Bad Berleburg/Birkelbach. Der eine Kapitän hat 18 Monate nicht gespielt, der andere seit dem Hinspiel zwischen Birkelbach und Berleburg. Im Rückspiel kehrt er zurück.

Der VfL gegen die Sportfreunde. Am Sonntag (15 Uhr) ist es wieder soweit: Derby zwischen den Berleburgern und den Birkelbachern. Geschichten darum gibt es genug. Etwa die von den „Kapitänen außer Dienst“. Christopher Geisler und Niklas Duchardt verbindet eine längere Leidenszeit und eine komplizierte Suche nach einer Diagnose. Und doch gibt es einen Unterschied: Kapitän Duchardt meldet sich rechtzeitig vor dem Spiel des Jahres zurück.

„Ich habe mir im Training eine Leistenzerrung geholt, die aber relativ schnell wieder abgeklungen ist.“ So begann der Leidensweg des Christopher Geisler, im Herbst 2021. Inzwischen füllt die Krankenakte Ordner in mehreren Praxen und Kliniken. Denn aus den Leistenproblemen – so fing es bei vielen Betroffenen an – ist eine Schambeinentzündung geworden. Eine Verletzung, unter der sich viele nicht richtig etwas vorstellen können, die sich aber schon tückisch auf viele Sportlerkarrieren ausgewirkt hat. Das Schambein ist das vordere Teil des Beckens.

Er dirigiert wieder auf dem Feld: Niklas Duchardt bestreitet Sonntag im Derby sein zweites Spiel für die Sportfreunde Birkelbach nach Verletzungspause.
Er dirigiert wieder auf dem Feld: Niklas Duchardt bestreitet Sonntag im Derby sein zweites Spiel für die Sportfreunde Birkelbach nach Verletzungspause. © Florian Runte

An etwas solch kompliziertes hatte auch Christopher Geisler nicht gedacht, als im Winter 2021/22 Saisonpause war. „Mit Schmerztabletten habe ich mich über die Zeit bis dahin gerettet“, blickt der heute 31-Jährige zurück. Nach der Spielpause wird’s sicher wieder gehen, so seine Gedanken von damals. Die sich als Irrglaube herausstellten. „Im ersten Training der Vorbereitung ging es gleich wieder los“, sagt Geisler und meint die Schmerzen, die wieder spürbar waren, sobald die Anstrengung größer wurde. Er habe dann „einfach mal ein MRT machen lassen“. Dabei kam die Schambeinentzündung ans Licht.

Niklas Duchardt: Seit dem Derby außer Gefecht

MRT-Termine kennt auch Niklas Duchardt, der mit drei Knie- und einer Schienbein-OP ebenfalls schon einiges durchgemacht hat mit seinen 26 Jahren. Er habe um einen solchen Termin gebettelt, berichtet der Mittelfeldakteur der Sportfreunde, nachdem er im Derby-Hinspiel gegen Berleburg nach 75 Minuten ausgewechselt werden musste. Dass es bis zu seinem Geburtstag im März der letzte Einsatz sein würde, ahnte Duchardt da freilich nicht. „Danach funktionierte nichts mehr so richtig“, schildert er seine Beschwerden, die nach einem langen Schritt im Zweikampf schlimmer geworden waren.

Woher die Leiden genau kamen, lässt sich bis heute nur vermuten. „Es war ein schleichender Prozess“, sagt Birkelbachs eigentlicher Kapitän, der beim damaligen 2:0-Sieg das 1:0 vorbereitet hatte. Zwei Comeback-Versuche vier Wochen später endeten nach jeweils einer knappen Viertelstunde Einsatzzeit und viel Unsicherheit aufgrund der früheren Verletzungserfahrungen mit einem Schmerz-Deja-vu.

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Interessant: Auch bei Duchardt vermuteten die Ärzte eine Schambeinentzündung. Erst besagtes MRT brachte Klarheit: „Die Schmerzen kommen aus dem Rücken. Sie halten bis heute an, aber ich bin in Behandlung.“ Mal das Becken gerade stellen, mal etwas einrenken, zu Hause Übungen mit der Faszienrolle – all das gehört zu Duchardts Alltag.

Christopher Geislers Alltag war auch ein Lernnprozess über seinen Körper. Physiotherapie, Einlagen, Entzündungshemmer, Aminosäure-Spritzen, Personal-Training, das die betroffene Muskulatur nicht belastet – all das hat bisher „nur“ dazu geführt, dass er im Alltag keine Probleme hat. Die Hoffnungen auf eine relativ schnelle Rückkehr auf den Platz sind der Vernunft gewichen, erst einmal wieder beschwerdefrei zu sein. „Es war Trial and Error. Immer wieder waren die Schmerzen wieder da; ob nach zwei Kurzeinsätzen im Februar letzten Jahres oder später nach dem zweiten oder dritten Lauftraining. Und irgendwann denkst du nicht mehr von Woche zu Woche“, sagt Geisler.

Wann Christopher Geisler sein Comeback anstrebt

„Im Moment würde ich mich freuen wie ein Schneekönig, wenn ich im April mal laufen könnte, ohne danach Probleme zu spüren“, sagt Geisler. „Auch wenn selbst die Ärzte keine Prognosen abgeben, wann ich wieder okay bin: Ich glaube, ich bin auf einem guten Weg.“ Ganz aufhören – das war für ihn bisher kein Thema. „Dafür kribbelt es noch zu sehr in den Füßen.“ Sein Plan: Zur neuen Saison wieder bei hundert Prozent sein. Der eigentliche Kapitän des VfL ist froh, dass die sportlich solide Lage der Berleburger keinen Druck ausübt, früher wieder mithelfen zu müssen.

Im Gegensatz zu Birkelbach: Die Sportfreunde brauchen jeden Punkte im Abstiegskampf und sind froh, dass Niklas Duchardt wieder an Bord ist. Nach einer Woche Marokko im Auftrag des Arbeitgebers ist er zum heutigen Abschlusstraining zurück. Das gut 30-minütige Comeback beim 2:2 gegen Serkenrode sei beschwerdefrei gelaufen, sagt der 26-Jährige, der peu á peu seine Aufenthaltsdauer auf dem Feld verlängern will. Am Sonntag, so der Birkelbacher, „habe ich aber auch nichts dagegen, wenn ich kurz vor Schluss reinkomme und das Siegtor mitbejubeln kann“.