Schameder. Fußball-A-Liga: Ohne Sieg im Gepäck steht der SV am Tabellenende. Das Derby gegen den TSV Aue-Wingeshausen kommt da zum richtigen Zeitpunkt - oder?

Ein wenig unsicher und mit gesenktem Kopf schlichen die Spieler des Fußball-A-Ligisten SV Schameder am vergangenen Freitag in die Kabine des Sportheims am Flugfeld. Am Vortag hatte die Elf von Trainer René Röthig mit 1:8 unter Flutlicht gegen den FC Eiserfeld verloren – es war die vierte Niederlage im fünften Spiel seit dem Aufstieg der Wittgensteiner.

Auch interessant

Angst vor einem Straftraining mischte sich also in die kurzfristig angesetzte Einheit, die normalerweise nicht auf dem Trainingsplan stand. Doch statt abgesteckten Laufstrecken oder gar Medizinbällen wartete Trainer Röthig mit einer lockeren Runde Fußball auf seine Mannen, führte viele Gespräche und polierte das Selbstvertrauen der Schamederaner wieder auf.

„Wir machen erst Straftraining, wenn sich meine Mannschaft aufgibt.“

René Röthig
Trainer SV Schameder

„Ich habe deutlich gemacht, was ich von den Jungs in dieser Saison erwarte. Und das geht über die Ergebnisse hinaus. Wir machen erst Straftraining, wenn sich meine Mannschaft aufgibt. Das hat sie aber in Eiserfeld nicht getan, in keinem bisherigen Spiel“, macht der SV-Coach deutlich und wischt mit dieser Aussage gleichzeitig jede Frage nach Druck und schlechter Stimmung ob der Niederlagen weg. „Dafür gibt es keinen Grund. Dass diese Saison eine extreme Herausforderung wird, war uns allen klar. Hier muss keiner den Kopf in den Sand stecken.“

Auch interessant

Und wahrlich, auch wenn es sich bisher nicht in den Ergebnissen niederschlägt: Der SV spielt nicht viel schlechter als viele seiner Gegner. Lediglich – und diese Beobachtung machen viele Aufsteiger, egal in welcher Spielklasse – die Konsequenz, Kaltschnäuzigkeit und Abgebrühtheit der A-Liga-Konkurrenten ist auf einem anderen Niveau als letztes Jahr in der Kreisliga B.

Der Kontrahent: Don von der Ahe (Mitte) und sein TSV Aue-Wingeshausen wollen den Erfolgstrend fortsetzen und gegen den SV Schameder auswärts punkten. Doch der SVS dürfte etwas dagegen haben.
Der Kontrahent: Don von der Ahe (Mitte) und sein TSV Aue-Wingeshausen wollen den Erfolgstrend fortsetzen und gegen den SV Schameder auswärts punkten. Doch der SVS dürfte etwas dagegen haben. © Trabulsi | Nasser Trabulsi

Macht man sich die Mühe und stellt jede einzelne Niederlage der Schamederaner ins Schaufenster, dann fällt auf, dass nahezu jeder Misserfolg bisher vermeidbar war. Gegen Burbach führte man früh, verlor am Ende aber mit 1:3. Gegen Hickengrund hielt man lange mit, zog mit 0:1 allerdings trotzdem den Kürzeren.

Auch bei der hohen Niederlage gegen Niederschelden (1:5) war man bis zur Halbzeit ebenbürtig. „Die Erkenntnis ist, dass wir nie chancenlos waren, bis auf das Spiel in Eiserfeld“, urteilt Trainer Röthig, der das torlose Remis gegen den TuS Deuz und den starken Pokalauftritt gegen den Bezirksligisten VfL Bad Berleburg (1:2) als positive Beispiele nennt. „Es geht für uns darum, diese Leistungen kontinuierlich abzurufen. Die Tatsache, dass wir zu solchen Spielen aber im Stande sind, zeigt den Charakter. Panik haben wir keine, aber auch noch eine ganze Menge zu lernen.“

„Panik haben wir keine, aber auch noch eine ganze Menge zu lernen.“

René Röthig
SV Schameder

Sätze, die in Schameder nicht wie leere Worthüllen oder Durchhalteparolen daherkommen – am Flugfeld weiß man die Lage und sich selbst einzuschätzen. Die Ruhe und Reflektion, welche die Rot-Weißen ausstrahlen, ist bewundernswert und dient gewiss nicht nur dem Burgfrieden innerhalb des Vereins oder der Mannschaft.

Ein Derby zum richtigen Zeitpunkt?

Nun folgt für den SV Schameder am kommenden Sonntag (15 Uhr) die nächste Herausforderung – Gegner ist der Nachbar aus Aue-Wingeshausen. Der TSV ist ebenfalls schleppend in die A-Liga-Spielzeit 2024/25 gestartet und hatte mit den selben Problemen zu kämpfen wie die Schamederaner. Der Unterschied: Bei der Wester-Elf platzte am vergangenen Sonntag der Knoten, mit 4:1 besiegte man den SSV Buchen, was gleichzeitig der erste Sieg des TSV in dieser Saison war. „Der Sieg war natürlich total befreiend und gibt uns für die nächsten Wochen ein bisschen Sicherheit”, hatte Aues Stürmer Maximilian Schreiber nach dem Spiel frohlockt. Eine Sicherheit, die sich der SV Schameder noch erkämpfen muss.

Kommt das Derby also zum richtigen Zeitpunkt? „Ja und nein“, schwankt René Röthig, der natürlich um die Besonderheit eines Lokalderbys weiß und auch, dass solche Spiele Auftrieb für ein ganzes Jahr verleihen können. Aber: Dem SV fehlen wohl vier Stammkräfte, es muss umgestellt werden. „Ich vertraue allen Spielern, die auf dem Feld stehen. Wir müssen selbstbewusst und mutig ins Spiel gehen. Aue hat gefährliche Angreifer, die wir in den Griff kriegen müssen. Gelingt uns das, holen wir Punkte.“