht“, als einer erfolgreichen Karriere als Spieler hinterherzulaufen.

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Und so hatte er zur Saison 2024/25 schon als Co-Trainer beim A-Kreisligisten SG Reiste/Wenholthausen zugesagt, übrigens erneut mit Kelber, ehe Erndtebrück von Jetzt auf Gleich die Lücke an der Seite von Saida schließen musste. Das Internet-Portal „Fupa“ hatte damals genau nachgerechnet: „Lohmann wird 46 Tage nach Amtsantritt und nur zwei Pflichtspielen an der Seitenlinie der ‚Rot-Weißen‘ die SG wieder verlassen.“

„Thorsten ist sehr engagiert und akribisch.“

Mounir Saida
Trainer TuS Erndtebrück

Und nun Westfalenliga in Erndtebrück. „Man denkt ja nicht an eine solche Chance“, räumt Lohmann ein, „aber sollte sowas kommen, ist das interessant, um neue Erfahrungen zu sammeln.“ Angst habe er vor dem neuen Job und der unbekannten Westfalenliga nicht gehabt, als Holger Lerch, der Sportliche Leiter in Erndtebrück, bei ihm angefragt habe, aber: „Respekt vor der Aufgabe hatte ich schon.“ Rückhalt fand Lohmann gleich bei Trainer Saida: „Thorsten ist sehr engagiert und akribisch.“

Am ersten Spieltag saß Lohmann noch als Interims-Co-Trainer auf der TuS-Bank, als die Wittgensteiner mit 0:2 beim RSV Meinerzhagen unterlagen. Das sei das einzig richtig schlechte Spiel der Erndtebrücker bislang gewesen, blickt Saida zurück. Es folgten allerdings lediglich zwei Unentschieden und zwei Niederlagen, darunter in der Vorwoche ein 1:2 beim Vorjahres-Zweiten Holzwickeder SC. Kein Grund für Lohmann, Zuversicht und Geduld zu verlieren. Die junge Mannschaft, erklärt der Co-Trainer, müsse „weiter so ackern“, dann schaffe sie die Wende. „Irgendwann platzt der Knoten“, betont der Mann aus dem Sauerland, „da mache ich mir keine Sorgen.“