Hesselbach/Banfe/Wilnsdorf. Viele Vereine kapitulieren angesichts der Auflagen. Leichtathletikvereine und „Papa Schlumpf“ zeigen, dass sich auch hoher Aufwand bezahlt macht.
Gelächter und glänzende Augen bei den Kindern, zufriedene Mienen bei den Trainern André Lehmann und Ralf Gütting. Die Ski-Inline-Sportler des SVO sind gestern in ihr Training gestartet, einen Monat später als normalerweise – aber immerhin.
Ein Acht-Punkte-Plan sorgt für die Einhaltung der neuen Coronaregeln, die ein Training in Fünfergruppen erlauben. Auf einer asphaltierten 800-Meter-Runde am Halberg drehen die bis 14-Jährigen des SVO ihre Runden ohne Begegnungsverkehr und haben nach Monaten der Pause ihre liebe Mühe.
Liegestütze für Pylonenberührungen werden reichlich „verteilt“, Stürze gibt es natürlich auch. Doch gejammert wird nicht.
Die Anweisung, wie sie zu fahren haben, erhalten die Kinder blechernd aus eine Bluetooth-Box, die mit dem Smartphone von André Lehmann gekoppelt ist. Der spricht seine Anweisungen aus der Entfernung, um den nötigen Abstand zu wahren, ohne dabei brüllen zu müssen – und sorgt für Gelächter, als er vorübergehend einen Filter aktiviert und wie Papa Schlumpf klingt. „Man muss kreativ sein“, findet der Trainer und Funktionär, für den die Einheit indirekt schon am Sonntag begann.
Vorarbeiten am Feiertag
„Ich habe am Sonntag schon mal zwei Stunden etwas für die Arbeit gemacht, damit ich die Zeit habe, zum Testzentrum zu fahren“, berichtet der Fischelbacher: „Außerdem habe ich schon mal Abstandsmarkierungen angebracht und Hinweise aufgehängt.“
Und wie ist es sonst um den Sportbetrieb der Vereine in Wittgenstein bestellt? Weitgehend ruhig. Einige Großvereine wie der TuS Erndtebrück und der TSV Aue-Wingeshausen haben ihre Anlagen aktuell pauschal gesperrt, doch auch sonst ist der Betrieb, der nach den Lockerungen im März mancherorts wieder begann, fast überall zum Erliegen gekommen.
Mit der Bundesnotbremse, nach der es im Kindertraining nur noch Fünfergruppen geben darf, sowie den strengen Test-Vorschriften für Trainer (siehe Infokasten), haben die meisten Vereine kapituliert.
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„Der Aufwand für die Betreuer ist einfach zu groß. Die Wege zu den Tests sind ein enormer Zusatzaufwand. Und es gehen ja sowieso nur kontaktlose Übungen“, sagt beispielsweise Carsten Roth, Jugendleiter bei den Fußballern der JSG Banfe/Banfetal, bei der es aber eine Ausnahme gibt. André Becker, Vorsitzender des VfB Banfe, zieht noch das Torwarttraining mit den Jugendlichen durch: „Der Test bedeutet für mich jedes Mal eine halbe Stunde Aufwand. Das ist mir die Sache aber wert.“
Dankbare Kinder
Selbst in der Leichtathletik, in der das Abstand halten vergleichsweise einfach ist, ist der Betrieb eingeschränkt. Bernd Walter von der LG Wittgenstein nimmt die Athleten der Leistungsgruppe sporadisch ins Einzeltraining. Regelmäßig geht es derweil bei der LG Kindelsberg Kreuztal auf den Platz, die einen hauptamtlichen Trainer beschäftigt und darüber hinaus einige pensionierte, motivierte Übungsleiter in ihren Reihen hat.
Auch Armin Kring, Trainer beim Christlichen Leichtathletikverein Siegerland in Wilnsdorf, überspringt alle Hürden, die es vor dem Anbieten des Trainings gibt. Die Sache ist ihm wichtig. „Die Kinder müssen Sport machen, die müssen gemeinsam etwas haben und erleben. Die sind froh und dankbar“, stellt Kring jeden Tag fest: „Einige sind regelrecht trainingsgeil und würden jeden Tag kommen, wenn wir das für alle anbieten könnten.“
Das Trainer-Schwergewicht bezeichnet sich als Befürworter der Vorbeugemaßnahmen in der Pandemie und des Lockdowns, kritisiert aber auch einige Details. „Mein Sohn ist Lehrer und unterrichtet drinnen. Er wird zweimal in der Woche getestet. Ich trainiere draußen, muss aber jeden Tag zum Test“, ärgert sich Kring: „Bis Ende Juni werden sich bei den Tests im Verein 1500 Euro summieren. Und ich habe von den Stäbchen bald einen dritten Ausgang in der Nase.“